Zwei Normwartehallen des ersten, von der BLT selbst entwickelten und gebauten Typs befanden sich bis 2019 bei der Haltestelle Stallen der Tramlinien 10 und 17. Bis auf eine Seitenscheibe wurden alle Fensteröffnungen nachträglich verblecht.
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. D8B_9960)

Unmittelbar nach der Gründung der Baselland Transport AG (BLT) im Jahre 1974 befand sich in deren Immobilienbestand eine Vielzahl von Wartehallen und Unterständen unterschiedlichster Generationen und Bauarten, welche samt und sonders von den Vorgängergesellschaften Birsigthalbahn AG (BTB) oder Birseckbahn AG (BEB) errichtet worden waren. Erste eigene Wartehallen stellte die BLT 1976 im Zusammenhang mit dem Ausbau der Haltestelle Witterswil zur Kreuzungsstation und deren Verlegung auf die gegenüberliegende Seite der Benkenstrasse auf.

Typ «BLT»

Die beiden in Witterswil errichteten Wartehallen entsprachen einem neuen, in der BLT-eigenen Werkstätte entwickelten und gebauten Normtyp in Stahlbauweise. Verschweisste Vierkantrohre bildeten die tragende Grundstruktur. Eingeschraubte, abgekantete Blechtafeln zumeist mit grossen Fensterausschnitten und Sekuritscheiben dienten als Ausfachungen. Das aus Faserzement-Wellplatten bestehende Dach war zwecks Entwässerung in eine Dachwasserrinne leicht nach hinten geneigt und wurde rundum von einer vorgehängten Dachblende abgeschlossen. Dachuntersicht sowie Sitzfläche und Rückenlehne der Sitzbank bestanden aus Holz. Eine von der Dachblende abgeschirmte Leuchtstoffröhre diente der Beleuchtung. Die gesamte Konstruktion war in kräftigem Orange gehalten. Einen Kontrast dazu bildete die gelb lackierte Frontpartie der Dachblende, gleichzeitig Basis für den in schwarzen Versalien angebrachten Haltestellennamen.

Bis in die frühen Achtzigerjahre dürften rund dreissig Normwartehallen dieses Typs fabriziert und aufgestellt worden sein, dies vor allem entlang der Tramlinie 11 und an der in der Umstellung von Bahn- auf Trambetrieb begriffenen Linie 17, aber auch an Haltestellen einzelner Autobuslinien wie beispielsweise der Linie 70, deren Konzession die BLT zwischen 1974 und 1985 innehatte. Je nach örtlichen Verhältnissen erfuhr die Konstruktion leichte Anpassungen. Im Laufe der Zeit ging die BLT dazu über, die gesamte Dachblende in Gelb zu lackieren, was den schlichten Zweckbauten zu etwas mehr Leichtigkeit verhalf.

Die grossen, in Profilgummi gefassten Scheiben liessen sich leicht herausdrücken und gingen entsprechend oft zu Bruch. An exponierten Lagen verzichtete die BLT bald auf einen Ersatz und verschloss die Fensteröffnungen mit eingenieteten Blechtafeln. Das nun sehr düstere Innere wirkte wenig einladend und förderte das Wohlbehagen nicht sonderlich, ebensowenig die nach und nach entfernten Rückenlehnen der Sitzbank. Meist aufgrund von Korrosionsschäden ersetzt durch den Typ «Raffina» oder «Shelter» verschwand dieser Wartehallentyp bis 2023 wieder vollständig.

BLT-Normwartehalle des ersten Typs in Ettingen: Die Seitenscheibe wird mit Profilleisten vor dem Herausdrücken bewahrt. Die Rückenlehne der Sitzbank wurde schon Jahre zuvor entfernt. Das Häuschen verschwand im August 2023 als letztes seiner Art.
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. D8C_5810)

Typ «Classic»

Insbesondere der Ausbau des Busnetzes sowohl im unteren als auch im oberen Kantonsteil führte zu Beginn der Achtzigerjahre zu einem grossen Bedarf an neuen Wartehallen. Die BLT kam von der Eigenfabrikation ab und bezog die Unterstände nun von der Industrie.

Die Wahl fiel auf ein 1974 vom Oltner Architekt Roland Rupert Hanselmann entworfenes Modell, welches ursprünglich von der bekannten Aarburger Firma Franke AG produziert und vertrieben worden war und –  technisch mehrfach überarbeitet – heute noch unter dem Markennamen «Alledo Classic» vermarktet wird. Mit rund 1’500 gefertigten Exemplaren dürfte es sich um den in der Schweiz am weitesten verbreiteten Wartehallentyp handeln. In der Region Basel wurden einige wenige Unterstände dieses Typs bereits Mitte der Siebzigerjahre vom Kanton oder von Privaten aufgestellt, etwa bei der Haltestelle Bruderholzspital (heute Bodenackerstrasse) oder in der Liebrüti.

