Die Basellandschaftliche Ueberlandbahn AG verfügte weder über eigenes Personal noch über eigenes Rollmaterial und übertrug den Betrieb vollständig den Basler Strassenbahnen (B.St.B.) bzw. den späteren Basler Verkehrs-Betrieben (BVB). Klassischer, bis 1972 eingesetzter Zug der Vorortslinien 12 und 14 nach Muttenz–Pratteln (Pratteln, 1967).
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. -)

Bemühungen für eine Tramverbindung von Basel nach Muttenz reichen bis ins Jahr 1898 zurück. Erste Konzessionsbegehren wurden 1903 eingereicht, blieben aber erfolglos, weil die Strassenbenützung in Basel nicht geregelt werden konnte. 1906 stellte die Birseckbahn AG (BEB) das Projekt für eine Überlandbahn vor, die Muttenz von der Neuen Welt in Münchenstein her erreicht und nach Liestal weitergeführt hätte.

Private Initianten aus Muttenz und Liestal präsentierten 1909 die Idee eines ausgedehnten elektrischen Lokalbahnnetzes für den Kanton Basel-Landschaft als Ergänzung der normalspurigen Hauptbahn Basel–Liestal–Sissach–Olten der Schweizerischen Bundesbahnen (SBB). Ausgehend vom Basler Aeschenplatz hätten die Schmalspurgleise – auf oder unmittelbar neben bestehende Strassen gelegt – über St. Jakob, Muttenz und Liestal das Oberbaselbiet erreicht.

Es konkurrierten sich nun ein St. Jakob- und ein Neue Welt-Komitee, ohne zu einem Ziel zu kommen. Schliesslich nahm der basellandschaftliche Regierungsrat die Angelegenheit selbst in die Hand und reichte am 27. Dezember 1913 ein Konzessionsgesuch für eine elektrische Schmalspurbahn von der Kantonsgrenze bei St. Jakob nach Liestal ein, allenfalls mit einer Zweigstrecke von Muttenz zur Neuen Welt. Der Anschluss ans Basler Strassenbahnnetz wäre Sache der Basler Strassenbahnen (B.St.B.) gewesen. Mit Bundesbeschluss vom 4. April 1914 wurde dem Kanton zu Handen einer noch zu bildenden Aktiengesellschaft die entsprechende Konzession erteilt. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs verzögerte allerdings eine rasche Realisierung. In einer Eingabe an den Bundesrat bat die Regierung daher, das Projekt aufteilen zu dürfen, und zwar in die Abschnitte St. Jakob–Muttenz, Muttenz–Liestal und Muttenz–Neue Welt. Diesem Antrag wurde am 22. Juni 1916 entsprochen.

Die konstituierende Generalversammlung der Basellandschaftlichen Ueberlandbahn AG (BUeB) erfolgte am 21. Februar 1920. Dass sich diese Gesellschaft nicht nur mit dem Bau der Strecke von Basel nach Muttenz und einem gemütlichen Trambetrieb begnügen wollte, lässt sich schon aus dem Namen ableiten. Vorgesehen waren neben der Strecke nach Muttenz bzw. Liestal Fortsetzungen nach Reigoldswil, Langenbruck, Sissach–Eptingen–Läufelfingen und gar Rothenfluh, ausgeführt als Überlandbahn mit von der Strasse möglichst unabhängigem Bahnkörper.

Projekt der Überlandbahn von Basel nach Liestal von 1919, entsprechend ausgeführt bis Pratteln.

Die Bauarbeiten an der neuen Strecke von der Kantonsgrenze bei der Birsbrücke in St. Jakob nach Muttenz begannen im Herbst 1920 unter der Leitung der Basler Strassenbahnen (B.St.B.). 840’000 Franken sollte die 2,65 km lange Strecke schliesslich kosten, wofür die BUeB 600’000 Franken in Aktien und 240’000 Franken in Obligationen aufbrachte. Die Freude war gross, als am 22. Januar 1921 der Betrieb aufgenommen werden konnte. Über das Eröffnungsfest am Vortag schrieb das Sonntagsblatt Nr. 34 der Basler Nachrichten: «Die Gemeinde Muttenz freute sich am Freitag der Erfüllung eines seit Jahren gehegten Wunsches; sie empfing die ersten blumenbekränzten Strassenbahnwagen in ihren Mauern. Als einzige Ortschaft in Basels nächster Umgebung war bisher Muttenz bis gestern ohne Tramanschluss; es schien beinahe, als ob das vom Naturschutzbund gehegte Birsuferidyll mit seinen Erlen und Nachtigallen diese städtische Ausstrahlung mit einem Zauberbann behindere.» Ebenfalls in der gleichen Zeitung ist zu lesen: «Am romantischen Abhang des Wartenbergs können noch viele Leute, denen die Stadtluft zu schwül wird, ihren Wohnsitz nehmen…», was zum Ausdruck bringt, dass die Gemeinde allerlei Hoffnung in den Tramanschluss von Muttenz setzte.

