Abgesehen von der oxydroten Farbgebung und dem fehlenden Wappen hat sich das Aussehen des Prototypen nach dem Umbau zum Instruktionswagen nicht verändert. Die Steifkupplungen blieben bis zur Ausmusterung erhalten. Aufnahme vom 29. Oktober 1970, Depot Wiesenplatz.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. -)

Ein Mangel anlässlich von Wagenführerinstruktionen bei den Basler Verkehrs-Betrieben (BVB) war, dass die am Rollmaterial vorkommenden Störungen nur theoretisch erklärt werden konnten. Wenn auch während der praktischen Ausbildung auf den Wagen bei jeder Gelegenheit auf vorkommende Störungen und auf das Verhalten in solchen Situationen hingewiesen wurde, so fehlte es doch am praktischen Erleben. Um diesen Nachteil zu beseitigen und nicht zuletzt als Folge des Aeschenplatz-Unglücks vom 24. April 1947, dessen Ursache das Versagen der Strombremse beim Ce 2/2 198  war, bauten die BVB 1951 den aufgrund seiner schlechten Laufeigenschaften im Personenverkehr unbeliebten Ce 2/2 302 in einen Instruktionsmotorwagen mit der Bezeichnung Xe 2/2 2060 um.

Technische Daten nach Umbau:

Typenbezeichnung: Xe 2/2
Anzahl Wagen: 1
Wagennummer: 2060
In Betrieb als Dienstwagen: 1951 bis 1976

Mechanischer Teil: SWS
Elektrische Ausrüstung: BBC
Umbau: BVB
Umbaukosten: k. A.

Länge über alles: 10’4870 mm
Grösste feste Breite: 2’200 mm
Grösste feste Höhe: 3’980 mm
Radsatzabstand: 3’300 mm
Radsatzfolge: Bo
Dienstgewicht: 15’450 kg
Höchstgeschwindigkeit: 36 km/h

Anzahl Fahrmotoren: 2
Hersteller/Typ: BBC GTM 132
Nennleistung: 2 x 74 PS bzw. 2 x 54 kW
Übersetzungsverhältnis: 1:5,71

Bremsen: elektrische Widerstandsbremse, Zweikammer-Druckluftbremse, Magnetschienenbremse, Handbremse, Einrichtungen für Anhängewagen-Solenoidbremse

Äusserlich blieb der Wagen unverändert, insbesondere erfolgte vorerst keine Umlackierung. Die Abteiltüren und sämtliche Quersitze wurden ausgebaut. Lediglich die kurzen Längssitze im Bereich der Türtaschen blieben erhalten. Ebenso wurden die Zugänge zu den Führerständen verbreitert.

Innenansicht Wagenabteil I mit Schaltpult (rechts). Neu eingebaute Längssitzbank für die Unterbringung zusätzlicher Schütze.
© BVB (Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen)

Im Wagenabteil I befand sich ein Tisch mit einem Schaltpult, das dem instruierenden Beamten erlaubte, während der Fahrt verschiedene Störungen im Traktionsstromkreis künstlich herbeizuführen. Die dazu notwendigen Schütze waren einerseits unter dem Tisch selbst und andererseits unter einer neu eingebauten Längssitzbank auf der linken Wagenseite untergebracht.

Im Wagenabteil II des Mitteleinstiegwagens installierte man alle Apparate für die Druckluftbremse mit Ausnahme des Kompressors, des Bremszylinders und der Luftbehälter auf einem Tableau, so dass deren Funktion am Objekt selbst erklärt werden konnte. Ebenso konnten während der Fahrt verschiedene Störungen im Druckluftbremssystem künstlich herbeigeführt werden.

Halser-Tachographen ermöglichten die Ausbildung im Schätzen von Geschwindigkeiten. Ebenso war ein Voltmeter vorhanden, das die Fahrleitungsspannung anzeigte. Ein Kilowattstundenzähler registrierte den Stromverbrauch und liess eine sparsame Fahrweise einüben.

Im Juni 1953 ersetzte die BVB-Werkstätte – wohl zur Gewinnung von Ersatzteilen – die Fahrmotoren durch BBC GTM 3i mit je 66 PS bzw. 49 kW. Im Dezember 1954 erhielt der Wagen Richtungsblinker und im Juni 1957 wechselte der Aussenanstrich auf Oxydrot.

Nach und nach erfolgte der Rückzug von altem Rollmaterial aus dem Betrieb. Die modernen Fahrzeuge unterscheiden sich in der Konstruktion und in der Handhabung wesentlich, so dass Instruktionsfahrten mit dem Xe 2/2 2060 keinen Sinn mehr ergaben. Vor der Ausmusterung 1976 diente der Wagen noch dem Fasnachtscomité als Unterkunft und erhielt eine hellblaue Farbgebung mit weissen Tupfen.

Mögliche Störungs-Simulationen (Auswahl):

  • Unterbruch im Anfahr-/Bremswiderstand
  • Unterbruch im Fahr-/Bremsstromkreis
  • Leitungsunterbruch im Triebmotor I
  • Leitungsunterbruch im Triebmotor II
  • Erdschluss im Motor I
  • Erdschluss im Motor II
  • Direkte Betätigung der Magnetschienenbremse
  • Defekt am Druckregler des Kompressors

Fahrzeugporträt

Xe 2/2 2060

→ ex Ce 2/2 302

Inbetriebsetzung: 1951
Ausmusterung: 1976

Verbleib: Abbruch (Thommen, Kaiseraugst)

Zuletzt aktualisiert am 31. Dezember 2023 von Dominik Madörin