Zwar führte die Linie 5 ab 1946 aufs Bruderholz, kam dabei aber nicht beim Studio Basel (vor 1950 Haltestelle Batterie bzw. Batterieweg) vorbei. Am 21. September 1967 hat ein übereifriger Wagenführer sein Kopfschild bereits für die spätere Talfahrt via Jakobsberg auf «5» umgestellt.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 74.1676)

Die Linie 5 – bis 1907 als gelbe Linie bezeichnet – befuhr ab dem 30. Juni 1900 als erste die neu erstellte Strassenbahnstrecke vom Totentanz (Universitätsspital) ins linksrheinische St. Johann-Quartier. Da das Teilstück Totentanz–Marktplatz erst am 1. September 1900, also nach der Korrektion des Blumenrains und der Fertigstellung der Marktgasse, in Betrieb genommen werden konnte, bestand während zweier Monate eine Verbindung mit dem Restnetz lediglich durch ein über die Johanniterbrücke führendes Dienstgleis.

Bereits drei Wochen nach der Eröffnung konnte der nördliche Endpunkt über die Landesgrenze zum Deutschen Kaiserreich bis zum deutschen Zoll in St. Ludwig verlegt werden. Die Weiterführung durchs Zentrum St. Ludwigs bis zur katholischen Kirche liess sich jedoch erst nach der Errichtung einer Unterführung unter der Eisenbahnstrecke St. Ludwig–Grosshüningen–Weil am Rhein realisieren. Die Eröffnung erfolgte am 1. Mai 1911.

Erste die Landesgrenze querende Strassenbahnstrecke war jene nach Sankt Ludwig im Elsass. Sie wurde ab dem 20. Juli 1900 von der Linie 5 bedient.
© Ansichtskarte Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen

Einen zweiten Teil der gelben Linie vom Aeschenplatz via Thiersteinerallee (Heiliggeistkirche)–Güterstrasse zur Margarethenstrasse (IWB) konnten die Basler Strassenbahnen (B.St.B.) am 2. August 1900 in Betrieb nehmen. Am 15. Oktober 1900 folgte die Verbindung der beiden Linienteile und die Einführung des durchgehenden Betriebs St. Ludwig–Margarethenstrasse. Angeboten wurde von ca. 06:00 bis 07:30 Uhr ein 12-Minuten-Betrieb, zwischen 07:30 und ca. 21:00 Uhr ein 6-Minuten-Takt und anschliessend bis Betriebsschluss wiederum ein 12-Minuten-Betrieb.

Am 2. Juni 1902 wurde das am Centralbahnplatz gelegene Aufnahmegebäude der inzwischen an die Schweizerischen Bundesbahnen übergegangenen Schweizerischen Centralbahn wegen der Erstellung eines Neubaus geschlossen. Als Ersatz entstand südlich des Bahngeländes ein provisorisches Aufnahmegebäude. Dies bildeten Anlass, den Endpunkt gelben Linie von der Margarethenstrasse dorthin zu verlegen.

Das Provisorium blieb bis zum 23. Juni 1907 in Betrieb und wurde in den folgenden Wochen wieder abgebaut. Gleichzeitig wurden die beiden zum provisorischen Bahnhof führenden Tramlinien durchgebunden: Die von St. Ludwig via Aeschenplatz her kommenden Wagen gingen nun beim Tellplatz auf die Linie 1 über und verkehrten weiter durch die Innenstadt bis zum Badischen Bahnhof. Diese Verknüpfung bildete den Anlass für die Einführung von Liniennummern anstelle der bis zu diesem Zeitpunkt üblichen farbigen Schilder mit dem Routenverlauf: Aus der gelben Linie wurde der 5er. Die kombinierte Linie 1/5 verkehrte ab 06:30 Uhr bis um ca. 21:30 Uhr durchgehend im 6-Minuten-Takt . Ab 21:30 Uhr folgten sich die Wagen im 12-Minuten-Abstand mit einzelnen Zwischenkursen zwischen dem Badischen Bahnhof und Claraplatz.

Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs wurde der Betrieb auf dem elsässischen Streckenabschnitt für über ein Jahr eingestellt, konnte aber am 1. Oktober 1915 – also mitten im Krieg – mit Pendelwagen zwischen Landesgrenze und katholischer Kirche wieder aufgenommen werden. In diese Zeit fällt auch ein Wechsel der Linienverknüpfung im Gundeldingerquartier: Vom 8. Juni 1915 an gingen die Wagen der Linie 5 auf die Linie 4 über. Auf dieser Kombilinie 1/4 bestand ein 6-Minuten-Betrieb, ausgenommen sonntags vor 07 Uhr und ab 21:30 Uhr, als im 12-Minuten-Takt gefahren wurde.

