Be 4/4 15 im letzten Betriebszustand mit Liniennummerntafeln, Dachreklametafeln und teilweise vergitterten Fenstern (Aufnahme beim Depot Oberwil).
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen

Die sechs Motorwagen Be 4/4 11 bis 16 kamen anlässlich der Fusion der Basler Vorortsbahnen im Jahr 1974 von der ehemaligen Birsigthalbahn AG (BTB) zur Baselland Transport AG (BLT). Sie wurden 1966 erbaut und waren zugleich die letzten Motorwagen, welche die BTB anschaffte.

Bei der BLT wurden 1975 die Führerstände aufgrund des durchgehenden Einmannbetriebs gegen die anschliessende Plattformen hin auf der ganzen Wagenbreite hermetisch abgeschlossen. Ferner erhielten die Wagen das BLT-Signet (weiss auf blauem Grund) sowie eine weisse Zierlinie ungefähr auf Wagenbodenhöhe. 1976 wurden Liniennummerntafeln «17» und vier Jahre später Dachreklametafeln angebracht.

1983 erforderten die teils bereits auf den Betrieb mit Strassenbahn-Rollmaterial verringerten Gleisabstände die Blockierung der meisten Seitenfenster. Einige voll öffnungsfähig belassene Übersetzfenster erhielten eine Vergitterung.

Nach der Umstellung der Strecke im Leimental von Bahn- auf Trambetrieb im September 1984 kamen alle sechs Motorwagen als Be 4/4 101I/II bis 105 zur Schmalspurbahn Aigle–Ollon–Monthey–Champéry (AOMC) 1) in der Westschweiz. Zu Testzwecken weilten der Be 4/4 12 und der Bt 22 schon ab Juli 1984 bei der AOMC. Die übrigen Fahrzeuge folgten im Herbst 1984.

Nach über dreissig Jahren endete das zweite Leben in der Romandie im Juni 2016 als Folge einer Umstellung der Fahrleitungsspannung. Zuletzt standen lediglich noch die Be 4/4 101II und 102 (ex-BLT Be 4/4 14 und 12) zusammen mit den Bt 132 und 134 in Betrieb. Die übrigen vier Motorwagen schieden bereits früher aus.

Der Verein Pro Birsigthalbahn (Pro BTB) übernahm den Be 4/4 12 (AOMC Be 4/4 102) und unterzog ihn 2018–19 einer Konservierung und äusserlichen Aufarbeitung. Der Triebwagen erinnert so als statisches Ausstellungsgut in der Remise Rodersdorf an den Bahnbetrieb im Leymental und den einheimischen Waggonbau.


1) 1999 fusionierten die vier Eisenbahngesellschaften Aigle–Leysin (AL), Aigle–Ollon–Monthey–Champéry (AOMC), Aigle–Sépey–Diablerets (ASD) und Bex–Villars–Bretaye (BVB) zur Transports Publics du Chablais (tpc). AL, ASD und BVB bildeten bereits ab 1975 eine Betriebsgemeinschaft. Dieser trat 1977 auch die AOMC bei.

Technische Daten bei Übernahme durch BLT:

Typenbezeichnung: Be 4/4
Anzahl Wagen: 6
Wagennummern: 11 bis 16
Im Linienbetrieb: 1974 bis 1984

Mechanischer Teil: SWP
Elektrische Ausrüstung: BBC
Länge über alles: 17’212 mm
Grösste feste Breite: 2’500 mm
Grösste feste Höhe: 4’050 mm
Radsatzabstand im Drehgestell: 2’000 mm
Drehgestellmittenabstand: 11’000 mm
Radsatzfolge: Bo’Bo‘
Dienstgewicht: 27’000 kg
Sitz-/Stehplätze: 44+2/76 (zusätzlich 4 Klappsitze)
Höchstgeschwindigkeit: 65 km/h

Anzahl Fahrmotoren: 4
Hersteller/Typ: BBC
Stundenleistung: 4 x 130 PS bzw. 4 x 96 kW
Übersetzungsverhältnis: 1:5,57

Bremsenelektrische Widerstandsbremse, indirekt wirkende Druckluftbremse, Handbremse

Fahrzeugporträts

Be 4/4 11

→ ex Birsigthalbahn AG (Be 4/4 11)

Übernahme: 1974
Ausmusterung: 28.09.1984

Verbleib: an AOMC (Be 4/4 105) → 2014 ausgemustert und zu Ausstellungswagen umgebaut

Be 4/4 12

→ ex Birsigthalbahn AG (Be 4/4 12)

Übernahme: 1974
Ausmusterung: 28.09.1984

Verbleib: an AOMC (Be 4/4 102) → 2016 ausgemustert → 2018 an Pro BTB (ABe 4/4 12)

Be 4/4 13

→ ex Birsigthalbahn AG (Be 4/4 13)

Übernahme: 1974
Ausmusterung: 28.09.1984

Verbleib: an AOMC (Be 4/4 103) → 2014 ausgemustert und zu Ausstellungswagen umgebaut

Be 4/4 14

→ ex Birsigthalbahn AG (Be 4/4 14)

Übernahme: 1974
Ausmusterung: 28.09.1984

Verbleib: an AOMC (Be 4/4 101II) → 2016 ausgemustert → 2018 an …

Be 4/4 15

→ ex Birsigthalbahn AG (Be 4/4 15)

Übernahme: 1974
Ausmusterung: 28.09.1984

Verbleib: an AOMC (Be 4/4 101I) → 1985 ausgemustert (nach Brand) → 1988 abgebrochen

Be 4/4 16

→ ex Birsigthalbahn AG (Be 4/4 16)

Übernahme: 1974
Ausmusterung: 28.09.1984

Verbleib: an AOMC (Be 4/4 104) → 11.2007 abgebrochen

Zuletzt aktualisiert am 3. Dezember 2022 von Dominik Madörin