Kurze Zeit nach seiner Ablieferung steht der Mustermotorwagen Ce 2/2 50 bereits im Einsatz auf der Linie nach Birsfelden. Unter den Plattformen fallen die grossen Drahtgitterfender amerikanischer Bauart auf.
© Repro Claude Jeanmaire-dit-Quartier (Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen)

Im Jahr 1900 sollte das Basler Strassenbahnnetz um die Strecken ins Gundeldingerquartier, nach St. Ludwig und durch die Allschwilerstrasse erweitert werden. Für die dadurch bedingte Vergrösserung des Fahrzeugbestandes musste rechtzeitig gesorgt werden.

Daher offerierte Siemens & Halske 1898 die Lieferung eines Musterwagens neuer Bauart. Direktor Löwit der Basler Strassenbahnen (B.St.B.) erreichte, dass der Wagenkasten für den Prototypen einer Serie entnommen wurde, die sich gerade für die Stadt Waldenburg in Schlesien (heute polnisch Walbrzych) bei der Breslauer AG für Eisenbahn-Wagenbau in Auftrag befand. So traf der Musterwagen bereits Ende August 1898 in Basel ein und konnte sofort auf der Birsfelder-Linie eingesetzt werden.

Der Wagenkasten aus Holz mit Stahlblechbeplankung verfügte über vier herablassbare Seitenfenster. Nach wie vor begnügte man sich mit offenen Plattformen (mit runder Verblechung), brachte jedoch wenigstens eine herunterklappbare Stirnwandverglasung an. Der Innenraum bot insgesamt 16 Sitzplätze auf Längsbänken.

Der Achsabstand erfuhr gegenüber den zuvor beschafften Fahrzeugen eine mäs­sige Verlängerung auf 1’700 mm. Der Wagenkasten stützte sich auf ein Untergestell der Bauart Berolina (vgl. Kasten) ab. Die Kraftübertragung der beiden Siemens-Fahrmotoren des Typs B 14/30 auf die Achsen erfolgte über Ketten. Die erstmals mittels Kurbeln statt Hebeln zu bedienende Handbremse wirkte auf vier aussenliegende Bremsklötze. Drahtgitterfender amerikanischer Bauart sollten verunfallte Personen schützen. Die stehend eingebauten Fahrschalter S&H L 2a besassen acht Fahr- und sechs Bremsstufen.

Technische Daten bei Inbetriebsetzung:

Typenbezeichnung: Ce 2/2
Anzahl Wagen: 1
Wagennummern: 50 (ab 1918 Nr. 22)
Im Linienbetrieb: 1898 bis 1935

Mechanischer Teil: Breslauer AG für Eisenbahn-Wagenbau
Elektrische Ausrüstung: S&H
Anschaffungskosten/Wg.: CHF 18’250.–

Länge über alles: 8’060 mm
Grösste feste Breite: 2’050 mm
Grösste feste Höhe: 3’700 mm
Radsatzabstand: 1’700 mm
Radsatzfolge: Bo
Dienstgewicht: 8’200 kg
Sitz-/Stehplätze: 16/16
Höchstgeschwindigkeit: 25 km/h

Anzahl Fahrmotoren: 2
Hersteller/Typ: S&H B 14/30
Stundenleistung: 2 x 20 PS bzw. 2 x 15 kW
Übersetzungsverhältnis: 1:5,45

Bremsen: elektrische Gegenstrombremse, elektrische Widerstandsbremse, Handbremse

Als der Ce 2/2 50 auf der Birsfelder-Linie eingefahren war, wurde er der Linie nach «Burgliber» (St. Louis) zugeteilt. 1911−12 erfolgte ein grösserer Umbau, bei dem der Wagen vergrösserte und geschlossene Plattformen mit runden Stirnwänden und seitliche Schiebetüren erhielt. An den Dachkanten brachte man Signalleuchtenkästen an. Der Achsabstand wurde auf 2’000 mm vergrössert und die Fender durch normale Spitzbahnräumer aus Holz ersetzt. Vermutlich wurden zu diesem Zeitpunkt auch die Widerstände vom Untergestell auf das Dach versetzt und eine neue Frischstromheizung eingebaut. 1918 erhielt der Wagen die neue Nummer 22.

Zu der zunächst vorgesehenen Modernisierung des Musterwagens in gleicher Art und Weise, wie bei den später beschafften Serienwagen Ce 2/2 51–83 in den Dreissigerjahren erfolgt, kam es nicht. Ebenso kamen nie Stirnwandtüren zum Einbau.

Der Linie nach St-Louis blieb der Prototyp bis 1935, als die Degradierung zum Rangierwagen und die Versetzung in die Werkstätte Klybeck erfolgten, treu. 1945 erfolgte der Umbau zum Reklamewagen. Offiziell in den Dienstfahrzeugbestand eingereiht wurde der Ce 2/2 22 aber erst 1949, als er die Bezeichnung Xe 2/2 2051 erhielt.

Aufnahmen des Musterwagens nach seinem Umbau von 1911–12 sind rar. Dieses Bild entstand 1957 unmittelbar nach dem Abbau der Reklamewände, so dass die alte Wagennummer 22 wieder sichtbar ist. Noch stehen dem Wagen vier Jahre Existenz als Dienstmotorwagen bevor.
© Alex Amstein, CH-Basel (Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen)

Spätere Änderungen (Auswahl):

Fahrzeugporträt

Ce 2/2 50

→ ab 1918 Ce 2/2 22

Inbetriebsetzung: 1898
Ausmusterung: –

Verbleib: ab 1949 Dienstwagen Xe 2/2 2051

1935: Rückzug aus dem Linieneinsatz und Weiterverwendung als Rangierwagen

Zuletzt aktualisiert am 1. Januar 2024 von Dominik Madörin