Bereits im Folgejahr begannen die Arbeiten für die 3,64 km lange Streckenverlängerung von Muttenz nach Pratteln. Der Betrieb auf diesem Teilstück konnte am 19. Oktober 1922 aufgenommen werden. Die Gesamtlänge der BUeB-Strecke betrug nun 6,29 km.

Die Fortsetzung der Strecke nach Liestal liess allerdings auf sich warten, obwohl bereits 1923 entsprechende Landerwerbungen stattfanden. 1924 erfolgte die Elektrifizierung der Normalspurstrecke Basel–Olten, was grundsätzliche Zweifel an dem Vorhaben aufkommen liess. 1937 beschloss die BUeB dem Regierungsrat zu beantragen, die Gesellschaft von der Verpflichtung, die Bahn nach Liestal weiterführen zu müssen, zu entbinden. Damit wurde auch die Feinerschliessung des oberen Kantonsteils mit einem schienengebundenen Verkehrsmittel endgültig begraben.

Dauerthema war die Höhe des Pachtzinses, welche der städtische Betrieb für das Benutzen der fremden Infrastruktur auf basellandschaftlichem Boden zu entrichten hatte. Be 4/6 626 und B 1462 am 23. Juni 1972 in Muttenz Dorf, unmittelbar nach der Umstellung auf modernes Rollmaterial.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. -)

Die Basellandschaftliche Ueberlandbahn AG verfügte weder über eigenes Personal noch über eigenes Rollmaterial. Nach dem Vorbild der Trambahngesellschaft Basel–Aesch AG (TBA) verpachtete auch sie ihre Strecke und übertrug den Betrieb vollständig den Basler Strassenbahnen bzw. den späteren Basler Verkehrs-Betrieben (BVB). Diese verpflichteten sich im Wesentlichen für den gesamten Betriebsdienst inkl. Stromlieferung, bahnpolizeiliche Aufgaben, Streckenunterhalt sowie für die Stellung von Personal und Fahrzeugen. Der Kanton Basel-Landschaft beteiligte sich selbstredend nicht an den Betriebskosten und beschränkte sein finanzielles Engagement auf die Abgeltung sozialrabattierter Abonnemente.

Der von den B.St.B./BVB zu entrichtende Pachtzins betrug ab dem dritten Betriebsjahr 5% des Baukapitals und gab in den folgenden Jahren immer wieder Anlass zu Diskussionen. Ende 1969 kündigten die BVB gar den Pachtvertrag zwecks «Neuregelung gewisser Probleme finanzieller Natur». Ein neu ausgehandelter Vertrag verpflichtete den Kanton zur Übernahme von Defiziten aus dem Betrieb und schloss gleichzeitig die Ausrichtung von Dividenden aus.

Bei der Betriebseröffnung 1921 wurde die schon bestehende und in St. Jakob endende Tramlinie 12 nach Muttenz weitergezogen. Ab 1922 nach Pratteln durchfahrende Tramkurse trugen das Kopfschild 14. Der Billettpreis für eine Fahrt von Basel nach Pratteln betrug in den Zwanzigerjahren 60 Rappen. Von Anfang an bestand eine Tarifgemeinschaft mit den B.St.B. Interessant dabei ist, dass damals für die Streckenabschnitte Aeschenplatz–Muttenz und Zeughaus–Muttenz besondere Arbeiterkarten ausgegeben wurden. Sie kosteten 6.25 bzw 5.00 Franken für fünfzig einfache Fahrten. Für die vielen im seinerzeit neu erstellten Muttenzer Quartier Freidorf wohnenden Angestellten des Verbandes  Schweizerischer Konsumvereine (VSK, seit 1970 Coop Schweiz) wurden sogar Einsatzkurse geführt.

Die Regierung des Kantons Basel-Landschaft beabsichtigte schon längere Zeit, sämtliche privaten und halbstaatlichen Transportunternehmen im Kanton in einer neuen Gesellschaft zusammenzuführen. In einem ersten Schritt wurden im Dezember 1974 rückwirkend per 1. Januar 1974 die vier Basler Vorortsbahnen Birsigthalbahn AG (BTB), Birseckbahn AG (BEB), Trambahngesellschaft Basel–Aesch AG (TBA) und Basellandschaftliche Überlandbahn AG in der neugegründeten Baselland Transport AG (BLT) zusammengeführt, womit die Geschichte der BUeB ihren Abschluss fand. Bleibt zu erwähnen, dass sich die am Eröffnungsfest 1921 geäusserten Erwartungen erfüllt haben und sich Muttenz nicht zuletzt dank der BUeB und der raschen Tramverbindung nach Basel vom Bauerndorf zum städtischen Vorort wandeln konnte.

Zuletzt aktualisiert am 15. Januar 2024 von Dominik Madörin