Im Rahmen der Jubiliäumsfeierlichkeiten «100 Jahre BVB» weilte der MGT6D Nr. 500 der Halleschen Verkehrs-AG (HAVAG) in Basel (Barfüsserplatz, 1. September 1995).
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 851.40)

Im Rahmen des Jubiläums «100 Jahre BVB» im Jahre 1995 boten die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) eine Fülle von Veranstaltungen. Die aufwändigste Attraktion war die Jubiläums-Ausstellung im «Hans Huber-Saal», der seinerzeitigen Nebenhalle des Tramdepots Wiesenplatz.

Ein Bereich der Ausstellung trug den Titel «Das Tram der Zukunft» und diente primär verschiedenen Firmen aus dem In- und Ausland als Plattform für die Präsentation ihrer neusten Fahrzeug-Entwicklungen. Das Motto zu jener Zeit lautete zweifelsohne «Niederflur um jeden Preis». Schindler Waggon AG (SWP) war beispielsweise mit einer Maquette des Cobra vertreten, Veyey Technologies mit einem Modell des später gescheiterten Konzepts «Urbos».

Star der Ausstellung war jedoch der MGT6D in Form des Wagens Nr. 500 der Halleschen Verkehrs-AG (HAVAG). Dieser Fahrzeugtyp wurde zu Beginn der Neunzigerjahre von den meterspurigen Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG (BOGESTRA) in enger Zusammenarbeit mit den Lieferfrimen DUEWAG AG und Siemens AG 1) entwickelt. Es handelte sich dabei um einen dreiteiligen Stadtbahn-Gelenkwagen mit einem Niederfluranteil von 70%.

An den Wagenenden der knapp 30 m langen Zweirichtungswagen lag der Wagenboden auf einer Höhe von 560 mm über der Schienenoberkante (SOK). Darunter lagen die beiden Triebdrehgstelle in spezieller Bauart mit geringer Höhe und jeweils zwei vollabgefederten Drehstrom-Antrieben.

Im Niederflurbereich befand sich die Fussbodenhöhe auf 300 mm über SOK. In diesem Bereich waren auch sämtliche Türen und die beiden Gelenke angeordnet. Der Mittelwagen ruhte auf zwei nicht angetriebenen Einzelachs-Einzelradfahrwerken (EEF). Die beiden selbstlenkenden Räder eines EEF waren dabei mit einer Lenkstange zu Losradpaaren verbunden.

1992 konnte das erste Fahrzeug an die BOGESTRA geliefert werden. Bald interessierten sich weitere Verkehrsbetriebe für diesen Fahrzeugtyp. Für Halle an der Saale (DE) wurde 1992 bzw. 1994 je ein Fahrzeug der BOGESTRA-Serie entnommen und mit der Nummer 500 bzw. 501 in den Bestand eingereiht. Es waren die ersten neu gebauten Fahrzeuge für einen Verkehrsbetrieb in den neuen deutschen Bundesländern überhaupt. Die HAVAG entschied sich später für den Kauf weiterer 60 Fahrzeuge dieses Typs, wogegen die Wagen 500 und 501 2014 für 1,6 Mio. Euro nach Brandenburg an der Havel (DE) weitergereicht wurden.

Technische Daten bei Inbetriebsetzung:

Anzahl Wagen: 1
Wagennummer: 500
Inbetriebsetzung: 1992

Mechanischer Teil: DUEWAG AG
Elektrische Ausrüstung: Siemens AG
Länge über alles: 29’858 mm
Grösste feste Breite: 2’300 mm
Grösste feste Höhe: k. A.
Radpaarabstand im Triebfahrwerk: 1’800 mm
Radsatzfolge: Bo’1’1’Bo‘
Dienstgewicht: ca. 32’000 kg
Sitz-/Stehplätze: 72+1/100
Höchstgeschwindigkeit: 70 km/h

Anzahl Fahrmotoren: 4
Hersteller/Typ: k. A.
Stundenleistung: 4 x 105 kW bzw. 143 PS
Übersetzungsverhältnis: 1:5,49

Bremsen: elektrische Rekuperationsbremse, elektro-hydraulische Scheibenbremse, Magnetschienenbremse, Federspeicher-Feststellbremse

Vom 25. August bis am 9. September 1995 absolvierte der MGT6D Nr. 500 einen zweiwöchigen Probebetrieb mit Fahrgästen als Regelkurs auf der Linie 1.
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 851.28)

Der HAVAG-MGT6D Nr. 500 weilte vom 15. August bis am 11. September 1995 in Basel. Zwischen dem 25. August und dem 9. September 1995 absolvierte er einen zweiwöchigen Probebetrieb mit Fahrgästen als Regelkurs auf der Linie 1. Ebenso war er beim grossen Jubiläums-Fahrzeugkorso vom 3. September 1995 mit von der Partie.

Der Transport von Halle nach Basel und zurück erfolgte auf der Strasse. Für den Einsatz in Basel waren nur wenige Anpassungen vorzunehmen. Unter anderem musste der Wagenkasten leicht höher gesetzt werden, um ein Anschlagen an Haltestellenkanten zu vermeiden. Ein freizügiger Einsatz war trotzdem nicht möglich – zahlreiche Strecken und Radien unter 15 m blieben für den 2’300 mm breiten MGT6D mit einem Fahrverbot belegt.


1) 1989 übernahm der Siemens-Konzern die Aktienmehrheit der DUEWAG AG. 1999 wurde die DUEWAG AG eine einhundertprozentige Tochter von Siemens mit dem Namen Siemens Duewag Schienenfahrzeuge GmbH, Krefeld. Ab 2002 war das Werk vollständig Teil der damaligen Siemens Verkehrstechnik.

Fahrzeugporträt

MGT6D Nr. 500

→ Hallesche Verkehrs-AG (Nr. 500)

Vorführfahrten vom 25.08. bis 09.09.1995

Zuletzt aktualisiert am 13. November 2021 von Dominik Madörin