Die beiden ersten Wartehallen des Typs «Classic» in der Ausführung A 1/4 wurden um 1976 bei der seinerzeitigen Haltestelle Bruderholzspital (heute Bodenackerstrasse) vom Kanton Basel-Landschaft aufgestellt (13. Juni 2021).
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. D8C_5740)

Hanselmanns Entwurf zeichnete sich durch eine grosse Modularität aus und basierte auf einem Raster mit den Massen 1′300 x 1′300 mm. So liessen sich mit wenigen Grundelementen verschiedene Grundrissvarianten und Ausführungen mit oder ohne auskragendem Vordach realisieren.

Säulen aus dickwandigen Rundstahlrohren, einbetoniert oder auf Fundamentplatten geschraubt, stellten das Traggerüst für Dachkonstruktion, Fassadenelemente sowie Sitzbank dar. Der Profilstahl-Dachrahmen war durch Schweissungen fest mit den Säulen verbunden und nahm die selbsttragenden Isolier-Dachplatten auf. Der Dachbelag bestand aus einer mittels Rundkiesschüttung geschützte Kunststofffolie. Die Dachwasserableitung erfolgte verdeckt in einer Säule. Die Dachuntersicht war in nordischem Täfer aufgeführt. Beleuchtungskörper mit Leuchtstoffröhren waren an der vorderen Dachpartie aufgehängt oder in diese eingelassen.

Über die ganze Höhe reichende Normelemente aus dickwandigem Stahlblech bildeten Seiten- und Rückwände. Die Bleche waren am Dachrahmen aufgehängt und elastisch an die Säulen gekoppelt. Ausschnitte in den Fassadenblechen liessen sich je nach Bedarf mit Sekurit-Scheiben verglasen oder mit gummigefassten Blechtafeln blickdicht verschliessen. Elemente ohne Ausschnitt dienten als Abschluss gegen andere Gebäude oder für die Aufnahme von Plakatierflächen.

Klassische Form- und Farbensprache der Siebzigerjahre: Wartehalle mit original teilverglaster Rückwand und Plakat im Format F12, verglasten Seitenwänden sowie auskragendem Dach (6. Juni 2021).
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. D8C_5764)

Normwartehallen des Typs «Classic» errichtete die BLT bis Mitte der Neunzigerjahre. Aufgrund ihrer identischen Farbgebung liessen sich die Unterstände auf den ersten Blick kaum von der BLT-Eigenentwicklung unterscheiden. Sie litten auch unter demselben Mangel wie diese: Die in Profilgummi gefassten Scheiben liessen sich leicht herausdrücken und wurden deshalb fallweise durch eingenietete Blechtafeln oder Acrylglasscheiben ersetzt.

Am Ende ihrer Lebensdauer angelangte Wartehallen wurden zunächst durch den Typ «Raffina», später durch den Tap «Shelter» ersetzt. Bis zum Verschwinden der letzten Exemplare dürfte es jedoch noch einige Zeit dauern.

Sanierte Wartehalle Typ «Classic» in Biel-Benken. Der Fensterausschnitt in der linken Seitenwand ist durch eine aufgenietete Acrylglasscheibe verschlossen (13. Juni 2021).
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. D8C_5780)

Typ «Raffina»

1997 leitete die Baselland Transport AG einen Generationenwechsel ein, um zusätzliche Haltestellen mit gedeckten Unterständen zu versehen und zahlreiche in die Jahre gekommene orange-gelbe Wartehäuschen aus Eigenproduktion zu ersetzen. Wiederum kam nur ein modularer Typ als Nachfolgemodell in Frage. Die Wahl fiel auf das ebenfalls vom Architekten Roland Rupert Hanselmann entworfene Modell «Raffina», hergestellt von der Firma Franke in Aarburg und später von der Firma Alledo vertrieben.

«Raffina» war ursprünglich ein Entwurf für die Strukturierung offener Räume auf hohem Gestaltungsniveau. Das Baukastensystem löste sich in Dach- und Wandstrukturen auf, so dass sich Räume individuell unterteilen und individuell abgestimmte sowie geschützte Bereiche mit oder ohne Überdachung realisieren liessen. Bauteile aus geschliffenem Edelstahl und Sicherheitsglas versprachen Langlebigkeit und moderate Unterhaltskosten.

Vierfeldrige Wartehalle Typ «Raffina» mit geringer Bautiefe bei der Haltestelle Schaulager in Münchenstein. Vergleichsweise bequeme Sitzmöglichkeiten, bestehend aus sechs Einzelsitzflächen ohne Rückenlehnen (25. Mai 2020).
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. D8C_2096)

Die Wandstruktur der «Raffina»-Wartehallen bestand aus im Fundament verankerten Rundsäulen und dazwischen eingehängten Scheiben aus getöntem Einscheiben-Sicherheitsglas. Die Tönung der Scheiben war dabei nicht nur architektonisches Stilmittel, sondern verhalf Passanten, Sehbehinderten und Vögeln Kollisionen zu vermeiden und schützte vor starker Sonneneinstrahlung. Die Rückwand nahm an ihrer Oberkante sowohl die Dachwasserrinne, als auch die hinter einem Lochblechband verborgene Beleuchtung auf. Im unteren Bereich angehängt waren Einzelsitzflächen ohne Rückenlehnen.

