B 1405 im letzten Betriebszustand vor dem BVB-Depot Dreispitz. Aufnahme vom 23. Februar 1994.
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 35.80)

In den Vierzigerjahren bestand bei den damaligen Basler Strassenbahnen (B.St.B.) nicht nur ein Mangel an modernen Motorwagen, der zur Beschaffung der Ce 4/4 401–422 führte, sondern auch an Anhängewagen. Überdies waren die vorhandenen Zwei- und Dreiachser für Geschwindigkeiten bis zu 60 km/h, die sich mit den neuen Motorwagen erreichen liessen, nicht geeignet. Deshalb mussten 15 passende Grossraum-Anhängewagen beschafft werden. Das Parlament stimmte dem entsprechenden Kreditbegehren in Höhe von Fr. 1’575’000.– am 13. Juni 1946 zu.

Wenige Jahre zuvor entwickelte der Verband Schweizerischer Transportanstalten (VST) einen neuen Standard-Anhängewagentyp (Typ A). Auch die C4 1401–1415 orientierten sich an diesem Standard. Konstruktiv neu war das Prinzip des selbsttragenden Wagenkastens. Der Bodenrahmen bestand aus Stahl, Kastengerippe, Beplankung und Dach aus Leichtmetall. Auch für den Fahrgast begann eine neue Epoche: Das Wageninnere war nicht mehr durch Trennwände unterteilt sondern ein einziger grosser Raum (Grossraumwagen). Der Einstieg befand sich hinten, so dass am sitzenden Billeteur vorbei nach vorne gegangen werden musste (Fahrgastflusssystem nach Peter Witt).

Die von den Flug- und Fahrzeugwerken Altenrhein AG (damals noch Dornier-Werke AG) entwickelten, extrem leichten Drehgestelle verfügten über gefederte SAB-Räder und Klotzbremse. Die Wiegebalken mit den Drehzapfen und den Kastentragrollen, auf denen der Wagenkasten ruhte, waren mit Längsblatt- und Schraubenfedern auf den zentralen Drehgestell-Querträger abgestützt. Die Drehgestelle ermöglichten eine Höchstgeschwindigkeit von 60 km/h, wofür jedoch automatische Türen mit entsprechend höherer Sicherheit unumgänglich waren. Ähnliche Fahrzeuge wurden auch nach Zürich, Bern und Genf geliefert.

Grossraum-Anhängewagen der Serie C4 1401ff. im Rohbau bei den Flug- und Fahrzeugwerken Altenrhein AG.
© BVB (Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen)
Das Endprodukt: C4 1401 im Ablieferungszustand mit Senkfenstern.
© BVB (Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen)

Technische Daten bei Inbetriebsetzung:

Typenbezeichnung: C4
Anzahl Wagen: 15
Wagennummern: 1401 bis 1315
Im Linienbetrieb: 1947 bis 2001

Erbauer: DWA bzw. FFA
Anschaffungskosten/Wg.: CHF 109’000.–
Länge über alles: 13’750 mm
Grösste feste Breite: 2’200 mm
Höhe über Dach: 3’170 mm
Radsatzabstand im Drehgestell: 1’625 mm
Drehgestellmittenabstand: 6’400 mm
Taragewicht: 9’300 kg
Sitz-/Stehplätze: 26+1/79
Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h

Bremsen: indirekt wirkende Druckluftbremse, Solenoidbremse, Magnetschienenbremse, mechanische Handbremse

Spätere Änderungen (Auswahl):

  • um 1949: Neue Trittbretter mit Gitterrost
  • 1960–1961: Ausbau Solenoidbremse
  • ab 1962: Entfernung des vorderen Handrades für Handbremse, neue Sitzflächen aus Pagholz®
  • 1965–1966: Einrichtungen für billeteurlosen Betrieb mit Türautomatik
  • 1969–1973: Modernisierung (Ausbau Billeteursitz, neue Fenster, Fluoreszenzröhren-Beleuchtung, neue Heizung, Dachwerbetafeln)
  • Ab 1981: Gepolsterte Sitze (B 1401, 1404, 1406, 1408, 1410, 1411, 1413, 1414)
  • Ab 1985: Demontage der hinteren Kupplungseinrichtungen (B 1409–1415)

