Diese Aufnahme zeigt zehn der zwölf fabrikneuen Motorwagen der Serie Ce 2/2 1–12 und datiert vermutlich vom 29. April 1895. An diesem Tag – eine Woche vor Betriebseröffnung – erprobten die B.St.B. vier Stunden lang den fahrplanmässigen Betrieb ohne Fahrgäste. Das Bild entstand allerdings nicht in der Clarastrasse, sondern in der damaligen Bahnhofstrasse gegenüber dem alten Badischen Bahnhof (heute Riehenring).
© Werkaufnahme S&H (Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen)

Die zwölf ersten, zwischen 1895 und 1898 abgelieferten Motorwagen der Basler Strassenbahnen (B.St.B.) hatten nur einen einzigen zentral im Untergestell angeordneten Motor von etwa 15 PS Leistung, der über Ketten beide Achsen antrieb. Für die Konstruktion und die elektrische Ausrüstung der Ce 2/2 1–12 war Siemens & Halske verantwortlich. Der Bau des mechanischen Teils wurde jedoch an die Schweizerische Industriegesellschaft in Neuhausen (SIG) untervergeben, die damals die einzige Waggonbaufabrik in der Schweiz war.

Die zierlichen Fahrzeuge entsprachen durchaus dem Stand der Technik und waren – so modern sie für jene Zeit auch sein mochten – recht einfach konstruiert. Der Wagenkasten bestand aus Holz und war mit Stahlblech verkleidet. Er verfügte über fünf herablassbare Seitenfenster mit senkbaren Sonnenschutzblenden (Holzjalousien) sowie über ein Laternendach mit aufgesetztem Lyrabügel und Blitzschutzvorrichtung. Die offenen Plattformen hatten gerade Stirnwände. Die gefederten Zentralpuffer waren direkt am Stossbalken angebracht. Zum Kuppeln mit einem anderen Wagen (im Störungsfalle) waren eine stets mitgeführte Kuppelstange und Steckbolzen zu verwenden.

Die nach dem Motortyp LDo-Wagen genannten Zweiachser erwiesen sich rasch als untermotorisiert. Die Holzkonstruktion des Wagenkastens sowie die Kastenlängsträger waren den Belastungen nicht gewachsen und mussten verstärkt werden. Ein grosser Nachteil war auch das Fehlen einer elektrischen Widerstandsbremse; die Wagen mussten im Regelbetrieb mit einer auf vier Bremsklötze wirkenden Handbremse gebremst werden. Trotzdem gaben die B.St.B. 1896 für neue Linien «selbstredend die bewährten Einmotorwagen» in Auftrag. Geordert wurden zunächst sechs Wagen für die Wettsteinlinie und unmittelbar später weitere acht Exemplare. Die Ce 2/2 13–26 unterschieden sich leicht von ihren Vorgängern und verfügten insbesondere über eine elektrische Widerstandsbremse. Die unter den Längssitzen angeordneten Anfahr- und Bremswiderstände konnten sogar für die Wagenheizung herangezogen werden. Längsträger und Plattformen waren stärker ausgeführt.

Technische Daten bei Inbetriebsetzung:

Typenbezeichnung: Ce 2/2
Anzahl Wagen: 31
Wagennummern: 1 bis 12, 13 bis 26, 45 bis 49
Im Linienbetrieb: 1912 bis 1967

Mechanischer Teil: SIG
Elektrische Ausrüstung: S&H
Anschaffungskosten/Wg.: CHF 13’900.– (Nrn 1 bis 12), CHF 14’825.– (Nrn. 13 bis 26 und 45 bis 49)

Länge über alles: 7’180 mm
Grösste feste Breite: 2’000 mm
Grösste feste Höhe: 3’400 mm
Radsatzabstand: 1’515 mm
Radsatzfolge: B
Dienstgewicht: 5’100 kg (Nrn . 1 bis 12), 5’500 kg (Nrn. 13 bis 26), 6’350 kg (Nrn. 45 bis 49)
Sitz-/Stehplätze: 16/11
Höchstgeschwindigkeit: 20 km/h

Anzahl Fahrmotoren: 1
Hersteller/Typ: S&H LDo
Stundenleistung: 1 x 15 PS bzw. 1 x 11 kW
Übersetzungsverhältnis: 1:3,7

Bremsen: elektrische Gegenstrombremse, elektrische Widerstandsbremse (Nrn. 13 bis 26), Handbremse

Mitte Januar 1898 bestellte die Basler Strassenbahnverwaltung fünf weitere Motorwagen der einmotorigen Bauart. Grundsätzlich entsprachen die Ce 2/2 45–49 weitgehend den Ce 2/2 1–12. Die U-Eisen der Wagenkasten-Längsträger waren jedoch derart verlängert und verstärkt, dass ein Absenken der Plattformen dauerhaft vermieden werden konnte. Diese Änderungen schlugen sich deutlich im Leergewicht nieder.