Der Pendelwagen-Betrieb auf dem elsässischen Abschnitt hielt sich bis am 31. Mai 1923, werktäglich im 15-Minuten-Betrieb, morgens, mittags und abends zum 7½-Minuten-Takt verdichtet. Mit Wiederaufnahme des durchgehenden Betriebs ergab sich ein 7-Minuten-Takt bis zur Landesgrenze. Von dort aus und abends auf der ganzen Linie bestand ein 14-Minuten-Intervall.

Um 1920 dürfte dieses Bild eines Zuges der Linie 5 entstanden sein, der den Steinenberg hinauffährt.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. -)

Ab dem 22. Mai 1932 bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs führte die Linie 5 ab Lysbüchel nach Huningue statt nach Saint-Louis. Mit der neuen Linienführung trat ein Fahrplan mit 12-Minuten-Betrieb bis Landesgrenze bzw. 24-Minuten-Betrieb bis Huningue in Kraft.

Mit Kriegsbeginn musste der nördliche Endpunkt zunächst zur Voltastrasse (Voltaplatz) zurückgenommen werden. Ab dem 8. Juli 1940 konnte wieder bis zur Landesgrenze Hüningen gefahren werden. Am anderen Linienende entfiel der Übergang der Wagen auf die Linie 4. Zum neuen Endpunkt der Linie 5 wurde der Leimgrubenweg.

Linienführung

30.06.1900 bis 19.07.1900: Totentanz (Universitätsspital)–Landesgrenze St. Ludwig (St. Louis Grenze)

20.07.1900 bis 31.08.1900: Totentanz (Universitätsspital)–St. Ludwig Bahnübergang

01.09.1900 bis 14.10.1900: Marktplatz–Schifflände–St. Ludwig Bahnübergang
02.08.1900 bis 14.10.1900: Margarethenstrasse (IWB)–Thiersteinerallee (Heiliggeistkirche)–Aeschenplatz

15.10.1900 bis 01.06.1902: Margarethenstrasse (IWB)– Thiersteinerallee (Heiliggeistkirche)–Aeschenplatz–Schifflände–St. Ludwig Bahnübergang

02.06.1902 bis 23.06.1907: Prov. Bahnhof–Thiersteinerallee (Heiliggeistkirche)–Aeschenplatz–Schifflände–St. Ludwig Bahnübergang

24.06.1907 bis 30.04.1911: Tellplatz–Thiersteinerallee (Heiliggeistkirche)–Aeschenplatz–Schifflände–St. Ludwig Bahnübergang

01.05.1911 bis 30.07.1914: Tellplatz–Thiersteinerallee (Heiliggeistkirche)–Aeschenplatz–Schifflände–St. Ludwig Kirche

30.07.1914 bis 30.09.1915: Tellplatz–Thiersteinerallee (Heiliggeistkirche)–Aeschenplatz–Schifflände–Landesgrenze St. Ludwig (St. Louis Grenze)

01.10.1915 bis 21.05.1932: Tellplatz–Thiersteinerallee (Heiliggeistkirche)–Aeschenplatz–Schifflände–St. Ludwig Kirche/St. Louis 1)

22.05.1932 bis 01.09.1939: Tellplatz–Thiersteinerallee (Heiliggeistkirche)–Aeschenplatz–Schifflände–Huningue

02.09.1939 bis 06.09.1939: Tellplatz–Thiersteinerallee (Heiliggeistkirche)–Aeschenplatz–Schifflände–Voltastrasse (Voltaplatz)

07.09.1939 bis 07.07.1940: Leimgrubenweg–Tellplatz–Thiersteinerallee (Heiliggeistkirche)–Aeschenplatz–Schifflände–Voltastrasse (Voltaplatz)

08.07.1940 bis 30.09.1945: Leimgrubenweg–Thiersteinerallee (Heiliggeistkirche)–Aeschenplatz–Schifflände–Landesgrenze Hüningen

01.10.1945 bis 22.04.1946: Jakobsbergerhölzli (Jakobsberg)–Thiersteinerallee (Heiliggeistkirche)–Aeschenplatz–Schifflände–Huningue Grenze

