Wagen 916 kurz vor Revision und Umlackierung von Orange in BVB-Grün.
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 152.100)

Eine zweite Serie von zehn Gelenktrolleybussen mit den Betriebsnummern 911 bis 920 empfingen die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) im Jahre 1975. Mit diesen modernen Fahrzeugen konnte unter anderem der gestiegene Bedarf infolge der Verlängerung der Trolleybuslinie 34 von der damaligen Endhaltestelle Käferholzstrasse bis zur Habermatten gedeckt werden. Gleichzeitig konnten die BVB die zu kleinen und veralteten Fahrzeuge mit den Nummern 350 und 351, 354 und 355 sowie 356 aus dem Betrieb nehmen.

1971 einigten sich die im Verband Schweizerischer Transportunternehmungen (VST) zusammengeschlossenen öffentlichen Verkehrsbetriebe – unter Berücksichtigung der bisherigen Betriebserfahrungen mit älteren Fahrzeugtypen – auf eine Standardbauweise für Busse mit dem Ziel, die Kosten bei der Beschaffung zu senken. Die FBW-Werke in Wetzikon sahen sich in der Lage, die besonderen Anforderungen einer Standardbauweise umsetzen und entsprechende Komponenten wie Chassis und Achsen sowohl für Auto- als auch für Trolleybusse mit oder ohne Gelenk liefern zu können.

Eine Arbeitsgemeinschaft, bestehend aus den Firmen Brown, Boveri & Cie. (BBC) und Société Anonyme des Ateliers de Sécheron (SAAS), zeichnete verantwortlich für die Herstellung und Montage des Antriebsmotors und der elektrischen Ausrüstung. Vom aufwändigen Zweimotorenantrieb der Vorgängerserie (Wagen Nrn. 901–910) wurde wieder Abstand genommen. Zum Einbau kam lediglich ein Elektromotor mit einer Leistung von 166 kW (226 PS), der die mittlere Aussenplanetenachse antrieb. Eine moderne, wartungsfreie Gleichstromsteller-Steuerung (sogenannter «Chopper») sorgte für sanftes Anfahren und ruckfreies Bremsen.

Für Fahrten ohne Fahrleitung war ein im Nachläufer untergebrachtes, gut dimensioniertes Hilfsfahraggregat, bestehend aus einem luftgekühlten VW-Industriemotor Typ 127 mit einer Leistung von 48 kW (66 PS) und einem Drehstromgenerator mit nachgeschalteter Gleichrichterbrücke, vorhanden. Der durch den Benzinmotor angetriebene Generator leistete 39 kW.

Technische Daten bei Inbetriebsetzung:

Marke/Typ: FBW 91GTS
Anzahl Wagen: 10
Wagennummern: 911 bis 920
Im Linienbetrieb: 1975 bis 2000

Chassis: FBW
Karosserie: FHS
Elektrische Ausrüstung: BBC, SAAS
Anschaffungskosten/Wg.: CHF 549’699.–

Länge über Stossbalken: 17’530 mm
Breite: 2’500 mm
Grösste feste Höhe: ca. 3’500 mm
Radstand vorne: 5’500 mm
Radstand hinten: 6’200 mm
Taragewicht: ca. 15’130 kg
Sitz-/Stehplätze: 38+1/103
Höchstgeschwindigkeit: 60 km/h

Anzahl Fahrmotoren: 1
Hersteller/Typ: BBC 4 ELG 2553 (Hauptschlussmotor, eigenventiliert)
Stundenleistung: 226 PS bzw. 166 kW
bei Drehzahl: 1’375 U/min
Übersetzungsverhältnis: 1:10,3

Bremsen: Zweikreis-Druckluftbremse, elektrische Widerstandsbremse (eigenerregt), Haltestellenbremse, Federspeicher-Feststellbremse

Der Aufbau der Karosserie der Standard-Gelenktrolleybusse für die BVB erfolgte beim Karosseriebauer E. Frech-Hoch AG im nahen Sissach (FHS). Auf Wunsch der Verkehrsbetriebe erhielten die Busse für Basel kleinere Werkspoor-Frontscheiben. Unter anderem dadurch unterschieden sie sich von vergleichbaren Fahrzeugen anderer Städte.

Die neuen Gelenktrolleybusse präsentierten sich anfänglich in einem auffällig orangen Farbkleid. 1974 empfahl der VST allen Mitgliedsbetrieben, ihre Fahrzeuge einheitlich in Orange (RAL 2004) zu lackieren. Diese Epfehlung war Teil eines ursprünglich auf zehn Jahre angelegten, schweizweiten Pilotprojekts des VST in Zusammenarbeit mit der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BfU). Die auffällige Farbe ganz im Zeitgeist der Siebzigerjahre sollte durch bessere Sichtbarkeit insbesondere der Verkehrssicherheit und der Unfallverhütung dienen. Zugleich verfolgte die Initiative das Ziel, eine generelle Vortrittsberechtigung von Autobussen und Trolleybussen im Strassenverkehrsrecht zu verankern. Darüber hinaus wäre ein unternehmensübergreifendes Corporate Design im öffentlichen Verkehr mit hohem Wiedererkennungswert entstanden.

