Soeben fertiggestellter Ce 2/2 6 vor dem Einbau der elektrischen Ausrüstung bzw. Be 2/3 3II im letzten Betriebszustand als Dreiachser um 1970.
© Werkaufnahme SWS bzw. Rolf Villoz (Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen)

Aufgrund des in den ersten Jahren besonders an Sonn- und Feiertagen überraschend starken Verkehrs genügten die vier BEB-eigenen Motorwagen Ce 2/2 1–4 schon bald nicht mehr. In der Folge mussten die für den Betrieb der Strecke der Birseckbahn AG (BEB) verantwortlichen Basler Strassenbahnen (B.St.B.) regelmässig zusätzliches Rollmaterial für Supplementkurse zur Verfügung stellen. Die für den städtischen Einsatz konzipierten Fahrzeuge eigneten sich für die ausgeprägte Überlandstrecke nach Dornachbrugg allerdings nur schlecht. Die Direktion der BEB sah sich deshalb schon bald veranlasst, die Beschaffung weiterer eigener Fahrzeuge in die Wege zu leiten.

Da bei den B.St.B. die Eröffnungen der Vorortsstrecken nach Allschwil, Aesch, Hüningen und Riehen bevorstanden, dachte man auch dort über eine Erweiterung des Rollmaterialbestands nach. Am 4. August 1904 bestellten die B.St.B. einen Wagen zur Erprobung (Ce 2/2 101). Bereits am 12. Dezember 1904, noch bevor der Musterwagen fertiggestellt war, wurden fünf weitere Wagen in Auftrag gegeben, davon gemäss einem Abkommen zwei auf Kosten der Birseckbahn.

Die Fahrzeuge entsprachen einem neuen von der Schweizerischen Wagons und Aufzügefabrik AG (SWS) entwickelten Typ, welcher sich durch einen grossen Radsatzabstand und freie Lenkachsen auszeichnete und sich so besonders gut für Überlandstrecken eignen sollte. Das massive Untergestell liess die Wagen allerdings etwas hochbeinig wirken. Der Wagenkasten mit Laternendach verfügte über drei gleich grosse und herablassbare Seitenfenster. Die elektrische Ausrüstung stammte von der Electrizitäts-Gesellschaft Alioth & Co. in Münchenstein.

Die beiden Neuerwerbungen der Birseckbahn erhielten die Betriebsnummern 5 und 6. Sie dürften im grünen Anstrich der B.St.B. geliefert worden sein. Um 1927 wurde der gelbe Anstrich der BEB aufgetragen.

Entgegen den Erwartungen hatten sich die Quersitzwagen ohne Druckluftbremse auf der steigungs- und kurvenreichen Überlandbahn nicht sonderlich bewährt, weshalb keine weiteren Motorwagen dieses Typs nachbestellt wurden. Sie wurden auch nie in ähnlicher Weise wie ihre städtischen Brüder modernisiert.

Technische Daten bei Inbetriebsetzung:

Typenbezeichnung: Ce 2/2
Anzahl Wagen: 2
Wagennummern: 5 und 6
Im Linienbetrieb: 1905 bis 1963

Mechanischer Teil: SWS
Elektrische Ausrüstung: EGA
Anschaffungskosten/Wg.: CHF 17’200.–
Länge über alles: 8’000 mm
Grösste feste Breite: 2’100 mm
Grösste feste Höhe: 3’380 mm
Radsatzabstand: 2’500 mm
Radsatzfolge: Bo
Dienstgewicht: 10’500 kg
Sitz-/Stehplätze: 18/25
Höchstgeschwindigkeit: 30 km/h

Anzahl Fahrmotoren: 2
Hersteller/Typ: EGA GTM 25
Stundenleistung: 2 x 33 PS bzw. 2 x 24 kW
Übersetzungsverhältnis: k. A.

