Die G 4/5 7 um 1950 an der Spitze eines abfahrbereiten Zuges in Liestal. Der einzigartigen und leistungsstarken Dampflok war kein langes Leben beschieden.
© Sammlung Andreas Spaar, CH-Arlesheim

Insbesondere die einseitige Abhängigkeit von der Kohle und deren unablässig steigende Preise veranlassten die Direktion der Waldenburgerbahn AG (WB), sich wiederholt mit der Frage einer Umstellung auf elektrischen Betrieb zu befassen. Gegen eine 1934 verfasste Vorlage der basellandschaftlichen Regierung an den Landrat bildete sich jedoch Opposition. Daraufhin zog die Regierung die Vorlage zurück und gab eine Expertise in Auftrag. Diese riet der Bahnverwaltung zum Kauf einer weiteren Dampflok, denn «es sei zum jetzigen Zeitpunkt nicht opportun, in eine öffentliche Verkehrsunternehmung beträchtliche Kapitalien zu stecken».

Der Waldenburgerbahn blieb keine andere Wahl, als den Empfehlungen der «Experten» zu folgen. Um den saisonbedingten Stossverkehr besser bewältigen zu können, bestellte man aber eine Vierkupplerlokomotive einer ganz anderen Leistungsklasse und Bauart als die bisher vorhandenen Nassdampflokomotiven des Typs G 3/3.

Am 17. Mai 1938 wurde die neue G 4/5 in Liestal auf die Gleise der WB gestellt. Der einzigen Heissdampflok der WB mit hinten angeordneter Bisselachse und somit der Radsatzfolge D1’ (umgekehrte Consolidation) wurde die Betriebsnummer 7 zugeteilt. Einen Namen wie ihre zwei- oder dreiachsigen Vorgängerinnen erhielt sie nicht.

Technische Daten bei Inbetriebsetzung:

Typenbezeichnung: G 4/5
Anzahl Lokomotiven: 1
Loknummer: 7
In Betrieb: 1938 bis 1953

Erbauer: SLM
Anschaffungskosten: CHF 84’757.75
Länge über alles: 7’927 mm
Breite: k. A.
Höhe über alles: k. A.
Gesamtradsatzabstand: 4’300 mm
Radsatzfolge: D1’
Dienstgewicht: 31’700 kg
Adhäsionsgewicht: 27’790 kg
Höchstgeschwindigkeit: 45 km/h

Anzahl Zylinder: 2
Zylinderdurchmesser: 360 mm
Kolbenhub: 420 mm
Rostfläche: 1,0 m2
Kesseldruck: 14 bar
Betriebsstoffvorräte: 4,05 m3 (Wasser) und 1,0 t (Kohle)
Leistung: ca. 370 PS

Bremsen: Vakuumbremse System Hardy, mechanische Handbremse

Den Konstrukteuren der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik AG, Winterthur (SLM) gelang der Bau einer aussergewöhnlichen Lokomotive, deren Leistung jene der alten Dreikuppler um das Zweieinhalbfache übertraf, obwohl die enge Spur und der auf sieben Tonnen beschränkte Achsdruck keine grossen konstruktiven Freiheiten ermöglichten. Die Lok verfügte über eine Steuerung nach System «Walschaerts». Die beiden Zylinder wirkten auf die dritte Achse, von wo die Antriebskraft über Kuppelstangen auf die beiden vorderen sowie auf die vierte Achse übertragen wurde. Als weitere Besonderheiten verfügte die G 4/5 7 über eine elektrische Beleuchtung sowie über einen Rauchverbrenner zwecks Vermeidung von Emissionen bei Ortsdurchfahrten.

Mit ihren 28 Tonnen Adhäsionsgewicht erbrachte die Lok 5’400 kg Zugkraft. Mit angehängten 100 Tonnen war sie im Stande, eine 30 Promille Steigung mit mindestens 25 km/h zu nehmen. Bei den meist leichten Regelzügen liess sich die grosse Zugkraft des Vierkupplers allerdings schlecht ausnützen. Die Lok konnte daher nicht wirtschaftlich betrieben werden und setzte zudem mit weit über 30 t Dienstgewicht dem schwachen Oberbau arg zu. Bedingt durch die engen Kurvenradien mussten jährlich ausgeschlagene Achslager ersetzt werden. Schliesslich kam die G 4/5 7 nur noch für schwere Züge an Wochenenden oder für Militärtransporte während des Zweiten Weltkriegs zum Einsatz.

Technische Verbesserungen oder Umbauten wurden in der kurzen Betriebszeit keine vorgenommen. Die Lok Nr. 7 wurde – wie die G 3/3 5 und 6 – ab dem 25. Oktober 1953, dem Tag der Aufnahme des elektrischen Bahnbetriebes, in Waldenburg remisiert. Jahrelang bemühte sich die Betriebsleitung der Bahn, eine Käuferschaft für die schöne und einzigartige Dampflokomotive mit einer totalen Laufleistung von lediglich 277’938 Kilometern zu finden – leider ohne Erfolg. Da der Platz im Depot dringend benötigt wurde, fiel schliesslich der Entscheid, die G 4/5 abzubrechen und als Altmaterial zu verkaufen. So wurde die Lok im Dezember 1960 durch Depotangestellte der WB zerlegt.

Fahrzeugporträt

G 4/5 7

Übernahme: 1938
Ausmusterung: 1953

Verbleib: 12.1960 abgebrochen

Zuletzt aktualisiert am 31. März 2024 von Dominik Madörin