Als am 22. November 1947 der erste Vierachsanhänger (C4 1401) in Basel eintraf, standen dafür noch keine passenden Motorwagen zur Verfügung. Die neuen Anhänger verkehrten deshalb zuerst hinter eigens dazu angepassten Zweiachsern (Ce 2/2 164, 167–169 und 201–206) auf der Linie 18. Zuerst waren sie im Depot Dreispitz beheimatet, welches damals keine Wendeschlaufe besass. Auf der abendlichen Fahrt ins Depot befuhren die Kurse den Gleiswechsel bei der Heiliggeistkirche und fuhren von dort rückwärts ins Depot.

Innenaufnahme vor der Modernisierung. Im hinteren Wagenteil ist der Billeteursitz erkennbar.
© BVB (Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen)

Nach Eintreffen der Ce 4/4 401–422 kamen die C4 1401–1415 um 1949 ins Depot Allschwilerstrasse und liefen auf der Linie 6. Ab 1961 (nach dem Eintreffen der ersten luftgefederten Anhänger B 1416 ff.) wurden sie auf die Linie 3 verdrängt, welcher sie während vieler Jahre treu blieben.

Ab Herbst 1986 wurden die B 1401–1408 wieder dem Depot Dreispitz für Einsatzkurse auf der Linie 11 (Aeschenplatz–Surbaum) zugeteilt (hinter Be 4/6 201–230 der BLT!). Dieselben Kompositionen verkehrten auch auf Messe-Einsatzlinien.

Die Übernahme der Linie 11 durch die Baselland Transport AG (BLT) und ein vermehrter Einsatz von DÜWAG-Doppeltraktionen führte 1994 zu einem Anhänger-Überstand, weshalb sechs Wagen an die BLT (B 1404 und 1408, später 1304 und 1305) bzw. an die damaligen Städtischen Verkehrsbetriebe Bern (SVB) verkauft wurden (siehe B 341–343). Der Restbestand wurde im Sommer 2001 ausgemustert und wanderte nach Belgrad aus.

2012 endete der Einsatz von Anhängewagen bei der BLT und der schon längere Zeit abgestellte B 1304 (ex BVB-B 1404) kam ebenfalls nach Belgrad. Auf  Initiative des Tramclub Basel (TCB) fand jedoch der B 1305 (ex BVB-B 1408) den Weg zu den BVB zurück. 2019 aufgearbeitet bildet er seit 2020 als Museumswagen zusammen mit dem Be 4/4 413 den historischen Basler Standardwagen-Zug.

B 1408
Der B 1408 bildet seit 2020 als Museumswagen zusammen mit dem Be 4/4 413 den historischen Basler Standardwagen-Zug. Aufgrund höherer Haltekanten musste das hintere Trittbrett angeschrägt werden. © Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. D8C_9579)

Fahrzeugporträts

C4 1401

→ ab 1956 B4 1401, ab 1961 B 1401

Inbetriebsetzung: 22.11.1947
Ausmusterung: 25.06.2001

Verbleib: an GSP, RS-Beograd (Aw 1401)

1971–72: Modernisierung

C4 1402

→ ab 1956 B4 1402, ab 1961 B 1402

Inbetriebsetzung: 02.12.1947
Ausmusterung: 28.03.1994

Verbleib: an SVB (B 341) → 11.1999 an BLT (B 341, keine Inbetriebnahme) → 08.2001 an GSP, RS-Beograd (Nr. 1403)

