C 61 nach dem Umbau bei der Schweizerischen Industriegesellschaft in Neuhausen. Er trägt den 1907 eingeführten, grünen Birseckbahn-Anstrich.
© Werkaufnahme SIG (Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen)

Der Bestand an Anhängewagen bei der Birseckbahn AG (BEB) war nach der Beschaffung der C 21–28 zu knapp. Eine Nachbeschaffung dieses Wagentyps kam zunächst nicht in Frage, da der Preis für einen Wagen mittlerweile das Zweieinhalb- bis Dreifache betrug und die Unsicherheit bestand, ob wichtige, aus kriegsführenden Ländern zu beziehende Ausrüstungsteile überhaupt erhältlich waren.

Im Juni 1918 ergab sich die Gelegenheit, von den Schwyzer Strassenbahnen (SStB, vormals Strassenbahn Schwyz–Seewen (SSS)) drei sich in gutem Zustand befindende Motorwagen ohne deren elektrische Ausrüstung zu übernehmen. Es handelte sich dabei um die Ce 2/2 1–3, welche mechanisch den Zürcher Ce 2/2 85…139 entsprachen, jedoch für den Betrieb auf der 1900 eröffneten und mit 500 V / 40 Hz Drehstrom elektrifizierten Strecke von Seewen nach Schwyz ausgelegt waren. Anlässlich der Streckenverlängerung von Schwyz nach Ibach wurde der Schwyzer Trambetrieb auf Gleichstrom umgestellt, weshalb die Ce 2/2 1–3 im Jahre 1914 ausgemustert wurden und bis zum Erwerb durch die BEB arbeitslos herumstanden.

Die BEB liess die einstigen Drehstrom-Motorwagen von der Schweizerischen Industrie-Gesellschaft in Neuhausen (SIG) zu Anhängewagen umbauen. Dabei wurde ein neues Untergestell untergesetzt 1). Ferner erhielten die Anhänger eine Druckluftbremse, Übergangseinrichtungen, Steifkupplungen und Schlussleuchten auf dem Dach. Der Wagenkasten blieb weitgehend unverändert.

Als C 61–63 kamen die Fahrzeuge Ende Januar 1919 im grünen Birseckbahn-Anstrich in Betrieb. Die C 61 und 62 wurden im Laufe der Zeit gelb. Der C 63 behielt den grünen Birseckbahn-Anstrich bis zuletzt.

Schon in den Dreissigerjahren kamen die C 61–63 nur noch selten zum Einsatz. Auf die beim Publikum nie sonderlich beliebten Längssitzwagen konnte die BEB ganz verzichten, als alle Wagen der Serie 21–32 zu Dreiachsern verlängert worden waren. Vermutlich das letzte Mal stand ein ex Schwyzer im Fahrgasteinsatz, als vom 19. bis 21. Juni 1953 anlässlich eines Arlesheimer Dorffestes ein Extrazug, bestehend aus dem Ce 2/2 5 und dem C 62, verkehrte.

Bis 1954 wurden die C 61–63 zu Dienstwagen mit den Nummern X 103, 104 und 105 umgebaut. Der Fahrleitungs-Montagewagen X 103 (aus dem C 63 entstanden) blieb bis 1970 erhalten. Der C 62 fand Verwendung zum Bau des Spreng- und Schleifwagens X 104, welcher durch Untersetzen von Pneurädern auch für den Strassentransport zur Birsigthalbahn geeignet war. Er wurde als letztes «Schwyzer» 1975 abgebrochen.


1) Die originalen Peckham-Untergestelle kamen möglicherweise als Ersatzteile nach Zürich.

Technische Daten bei Inbetriebsetzung durch BEB:

Typenbezeichnung: C
Anzahl Wagen: 3
Wagennummern: 61 bis 63
Im Linienbetrieb: 1919 bis 1954

Erbauer: SWS, SIG
Anschaffungskosten/Wg.: k. A.
Länge über alles: 8’300 mm
Grösste feste Breite: 2’000 mm
Höhe über alles: 3’250 mm
Radsatzabstand: 2’500 mm
Taragewicht: 5’770 kg
Sitz-/Stehplätze: 16/18
Höchstgeschwindigkeit: 35 km/h

Bremsen: Solenoidbremse, indirekt wirkende Druckluftbremse, Handbremse

Fahrzeugporträts

C 61

→ ex Schwyzer Strassenbahnen (Ce 2/2 1)

Inbetriebsetzung: 01.1919
Ausmusterung:  10.1954

Verbleib: Umbau in Flachwagen (X 105)

C 62

→ ex Schwyzer Strassenbahnen (Ce 2/2 2)

Inbetriebsetzung: 01.1919
Ausmusterung:  07.1954

Verbleib: Umbau in Spreng-/Schleifwagen (X 104)

C 63

→ ex Schwyzer Strassenbahnen (Ce 2/2 3)

Inbetriebsetzung: 01.1919
Ausmusterung:  1950

Verbleib: Umbau in Fahrleitungsmontagewagen (X 103)

Zuletzt aktualisiert am 24. Dezember 2022 von Dominik Madörin