Zwischen 1903 und 1908 – also bereits nach nur wenigen Betriebsjahren – wurden die meisten LDo-Motorwagen zu Anhängewagen umgebaut. Einige Exemplare wurden ab 1914 abgebrochen oder fanden als Dienstfahrzeug weitere Verwendung. Sechs Motorwagen aus der zweiten Serie von 1897 (Ce 2/2 13, 15, 16, 21, 23 und 26) blieben in der Betriebsreserve und erhielten zwischen 1914 und 1918 die neuen Nummern 1 bis 6. Der letzte davon wurde per 1. Juni 1921 als Personen-Motorwagen ausser Betrieb genommen.

Der Nachwelt blieb keiner der ersten Basler Strassenbahnwagen erhalten. Teile eines Untergestells fanden für die Rekonstruktion des Replika-Anhängers C 309 Verwendung. Der 1970 vorgestellte Ce 2/2 4 (ex Be 2/2 30) ist einem LDo-Motorwagen nachempfunden und vermittelte im Betrieb einen guten Eindruck von der beschwerlichen Arbeit eines Wagenführers auf der offenen Plattform.

Spätere Änderungen (Auswahl):

  • um 1896: Ausbau der (mangelhaften) elektrischen Heizung (Ce 2/2 1–12)
  • 1898–1899: Plattformverstärkung, Ersatz Fensterrahmen (Ce 2/2 1–12)
  • um 1899: Plattformbeleuchtung und/oder Signalleuchtenkästen
  • um 1903: Einbau von Sandern (Ce 2/2 13–26)
  • 1909: Montage von drehbaren Liniennummernschildern (verbliebene Ce 2/2)

Fahrzeugporträts

Ce 2/2 1

Inbetriebsetzung: 1895
Ausmusterung: –

Verbleib: 1904 Umbau in C 205

um 1903: Einbau von Sandern

Ce 2/2 2

Inbetriebsetzung: 1895
Ausmusterung: –

Verbleib: 1903 Umbau in C 206

Ce 2/2 3

Inbetriebsetzung: 1895
Ausmusterung: –

Verbleib: 1904 Umbau in C 207

um 1903: Einbau von Sandern

Ce 2/2 4

Inbetriebsetzung: 1895
Ausmusterung: –

Verbleib: 1904 Umbau in C 208

Ce 2/2 5

Inbetriebsetzung: 1895
Ausmusterung: –

Verbleib: 1905 Umbau in C 209

11.1901: Stirnwandverglasung
um 1903: Einbau von Sandern

Ce 2/2 6

Inbetriebsetzung: 1895
Ausmusterung: –

Verbleib: 1905 Umbau in C 210

um 1903: Einbau von Sandern

Ce 2/2 7

Inbetriebsetzung: 1895
Ausmusterung: –

Verbleib: 1905 Umbau in C 211

um 1903: Einbau von Sandern

Ce 2/2 8

Inbetriebsetzung: 1895
Ausmusterung: –

Verbleib: 1905 Umbau in C 212

Ce 2/2 9

Inbetriebsetzung: 1895
Ausmusterung: –

Verbleib: 1907 Umbau in C 214

um 1903: Einbau von Sandern

Ce 2/2 10

Inbetriebsetzung: 1895
Ausmusterung: –

Verbleib: 1907–1908 Umbau in C 217

um 1903: Einbau von Sandern

Ce 2/2 11

Inbetriebsetzung: 1895
Ausmusterung: –

Verbleib: 1907 Umbau in C 216

um 1903: Einbau von Sandern

Ce 2/2 12

Inbetriebsetzung: 1895
Ausmusterung: –

Verbleib: 1908 Umbau in C 215

Ce 2/2 13

→ ab 1916 Ce 2/2 6

Inbetriebsetzung: 14.04.1897
Ausmusterung: –

Verbleib: 1923 Umbau in C 250

1913–1916: Hilfsmotorwagen Depot Allschwilerstrasse (nicht umbezeichnet)
01.1918: Stirnwandverglasung

Ce 2/2 14

Inbetriebsetzung: 04.1897
Ausmusterung: –

Verbleib: 10.–20.04.1912 Umbau zu Hilfswagen Xe 2/2 14 (ab 1916 Xe 2/2 581)

1903–1905: Geschwindigkeitsmesser
1904: Verlegung der Widerstände auf das Dach
?: Stirnwandverglasung (evt.)