1970–71: Modernisierung

C4 1403

→ ab 1956 B4 1403, ab 1961 B 1403

Inbetriebsetzung: 12.01.1948
Ausmusterung: 28.03.1994

Verbleib: an SVB (B 342) → 11.1999 an BLT (B 342, keine Inbetriebnahme) → 08.2001 an GSP, RS-Beograd (Nr. 1406)

1969–70: Modernisierung

C4 1404

→ ab 1956 B4 1404, ab 1961 B 1404

Inbetriebsetzung: 06.02.1948
Ausmusterung: 13.10.1994

Verbleib: an BLT (B 1404, ab 01.2000 B 1304) → 08.2012 an GSP, RS-Beograd (Aw 1304, ab 2013 Aw 1443)

1972: Modernisierung

C4 1405

→ ab 1956 B4 1405, ab 1961 B 1405

Inbetriebsetzung: 07.02.1948
Ausmusterung: 26.09.2001

Verbleib: an GSP, RS-Beograd (Aw 1405)

1970–71: Modernisierung

C4 1406

→ ab 1956 B4 1406, ab 1961 B 1406

Inbetriebsetzung: 01.03.1948
Ausmusterung: 28.03.1994

Verbleib: an SVB (B 343) → 11.1999 an BLT (B 343, keine Inbetriebnahme) → 08.2001 an GSP, RS-Beograd (Nr. 1404)

1972: Modernisierung

C4 1407

→ ab 1956 B4 1407, ab 1961 B 1407

Inbetriebsetzung: 07.04.1948
Ausmusterung: 25.06.2001

Verbleib: an GSP, RS-Beograd (Aw 1407)

1970: Modernisierung
1992 bis 1992: Ganzwerbung «transform»

C4 1408

→ ab 1956 B4 1408, ab 1961 B 1408

Inbetriebsetzung: 08.04.1948
Ausmusterung: 30.06.1994

Verbleib: an BLT (B 1408, ab 01.2000 B 1305) → 2012 an BVB (B 1305, ab 2019 B 1408)

1971: Modernisierung
1992 bis 1992: Ganzwerbung «transform»

C4 1409

→ ab 1956 B4 1409, ab 1961 B 1409

Inbetriebsetzung: 06.07.1948
Ausmusterung: 25.06.2001

Verbleib: an GSP, RS-Beograd (Aw 1409)

1971: Modernisierung

C4 1410

→ ab 1956 B4 1410, ab 1961 B 1410

Inbetriebsetzung: 07.07.1948
Ausmusterung: 25.06.2001

Verbleib: an GSP, RS-Beograd (Aw 1410)

1972: Modernisierung

C4 1411

→ ab 1956 B4 1411, ab 1961 B 1411

Inbetriebsetzung: 26.08.1948
Ausmusterung: 25.06.2001

Verbleib: an GSP, RS-Beograd (Aw 1411)

1972–73: Modernisierung

C4 1412

→ ab 1956 B4 1412, ab 1961 B 1412

Inbetriebsetzung: 26.08.1948
Ausmusterung: 25.06.2001

Verbleib: an GSP, RS-Beograd (Aw 1412)

1971: Modernisierung

C4 1413

→ ab 1956 B4 1413, ab 1961 B 1413

Inbetriebsetzung: 06.10.1948
Ausmusterung: 25.06.2001

Verbleib: an GSP, RS-Beograd (Aw 1413)

1972: Modernisierung

C4 1414

→ ab 1956 B4 1414, ab 1961 B 1414

Inbetriebsetzung: 02.10.1948
Ausmusterung: 28.03.1994

Verbleib: an SVB (keine Inbetriebnahme) → 06.1998 abgebrochen

1971: Modernisierung

C4 1415

→ ab 1956 B4 1415, ab 1961 B 1415

Inbetriebsetzung: 01.10.1948
Ausmusterung: 25.06.2001

Verbleib: an GSP, RS-Beograd (Aw 1415)

1971: Modernisierung

Zuletzt aktualisiert am 28. Dezember 2022 von Dominik Madörin