Zweiwegfahrzeug El 1 mit Wechselbrücke «Fahrleitungsmontage» von Schörling Rail Tech GmbH auf Basis Mercedes-Benz Arocs 3345 6×4.
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. D8C_8345)

Als Ersatz für den störungsanfälligen Fahrleitungsmontage- und Brückeninspektionswagen Xm 2/2 2000 nahm die Baselland Transport AG (BLT) 2016 ein neues Zweiwegfahrzeug mit entsprechenden Wechselbrücken in Betrieb. Lieferant war die Firma Schörling Rail Tech GmbH (SRT) in DE-Sehnde.

Basis des ab 2019 mit der «Betriebsnummer» El 1 bezeichneten Zweiwegfahrzeugs bildete ein handelsübliches LKW-Pritschenfahrgestell mit Kabine der 26-Tonnen-Klasse Mercedes-Benz Arocs 3345 6×4. Dieses wurde für den Betrieb auf Meterspurnetzen auf eine Breite von ca. 2’350mm verschmälert. Der verbaute Reihensechszylinder-Dieselmotor Mercedes-Benz OM 471 leistete 300 kW bzw. 449 PS und verfügte über Common-Rail-Direkteinspritzung sowie Turbolader mit Ladeluftkühlung. Das Aggregat erfüllte die Abgasnorm EURO 6.

Direkt hinter dem Fahrerhaus war ein Aufbaurahmen montiert, in dem der Hydrauliköltank, einige Druckluftvorratsbehälter und ein Schaltkasten für die Fahrzeugelektrik untergebracht waren. Auf diesem Rahmen war auch ein elektrisch gegenüber dem Fahrzeug isolierter Pantograph für Lagemessungen des Fahrdrahts aufgebaut. Der eigentliche Fahrzeugaufbau bestand aus dem hinter dem Aufbaurahmen platzierten Hilfsrahmen, welcher die Wechselbrücken aufnahm und an welchem die entsprechenden Schnellverriegelungen angebracht waren. Ebenfalls am Hilfsrahmen waren vier seitlich ausfahrbare Hydraulikstützen befestigt.

Die Schienenfahreinrichtung (SFE) bestand aus zwei zweiachsigen Drehgestellen, die jeweils vor bzw. hinter der beiden hinteren LKW-Achsen angeordnet und am Hilfsrahmen befestigt waren. Die Drehgestelle liessen sich durch Hydraulikzylinder über Hebelarme anheben oder absenken. Um ein Ausfedern der Vorder- und der Hinterachse des LKWs beim Einsatz auf der Schiene zu vermeiden, war über den Fahrzeugachsen, jeweils links und rechts, eine Federblockierung am Hilfsrahmen angebracht.

Jede der vier Schienenachsen der SFE verfügte über einen eigenen Hydraulikmotor. Die Hydraulikmotoren wurden über eine eigene Hydraulikpumpe angetrieben, die mechanisch mit dem Nebenabtrieb des LKW-Motors verbunden war. Das geschlossene Kreislaufsystem der Fahrhydraulik wurde durch diverse Regelventile, Hydraulikölbehälter und -kühler, Leitungen usw. ergänzt. Die Ansteuerung des Fahrantriebs erfolgte über den im Fahrerhaus angebrachten Fahrhebel oder von einer der Arbeitsbühnen aus. Eine Sanderanlage ergänzte die SFE, Magnetschienenbremsen fehlten hingegen.

Schwere Aufgabe für das Zweiwegfahrzeug El 1: In der Nacht vom 29. auf den 30. Juni 2022 musste der fabrikneue Be 6/8 101 von Bad Bubendorf nach Grüngen hochgeschoben werden.
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. D8D_0417)

Technische Daten bei Inbetriebsetzung:

Typ: Mercedes-Benz Arocs 3345 6×4
Anzahl Wagen: 1
Wagennummer: – (ab 2019 El 1)
Im Betrieb: seit 2016