Ce 2/2 15

→ ab 1916 Ce 2/2 1

Inbetriebsetzung: 15.04.1897
Ausmusterung: 01.06.1921

Verbleib: 1923–1927 Wartehütte Depot Allschwilerstrasse, anschliessend abgebrochen

01.1918: Stirnwandverglasung

Ce 2/2 16

→ ab 1916 Ce 2/2 2

Inbetriebsetzung: 14.04.1897
Ausmusterung: –

Verbleib: 1923 Umbau in C 294

1905: Verlegung der Widerstände aufs Dach
02.1918: Stirnwandverglasung

Ce 2/2 17

Inbetriebsetzung: 14.04.1897
Ausmusterung: –

Verbleib: ab 20.10.1915 Hilfswagen Xe 2/2 582

um 1905: Verlegung der Widerstände aufs Dach

Ce 2/2 18

Inbetriebsetzung: 14.4.1897
Ausmusterung: 19.11.1913

Verbleib: Wagenkasten abgebrochen, Untergestell und Motor 1916 für Xe 2/2 584 (ex Ce 2/2 24)

Ce 2/2 19

Inbetriebsetzung: 04.1897
Ausmusterung: –

Verbleib: 1908 Umbau in C 219

Ce 2/2 20

Inbetriebsetzung: 15.04.1897
Ausmusterung: –

Verbleib: 1908 Umbau in C 218

Ce 2/2 21

→ ab 10.11.1913 Ce 2/2 4

Inbetriebsetzung: 15.04.1897
Ausmusterung: –

Verbleib: 1923 Umbau in C 248

03.1918: Stirnwandverglasung

Ce 2/2 22

Inbetriebsetzung: 14.04.1897
Ausmusterung: –

Verbleib: ab 1915 Hilfswagen Xe 2/2 583 → 20.12.1923–02.01.1924 Umbau zu Xe 2/2 580

Ce 2/2 23

→ ab 1913…1916 Ce 2/2 3

Inbetriebsetzung: 15.04.1897
Ausmusterung: –

Verbleib: 1923 Umbau in C 295

01.1902: Stirnwandverglasung

Ce 2/2 24

Inbetriebsetzung: 14.04.1897
Ausmusterung: –

Verbleib: ab 1915 Materialwagen Xe 2/2 584 → 18.02.–26.06.1916 Umbau zu Xe 2/2 585

01.1901: Stirnwandverglasung
um 1905: Verlegung der Widerstände aufs Dach

Ce 2/2 25

Inbetriebsetzung: 14.04.1897
Ausmusterung: –

Verbleib: 1907 Umbau in C 213

Ce 2/2 26

→ ab 23.10.1915 Ce 2/2 5

Inbetriebsetzung: 15.04.1897
Ausmusterung: –

Verbleib: 1923 Umbau in C 249

05.1918: Stirnwandverglasung

Ce 2/2 45

Inbetriebsetzung: 08.07.1898
Ausmusterung: –

Verbleib: 1912 Umbau in C 45 (ab 1918 C 296)

Ce 2/2 46

Inbetriebsetzung: 29.06.1898
Ausmusterung: –

Verbleib: 1909 Umbau in C 46 (ab 1918 C 297)

Ce 2/2 47

Inbetriebsetzung: 02.07.1898
Ausmusterung: –

Verbleib: 1911 Umbau in C 47 (ab 1918 C 298)

1907: Einfache Stirnwandverglasung

Ce 2/2 48

Inbetriebsetzung: 01.07.1898
Ausmusterung: –

Verbleib: 1912 Umbau in C 48 (ab 1918 C 299)

1909: Einbau von Frischlstromheizkörpern

Ce 2/2 49

Inbetriebsetzung: 12.07.1898
Ausmusterung: –

Verbleib: 1911 Umbau in C 249 (ab 1918 C 300)

Ende 1909: Einbau von Frischlstromheizkörpern

Zuletzt aktualisiert am 11. Januar 2024 von Dominik Madörin