23.04.1946 bis 04.05.1947: Bruderholz–Jakobsbergerhölzli (Jakobsberg)–Thiersteinerallee (Heiliggeistkirche)–Aeschenplatz–Schifflände–Huningue Grenze

05.05.1947 bis 17.05.1949: Jakobsbergerhölzli (Jakobsberg)–Thiersteinerallee (Heiliggeistkirche)–Aeschenplatz–Schifflände–St. Louis Grenze

18.05.1949 bis 31.03.1968: Bruderholz–Jakobsbergerhölzli (Jakobsberg)–Thiersteinerallee (Heiliggeistkirche)–Aeschenplatz–Schifflände–St. Louis Grenze

01.04.1968 bis 28.02.2006: Einsatzkurse (hauptsächlich Schifflände–Aeschenplatz–Jakobsberg/Bruderholz) sowie einzelne Depotfahrten


1) Bis am 31.05.1923 mit Umsteigen an der Landesgrenze (Pendelwagen)

Im ersten Friedensfahrplan verkehrte die Linie 5 im 12-Minuten-Takt bis ca. 20:20 Uhr, danach alle 15 Minuten. Die Haltestelle bei der Grenze in Richtung Huningue bedienten die Wagen jedoch nur morgens, mittags und abends. In der übrigen Zeit wurde beim Lysbüchel gewendet. Der andere Endpunkt der Linie konnte ab 1. Oktober 1940 zum Jakobsbergerhölzli (Jakobsberg) und am 23. April 1946 auf den Basler Hausberg Bruderholz verlegt werden.

Auf dem Weg zur St. Louis Grenze bedient der Be 2/2 177 mit dem B3 1304 am 4. Juni 1962 die Haltestelle St. Johanns-Tor. Der Einsatz zweiachsiger Motor- mit dreiachsigen Anhängewagen auf der Linie 5 war typisch für die Fünfziger- und Sechzigerjahre.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. -)

Vom 5. Mai 1947 an befand sich der nördliche Endpunkt wieder bei der St. Louis Grenze. Der grenzquerende Tramverkehr kam nie mehr in Gange. Vom 1. August 1947 bis zur kompletten Einstellung am 31. Dezember 1957 betrieb die Stadt Saint-Louis «ihre» Tramlinie mit eigenem Personal und geliehenen Fahrzeugen der Basler Verkehrs-Betriebe (BVB). Zwischen der Landesgrenze und dem Endpunkt bei der Kirche liefen Pendelwagen, anfänglich mit Kopfschild «5», später mit Kopfschild «St. Louis».

Abgesehen davon, dass das Bruderholz zwischen Mai 1947 und Mai 1949 vorübergehend nicht angefahren wurde, war dies die letzte Veränderung in der Linienführung des 5ers. Zwischen 1949 und 1968 verkehrte der 5er in Ergänzung zur Linie 15 von der St. Louis Grenze via Aeschenplatz aufs Bruderholz. Dabei wählte der 15er den Weg durch die Wolfschlucht, während der 5er die Strecke via Jakobsberg nahm. Der ab 29. Oktober 1951 gültige Winterfahrplan sah an Werktagen tagsüber ein durchgehender 12-Minuten-Betrieb vor. Ab 20 Uhr sowie an Sonntagen bis ca. 13:00 Uhr bestand ein 17-Minuten-Takt. Taktverdichtungen Heiliggeistkirche–Jakobsberg erfolgten durch die Linie 26.

Am 1. April 1968 verschwand die Liniennummer 5 fast gänzlich. Lediglich einige Einsatzkurse (hauptsächlich auf der Strecke Schifflände–Aeschenplatz–Jakobsberg/Bruderholz) sowie einzelne Fahrten ins Depot Wiesenplatz diverser Linien, welche durchs St. Johann-Quartier führten, verwendeten noch bis am 28. Februar 2006 das Kopfschild «5».

Zwischen 1968 und 2006 verwendeten nur noch einzelne Depotfahrten und Zusatzkurse die Liniennummer 5. Am 2. Mai 1989 bedient ein mittäglicher Einsatzkurs mit dem Be 4/4 457 an der Spitze die Haltestelle Heiliggeistkirche in Richtung Jakobsberg–Bruderholz.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 3.146)

Zuletzt aktualisiert am 5. Januar 2024 von Dominik Madörin