Edelweiss Express

Mitte der Neunzigerjahre bestand in Basel scheinbar ein grosses Bedürfnis nach einer originellen Tramkomposition, um die Fahrgäste «in die Romantik vergangener Zeiten» zu entführen. ¹) Dank der Unterstützung durch die oberste Führung der Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) und mit Zuschüssen privater Geldgeber konnte der historische Einrichtungs-Motorwagen Be 2/2 205 zusammen mit dem dreiachsigen Anhänger B³ 1308 zum «Edelweiss Express» umfunktioniert werden.

Um «allen Komfortfragen Rechnung zu tragen» wurde in den Motorwagen eine Stehbar eingebaut. Lediglich die beiden Sitze über den Sandkästen blieben erhalten. Stehende Fahrgäste waren 20 zugelassen. Stereoanlage und Kühlschränke ergänzten die neue Ausstattung. Die Leuchtstoffröhren-Innenbeleuchtung wich nostalgischen Glühlampen und der Aussenanstrich wechselte von BVB-Grün auf Dunkelblau.

Der Anhänger erhielt wieder seine alte Nummer 708 zurück. Das Wageninnere – mit Teppichen ausgelegt – wurde durch Ausbau der Sitzbänke und Ersatz durch rund zwanzig gepolsterte Einzelstühle zur «Show-Bühne». Serviceabteil, Kühlboxen und Stereoanlage durften ebenfalls nicht fehlen. Der neue, dunkelblaue Aussenanstrich war passend zum Motorwagen ausgeführt.

Rollout der «edlen Nostalgie-Tram-Kombination» war am Montag, 20. Mai 1996, natürlich mit Taufakt durch einen prominenten ex-Fussballstar des FC Basel. Der «einzigartig renovierte Tramzug» stand nun für gut betuchte Kunden bereit und lud zu einer Fahrt durch «die schöne Stadt Basel». Die erhoffte Nachfrage hielt sich jedoch in engen in Grenzen, trotz dem Versprechen, «Privat- und Firmenanlässe sowie Werbefahrten an Bord des EDELWEISS EXPRESS [würden] zum unvergesslichen Erlebnis». Auch die Präsentation des Be 2/2 205 auf einem kurzen Gleisstück in der Rosentalhalle während der Schweizer Mustermesse 1997 (28. Februar bis 9. März) vermochte das Vermietungsgeschäft nicht anzukurbeln.

Am 18. August 2004 fiel der Anhänger B³ 708 einem Brand im Depot Wiesenplatz zum Opfer und wurde irreparabel beschädigt. Der Be 2/2 205 war seit November 2003 schadhaft im Depot Dreispitz abgestellt und blieb somit vom Feuer verschont. Mangels passendem Anhänger wurde er jedoch auf einen Schlag arbeitslos und im November 2006 ausgemustert. Nach dem Ausbau noch verwertbarer Teile erfolgte ein spektakulärer, nicht ganz fachgerecht durchgeführter Transport zum Schrotthändler, womit eines der überflüssigsten Kapitel der Basler Tramgeschichte einen endgültigen Abschluss fand.

¹) Kursiv gesetzte Zitate aus der offiziellen Werbebroschüre oder der Tagespresse.