Fahrgestell: Mercedes-Benz
Aufbau, Schienenfahreinrichtung: Schörling Rail Tech GmbH
Anschaffungskosten: k. A.
Länge über alles: 11’200 mm
Grösste feste Breite: ca. 2’400 mm
Höhe Strasse/Schiene: 3’550 mm/3’700 mm
Radstand: 4’500 mm
Radsatzabstand im Drehgestell: 1’100 mm
Drehgestellmittenabstand: 5’700 mm
Radsatzfolge: Bo’Bo’
Taragewicht: ca. 16’000 kg (ohne Wechselaufbau)
Höchstgeschwindigkeit Strasse: 80 km/h
Höchstgeschwindigkeit Schiene: 30 km/h

Motor: MB OM 471 EURO 6 (Diesel, Turboaufladung, Ladeluftkühlung)
Anzahl Zylinder: 6
Hubraum: 12’809 ccm
Leistung: 449 PS bzw. 330 kW

Getriebe: vollautomatisches 16-Gang-Gruppengetriebe MB G 280-16

Bremsen: Druckluft-Scheibenbremsen, Hydrostatikbremse, Federspeicher-Feststellbremse

Wechselbrücke «Fahrleitungsmontage»

Ein Bodendrahmen mit demontierbaren Stützfüssen, der über die Gegenstücke der Schnellverriegelung am Hilfsrahmen des Fahrzeugs verfügte, bildete die Basis der Wechselbrücke für die Fahrleitungsmontage. Er nahm im wesentlichen die beiden Arbeitsbühnen – eine Scheren-Hubarbeitsbühne sowie ein Teleskop-Schwenkarm mit Arbeitsbühne − auf.

Die Scheren-Hubarbeitsbühne war isoliert auf dem vorderen Teil des Bodenrahmens positioniert. Sie wurde über Hydraulikzylinder gehoben bzw. abgesenkt. Der Arbeitskorb konnte seitlich um bis zu einem Meter nach links und rechts geschoben werden.

Hinten auf dem Bodenrahmen befand sich die Unterkonstruktion für die Aufnahme des Teleskop-Schwenkarms. Ein Hydraulikzylinder bewirkte das Heben und Senken des Hubarms, ein Schwenkantrieb ermöglichte das Schwenken des Arms um die Hochachse. Der Teleskoparm war in zwei Stufen um jeweils 2’500 mm ausfahrbar. Am Ende der letzten Teleskopstufe war ein Knickarm mit dem Tragrahmen für die drehbare Arbeitsbühne angebracht. Letztere war aus Aluminium gefertigt und über Wiegezellen isoliert mit dem Tragrahmen verbunden. Sie bot Platz für zwei bis drei Personen.

Wechselbrücke «Brückeninspektion»

Ein weiterer Bodendrahmen mit demontierbaren Stützfüssen, der über die Gegenstücke der Schnellverriegelung am Hilfsrahmen des Fahrzeugs verfügte, bildete die Aufnahme für das Brückeninspektionsgerät PA 19001 der Firma Palfinger, AT-Bergheim. Dieses bestand aus einem schwenkbar gelagerten, mehrfach knickbaren Ausleger. Am Ende des Auslegers war ein selbstausrichtender Arbeitskorb für zwei Personen angebracht. Das mittels mehreren Hydraulikzylindern verstellbare Brückeninspektionsgerät war gegenüber dem Fahrzeug nicht isoliert aufgebaut und musste gegebenenfalls über Erdungskabel und Klemmen vom Arbeitskorb bis zur Schiene geerdet werden. Ohne Arbeitskorb liess sich das Gerät auch als Knickarmkran mit einem maximalen Hubmoment von 18 mt verwenden.

Das fabrikneue Zweiwegfahrzeug der BLT mit montierter Wechselbrücke für Brückeninspektionen. Aufnahme vom Juli 2016. © Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 282_3)

Fahrzeugporträt

Mercedes-Benz Arocs 3345 6×4 Nr. El 1

Inbetriebsetzung: 2016
Ausmusterung: –

Zuletzt aktualisiert am 22. Dezember 2022 von Dominik Madörin