Bremsen: elektrische WiderstandsbremseHandbremse, Einrichtungen für Anhängewagen-Solenoidbremse

Der Ce 2/2 6 wurde bereits 1944 aus dem Verkehr gezogen. Die Birseckbahn benötigte dessen Wagenkasten als Ersatz für den bei der Frontalkollision vom 19. März 1941 abbruchreif beschädigten Ce 2/3 3I und liess ihn bei der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik AG in Winterthur (SLM) durch Einfügen eines Seitenfensters um rund 1’150 mm verlängern. Untergesetzt wurde das aufgearbeitete Lenkuntergestell des verunfallten Wagens 3I. Zudem kam eine Druckluftbremse zum Einbau.

Das so entstandene Einzelstück kam am 22. Februar 1945 mit der Bezeichnung Be 2/3 3II wieder in Betrieb. Es war von seinem Erscheinungsbild her – abgesehen von den Maximum-Vierachsern Ce 2/4 11 bis 14 – der modernste BEB-Motorwagen und versah seinen Dienst klaglos bis im Januar 1972.

Das zweiachsige Original-Untergestell des Ce 2/2 6 wurde für den beabsichtigten Bau eines Materialtransportwagens lange Jahre aufbewahrt, fand aber keine Verwendung mehr und wurde 1970 abgebrochen.

Der Be 2/3 3II ging durch Umbau aus dem Zweiachser Nr. 6 hervor. Um 1966 ist er mit zwei Anhängewagen in Münchenstein Richtung Dornach unterwegs.
© Peter Sutter, CH-Boll (Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen)

Technische Daten nach Umbau:

Typenbezeichnung: Ce 2/3
Anzahl Wagen: 1
Wagennummer: 3II
Umbau: 1944 bis 1945

Mechanischer Teil: SWS, SLM
Elektrische Ausrüstung: EGA, BBC
Umbau: SLM
Umbaukosten: k. A.
Länge über alles: 9’310 mm
Grösste feste Breite: 2’100 mm
Grösste feste Höhe: 3’400 mm
Gesamtradsatzabstand: 3’800 mm
Radsatzfolge: A’1’A‘
Dienstgewicht: 14’500 kg
Sitz-/Stehplätze: 24/28
Höchstgeschwindigkeit: 35 km/h

Anzahl Fahrmotoren: 2
Hersteller/Typ: BBC
Stundenleistung: 2 x 53 PS bzw. 2 x 39 kW
Übersetzungsverhältnis: k. A.

Bremsen: elektrische Widerstandsbremse, indirekt wirkende Druckluftbremse, Handbremse, Einrichtungen für Anhängewagen-Solenoidbremse

Nach dem Umbau des Ce 2/2 6 zum Dreiachser war der Ce 2/2 5 von 1944 an der letzte Zweiachs-Motorwagen der BEB. Einsätze im Personenverkehr wurden selten. Dafür verwendete die BEB den Wagen immer mehr als Dienstfahrzeug für interne Zwecke. Die offizielle Umzeichnung zum Xe 2/2 112 per Ende 1963 beendete die Karriere des Ce 2/2 5 als Personen-Motorwagen dann endgültig.

Spätere Änderungen (Auswahl):

  • 1906–1907: Verbesserung der Heizleistung
  • 1912: Einbau Tachometer (nur Ce 2/2 5)
  • 1914: Neue Motoren EGA (2 x 44 PS bzw. 2 x 32 kW) und Widerstände (nun auf Dach)
  • ca. 1916: neue Steifkupplungen (wie B.St.B.)
  • 1917–1920: Einbau von Stirnwandtüren, zwei Frontlampen, Aufbau von Dachrutenkupplungen System StStZ
  • 1935: Ersatz des Lyrabügels durch einen Pantographen

Fahrzeugporträts

Ce 2/2 5

→ ab 1956 Be 2/2 5

Inbetriebsetzung: 09.1905
Ausmusterung: –

Verbleib: ab 22.12.1963 Dienstwagen Xe 2/2 112

Ce 2/2 6; Ce 2/3 3II

→ ab 1956 Be 2/3 3II

Inbetriebsetzung: 09.1905
Ausmusterung: 1972

Verbleib: 01.1972 abgebrochen (Schlatter, Münchwilen)

1944–45: Umbau zu Ce 2/3

Zuletzt aktualisiert am 27. Januar 2024 von Dominik Madörin