Am Eröffnungstag verlässt einer der ersten Regelkurse der Linie 3 den Haltestellenbereich beim Gare de Saint-Louis.
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 16_1085)

Die heute bestehende Strassenbahnstrecke zum Bahnhof in Saint-Louis wurde 2017 fertiggestellt. Bereits zwischen 1900 und 1957 bestand eine Tramverbindung in die französische Nachbarstadt von Basel, welche jedoch eine abweichende Linienführung besass.

Streckenverlauf der Neubaustrecke ab Waldighoferstrasse (vormals Burgfelden Grenze) zum Gare de Saint-Louis.
© tram3.info

Der moderne, grenzüberquerende Trambetrieb trägt dabei nicht nur zur allgemeinen Verbesserung der Lebensqualität der Anwohner bei, sondern verfolgt verschiedene konkrete Ziele. So soll das Tram massgeblich zur Reduktion des motorisierten Individualverkehrs beitragen, hat doch die Strasseninfrastruktur dies- und jenseits der Landesgrenze ihr Kapazitätslimit längst erreicht. Von den 42’000 Berufspendlern, welche täglich aus dem Elsass in die Nordwestschweiz strömen, nutzten bisher lediglich etwa zehn Prozent Bahn oder Bus. Der überwiegende Teil kommt mit dem eigenen Auto und soll nun zum Umsteigen bewegt werden. Hierfür entstanden beim Bahnhof Saint-Louis zusätzliche Park+Ride-Anlagen.

Gleisbauarbeiten bei der zukünftigen Haltestelle Saint-Exupéry im September 2016. Im Hintergrund das Lycée Jean-Mermoz mit markanter Fussgängerbrücke.
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Die Tramlinie erschliesst die Gebiete westlich des Bahnhofs und treibt dort die Areal- und Stadtentwicklung voran. Ausserdem erhielten die grossen Schulkomplexe rund um das Lycée Jean Mermoz sowie das beliebte Freibad «Centre Nautique Pierre de Coubertin» eine bessere Anbindung an den öffentlichen Verkehr. Auf der schweizerischen Seite profitieren die Sportanlage Pfaffenholz sowie die REHAB Basel von einer viel besseren Erreichbarkeit mit dem öffentlichen Verkehr.

Der Bahnhof in Saint-Louis dürfte nicht lange Endpunkt der neuen Strecke bleiben. In naher Zukunft soll das Tram um rund 600 m zu einem neuen, provisorischen Endpunkt «Pôle de loisirs et de commerce» weitergezogen werden und später den EuroAirport Basel Mulhouse Freiburg erreichen. Hier ist noch offen, ob eine direkte Anbindung des Flughafens zur Ausführung kommt oder ob die Strecke östlich der Autobahn A 35 ihren Endpunkt haben wird. Die zweite Variante wäre erheblich günstiger realisierbar, hätte aber für Fluggäste längere Gehwege zur Folge. Als rein französisches Projekt muss die Verlängerung zum Flughafen wohl ohne finanzielle Beteiligung der Schweiz auskommen.

Die erste Etappe der Tramstrecke nach Saint-Louis ging am 31. Juli 2017 in Betrieb. Dabei wurde die in der äusseren Burgfelderstrasse im Bereich der heutigen Haltestelle Waldighoferstrasse liegende, seit 1930 bestehende Wendeschlaufe der Linie 3 stillgelegt und durch eine neue, rund 500 Meter weiter nordwestlich liegende Anlage im Bereich des Grenzübergangs Basel-Burgfelderstrasse ersetzt. Die dortigen Raumverhältnisse führten dazu, dass Teile der neuen Wendeanlage bzw. der neuen Endhaltestelle «Burgfelderhof» auf elsässischem Territorium zu liegen kamen.

Erste Probefahrt am 2. August 2017 mit Be 6/8 5041. Aufnahme im Bereich Boulevard de l’Europe.
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Weitere Probefahrten am 2. August 2017 mit Xe 2/2 2022 (im Vordergrund) sowie Be 4/4 486+B 1436 (mit Fahrleitungsenteisungs-Vorrichtung).
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 52_71)

Meilensteine

  • Ende 2010: Frankreich und die Schweiz beschliessen gemeinsame Planung der Verlängerung der Tramlinie 3
  • 23. November 2015: Spatenstich der Bauarbeiten
  • 26. Mai 2016: Erste Schienenverschweissung in Frankreich
  • 2. Mai 2017: Gleiszusammenschluss Schweiz/Frankreich am Grenzübergang Basel-Burgfelderstrasse
  • 31. Juli 2017: Inbetriebnahme Abschnitt Burgfelden Grenze (neu Waldighoferstrasse)–Burgfelderhof
  • 2. August 2017: Erste Testfahrt auf dem Abschnitt Burgfelderhof–Gare de Saint-Louis

Kennzahlen

  • 3,4 km Projektlänge (inkl. 300 m Gleisersatz in der Schweiz)
  • 3,1 km Neubaustrecke (total)
  • 2,6 km Neubaustrecke in Frankreich
  • 0,5 km Neubaustrecke in der Schweiz
  • 5 neue Haltestellen, davon eine in der Schwiz und vier in Frankreich
  • 700 t Schienen (FR)
  • 257 t Schienen (CH)
  • 11’520 Laufmeter Schienen (FR)
  • 3’330 Laufmeter Schienen (CH)
  • 644 verschweisste Schienenstösse (FR)
  • 190 verschweisste Schienenstösse (CH)
  • 5000m3 Beton für Gleisunterbau (FR)
  • 980m3 Beton für Gleisunterbau (CH)
  • 29 Monate Bauzeit (davon vier Monate Vorbereitungsarbeiten in FR)
  • >450 Personen involviert in Planung und Bau
  • >150 Unternehmer ab Baubeginn involviert
  • 107 Bäume gepflanzt (FR)
  • 87 Bäume gepflanzt oder ersetzt (CH)
  • 740 Parkplätze in neuem Parkhaus bei der Endhaltestelle Gare de Saint-Louis
  • 91 Mio. CHF Kredit für Tramstrecke und P+R (30 Mio. Abschnitt CH, 61 Mio. Abschnitt FR)

Betrieb

Die feierliche Eröffnung des Abschnitts Burgfelderhof–Gare de Saint-Louis fand am 9. Dezember 2017 mit viel Prominenz aus beiden Ländern und entsprechend umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen statt. Seither wird die Strecke als Verlängerung der Tramlinie 3 (bisher Birsfelden Hard–Burgfelden Grenze) der Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) betrieben, wobei nur jeder zweite Kurs nach Frankreich durchläuft. Auf dem französischen Abschnitt ergibt sich so tagsüber ein Viertelstunden- und abends ein Halbstunden-Intervall.

Zum Einsatz kommen ausschliesslich 43-m-Niederflurgelenkwagen der Serie Be 6/8 5001–5044 FLEXITY Basel, welche über eine entsprechende Ausrüstung und Zulassung für den Verkehr in Frankreich verfügen. Für einen Einsatz nach Frankreich wären auch die kürzeren Be 4/6 6001–6017 geeignet.

Eröffnung am 9. Dezember 2017. Zweiter von links ist der Basler Regierungsrat Hans-Peter Wessels, ein überzeugter Förderer des Projekts.
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. D8B_4386)

Zuletzt aktualisiert am 28. Februar 2023 von Dominik Madörin