Rundsäulen, Rundrohr-Hilfsrahmen, Flachträger sowie Dach bildeten die bis auf vier eingeschweisste Abstandhalterbleche von der Wandstruktur völlig unabhängige Dachstruktur. Ein zentraler, die ganze Breite der Wartehalle überspannender Flachträger sorgte für die nötige Stabilität. Das abgehängte und zwecks Entwässerung leicht nach hinten geneigte Dach schien über der Wandstruktur zu schweben und bestand seinerseits aus Dachrahmen mit eingelegten Verbundplatten.

Gewirr aus Säulen, Rahmen und Trägern: Die aufwändigen Wartehallen «Raffina» überzeugten nicht in allen Punkten. Vorne dreifeldrige Ausführung geringer Bautiefe, hinten vierfeldrige Ausführung normaler Tiefe (Landhof, 18. Juni 2021).
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. D8C_5905)

Die beiden ersten, von der APG Allgemeinen Plakatgesellschaft mitfinanzierten «Raffina»-Unterstände errichtete die BLT 1997 bei der Haltestelle Binningen (heute Binningen Schloss). Weitere Wartehallen dieses Typs wurden während rund zehn Jahren aufgestellt und waren in vier verschiedenen Längen sowie in der Tiefe in drei unterschiedlichen Varianten vertreten. Die aufwändigen Konstruktionen präsentierten sich hochwertig und transparent, konnten aber sowohl architektonisch als auch funktional nicht in allen Punkten überzeugen. Sie wurden vom Typ «Shelter» abgelöst.

Typ «Shelter»

Der Normwartehallentyp mit dem eher banalen Produktenamen «Shelter» (engl.: Schutz) nahm augenfällig Formensprache und Elemente des Typs «Raffina» auf, präsentierte sich jedoch im Vergleich zu diesem angenehm entschlackt und vereinfacht. Die kostengünstige Konstruktion eines in Dornach ansässigen Metallbau-Unternehmens ging auf Fahrradunterstände zurück. Seit 2017 werden die Unterstände von der Firma Velopa AG angeboten.

Die beiden ersten Normwartehallen des Typs «Shelter» wurden im Mai 2007 bei der Haltestelle Hüslimatt errichtet. Zwischenzeitlich wurde die Beleuchtung optimiert (18. Juni 2021).
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. D8C_5825)

Säulen aus geschliffenen Edelstahl-Rundrohren bildeten das tragende Grundgerüst. Der auf allen vier Seiten mit einer Blende aus geschliffenem Edelstahlblech versehene Dachrahmen bestand aus verschweissten Vierkantrohren. Er war mit den Säulen verschraubt und zusätzlich an einem über die gesamte Breite reichenden Dachträger aufgehängt. Das Dach war mit Dachpaneelen aus eloxierten Alublech mit einer Stärke von zwei Millimetern eingedeckt und zwecks Entwässerung in eine Dachwasserrinne mit Fallrohr leicht gegen die Rückwand geneigt.

Getönte Scheiben aus 10-mm-ESG-Floatglas bildeten Rück- und Seitenwände. Wie beim Typ «Raffina» war die Beleuchtung oben an der Rückwand angebracht und hinter einem Lochblech verborgen. Einige Wartehallen verfügten über eine verbesserte, an der Dachuntersicht angebrachte LED-Beleuchtung. Zur Ausstattung gehörte auch eine integrierte Sitzgelegenheit ohne Rückenlehne. Die äusserst unbequeme, dafür vandalensichere Sitzfläche bestand aus parallel angeordneten Edelstahl-Rundrohren.

Die vierfeldrige Ausführung bei der Haltestelle Heiligholz bietet auch Schutz für den Steuerungskasten der Verkehrsregelungsanlage. Das für einen Billettautomaten vorgesehene Fundament wird von einer zusätzlichen Sitzgelegenheit genutzt (18. Juni 2021).
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. D8C_5866)

2007 erklärte die BLT das Modell «Shelter» zum Standard-Personenunterstand und beschaffte bis 2020 über 50 Exemplare. Dank dem modularem Konzept liessen sich Breite und Tiefe der Unterstände den jeweiligen Anforderungen anpassen. Auch freikragende Ausführungen ohne Seitenwände für schmale Platzverhältnisse waren möglich. Am häufigsten wurden dreifeldrige, für Haltestellen mit mittlerem oder geringen Fahrgastaufkommen geeignete Wartehallen mit einer Breite von 4,8 m aufgestellt. «Shelter» mit teils abweichender Ausführung der Verglasung wurden später auch von anderen regionalen Transportunternehmungen oder von Gemeinden errichtet.

Zuletzt aktualisiert am 20. August 2023 von Dominik Madörin