Die Erwartungen an die VST-Einheitslackierung erfüllten sich jedoch nicht. Mitte der Achtzigerjahre kehrten viele Transportunternehmungen wieder zu ihrer Hausfarbe zurück. Auch die BVB begannen 1988 mit der schrittweisen Umlackierung ihrer zehn Gelenktrolleybusse in das traditionelle BVB-Grün.

Heckansicht des kurz zuvor grün umlackierten Wagens 912 im Hof der BVB-Garage Rankstrasse. Aufnahme vom 29. Januar 1989.
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 152.26)

Durch die Umstellung der Linie 34 auf Autobusbetrieb im Jahre 2000 liess den Verzicht auf die sowohl beim Personal als auch bei den Fahrgästen beliebten Wagen mit Luftfederung zu. Sie fanden noch für kurze Zeit bei der Regia Autonomă de Transport Brașov (R.A.T. Braşov) in Rumänien ein neues Betätigungsfeld. Das letzte Exemplar fiel dort 2009 dem Schneidbrenner zum Opfer.

Fahrzeugporträts

FBW 91GTS Nr. 911

Kennzeichen: ohne

Inbetriebsetzung: 1975
Ausmusterung: 2000

Verbleib: an R.A.T. Braşov, RO-Brașov (Nr. 911, ab 2005 Nr. 201) → 2004 ETS, 2006 Abbruch

1988: Revision und Umlackierung BVB-Grün

FBW 91GTS Nr. 912

Kennzeichen: ohne

Inbetriebsetzung: 1975
Ausmusterung: 2000

Verbleib: an R.A.T. Braşov, RO-Brașov (Nr. 912) → 2002 ETS, um 2005 abgebrochen

1988: Revision und Umlackierung BVB-Grün

FBW 91GTS Nr. 913

Kennzeichen: ohne

Inbetriebsetzung: 1975
Ausmusterung: 2000

Verbleib: an R.A.T. Braşov, RO-Brașov (Nr. 913) → um 2005 abgebrochen

1989: Revision und Umlackierung BVB-Grün

FBW 91GTS Nr. 914

Kennzeichen: ohne

Inbetriebsetzung: 1975
Ausmusterung: 2000

Verbleib: an R.A.T. Braşov, RO-Brașov (Nr. 914) → 2003 abgebrochen (nach Kollision)

1989: Revision und Umlackierung BVB-Grün

FBW 91GTS Nr. 915

Kennzeichen: ohne

Inbetriebsetzung: 1975
Ausmusterung: 2000

Verbleib: an R.A.T. Braşov, RO-Brașov (Nr. 915) → um 2005 abgebrochen

1989: Revision und Umlackierung BVB-Grün

FBW 91GTS Nr. 916

Kennzeichen: ohne

Inbetriebsetzung: 1975
Ausmusterung: 2000

Verbleib: an R.A.T. Braşov, RO-Brașov (Nr. 916) → 2002 ETS, um 2005 abgebrochen

1990: Revision und Umlackierung BVB-Grün

FBW 91GTS Nr. 917

Kennzeichen: ohne

Inbetriebsetzung: 1975
Ausmusterung: 2000

Verbleib: an R.A.T. Braşov, RO-Brașov (Nr. 917) → um 2005 abgebrochen

1990: Revision und Umlackierung BVB-Grün

FBW 91GTS Nr. 918

Kennzeichen: ohne

Inbetriebsetzung: 1975
Ausmusterung: 2000

Verbleib: an R.A.T. Braşov, RO-Brașov (Nr. 918) → 2009 abgebrochen

1990: Revision und Umlackierung BVB-Grün

FBW 91GTS Nr. 919

Kennzeichen: ohne

Inbetriebsetzung: 1975
Ausmusterung: 2000

Verbleib: an R.A.T. Braşov, RO-Brașov (Nr. 919) → 2009 abgebrochen

1990: Revision und Umlackierung BVB-Grün

FBW 91GTS Nr. 920

Kennzeichen: ohne

Inbetriebsetzung: 1975
Ausmusterung: 2000

Verbleib: an R.A.T. Braşov, RO-Brașov (Nr. 920) → 2009 abgebrochen

1991: Revision und Umlackierung BVB-Grün

Zuletzt aktualisiert am 15. Juni 2025 von Dominik Madörin