Um 1962 ist der ehemalige Basler Ce 2/2 31 nun als Innsbrucker Tw 31 mit einem «Stadt-Beiwagen» in der Maria-Theresien-Straße unterwegs. Der Trambetrieb im nördlichen Abschnitt der Maria-Theresien-Straße (zwischen und Marktgraben) wurde 2007 aufgegeben.
© Sammlung  Dominik Madörin, CH-Ettingen

Nachdem im Zweiten Weltkrieg das Rollmaterial der Innsbrucker Verkehrsbetriebe (IVB) stark beschädigt worden war, übernahm die IVB zwischen 1950 und 1952 zu günstigen Konditionen insgesamt neun Motor- und zehn Anhängewagen von den Basler Verkehrs-Betrieben (BVB).

Die rund fünfzig Jahre alten Motorwagen entstammten allesamt der Serie Ce 2/2 23–48 (ursprünglich 51–76) und wurden von der Schweizerischen Industrie-Gesellschaft (SIG) erbaut. Die elektrische Einrichtung stammte von Siemens & Halske. Ursprünglich mit offenen Plattformen ausgeführt erfuhren sie im Laufe der Jahre verschiedene Umbauten und Modernisierungen.

Für den Betrieb in Innsbruck musste das Laternendach entfernt werden, um so den Stromabnehmer tiefer setzen zu können. Nur so passten die Motorwagen durch die niedrige Unterführung unter den ÖBB-Gleisen in der Museumstraße. Ferner wurden die nicht benötigten Stirnwandtüren verschlossen und vereinzelt andere Fahrschalter eingebaut. Der seit einer Kollision im Jahre 1948 defekte Ce 2/2 37 kam als Ersatzteilspender nach Österreich, wurde jedoch 1958 hergerichtet und als Tw 24 in Betrieb genommen.

Für eine freizügigere Zugbildung mit den sogenannten «Stadtbeiwagen» tauschte die IVB die originalen Steifkupplungen zu Beginn der Sechzigerjahre gegen Compactkupplungen.

Bei den nach Innsbruck abgegebenen Anhängewagen handelte es sich ausschliesslich um die in Basel unbeliebten Mitteleinstiegwagen, welche die Basler Strassenbahnen (B.St.B.) in den Zwanzigerjahren aus offenen Sommerwagen umgebaut hatten. Diese wiederum wurden in den Jahren 1906 bis 1908 in der eigenen Werkstätte als C 282…293 erbaut.

Auch bei den Anhängern brachte die IVB nach kurzer Zeit Compactkupplungen an. Fortan waren auch Einsätze hinter anderen Zugfahrzeugen als ehemaligen Basler Motorwagen möglich.

Von den Basler Verkehrs-Betrieben übernommenes Rollmaterial:

  • BVB Ce 2/2 24 → IVB Tw 25 (1950)
  • BVB Ce 2/2 26 → IVB Tw 26 (1950)
  • BVB Ce 2/2 27 → IVB Tw 27 (1950)
  • BVB Ce 2/2 29 → IVB Tw 29 (1950)
  • BVB Ce 2/2 31 → IVB Tw 31 (1950)
  • BVB Ce 2/2 32 → IVB Tw 28 (1950)
  • BVB Ce 2/2 34 → IVB Tw 30 (1950)
  • BVB Ce 2/2 37 → IVB Tw 24 (1950; Ersatzteilspender, Inbetriebnahme 1958)
  • BVB Ce 2/2 41 → IVB Tw 32 (1952)
  • BVB C2 282 → IVB Aw 151 (1950)
  • BVB C2 284 → IVB Aw 152 (1950)
  • BVB C2 286 → IVB Aw 153 (1950)
  • BVB C2 287 → IVB Aw 154 (1950)
  • BVB C2 288 → IVB Aw 155 (1950)
  • BVB C2 289 → IVB Aw 156 (1950)
  • BVB C2 290 → IVB Aw 158 (1952)
  • BVB C2 291 → IVB Aw 159 (1952)
  • BVB C2 292 → IVB Aw 160 (1952)
  • BVB C2 293 → IVB Aw 157 (1950)

Sowohl Motor- als auch Anhängewagen verkehrten in Innsbruck anfänglich im Basler Grün, da es an Farbe für eine Umlackierung mangelte. Erst nach und nach konnten sie im gewohnten rot/weißen Innsbrucker Farbschema lackiert werden.

Das Einsatzgebiet der Basler beschränkte sich vorwiegend auf die Linie 3 nach Pradl–Amras. Die Lieferung neuer sechsachsiger Gelenkwagen von Lohner im Jahre 1966 beendete das Gastspiel in Österreich schlagartig. Nur die Tw 28 und 31 überlebten noch ein paar Jahre als Rangierwagen im Betriebshof Bergisel und kamen 1978 zum Verein Kärntner Museumsbahnen (KMB) nach Klagenfurt, wohin es 1977 schon den Bw 160 verschlagen hatte. Der Wagenkasten des Tw 30 stand ab 1971 für einige Zeit in einem Tanzlokal in Lustenau.

2008 begann der Verein Tiroler Museumsbahnen (TMB) mit der Aufarbeitung des leihweise nach Innsbruck zurückgekehrten Tw 28. Er konnte 2011 als historisches Fahrzeug wieder in Betrieb genommen werden.

Fahrzeugporträts

Tw 24

→ ex BVB (Ce 2/2 37)

Inbetriebsetzung: 1958
Ausmusterung: 1966

Verbleib: Abbruch

1950 bis 1958 als ETS abgestellt

Tw 25

→ ex BVB (Ce 2/2 24)

Inbetriebsetzung: 1950
Ausmusterung: 1966

Verbleib: Abbruch

Tw 26

→ ex BVB (Ce 2/2 26)

Inbetriebsetzung: 1950
Ausmusterung: 1966

Verbleib: Abbruch (Untergestell an Tw 28)

Tw 27

→ ex BVB (Ce 2/2 27)

Inbetriebsetzung: 1950
Ausmusterung: 1966

Verbleib: Abbruch

Tw 28

→ ex BVB (Ce 2/2 32)

Inbetriebsetzung: 1950
Ausmusterung: 1978

Verbleib: an KMB, AT-Klagenfurt → 2008 als Leihgabe an TMB, AT-Innsbruck → 2001 Wiederinbetriebnahme (Tw 28)

1967–78 Rangierwagen

Tw 29

→ ex BVB (Ce 2/2 29)

Inbetriebsetzung: 1950
Ausmusterung: 1966

Verbleib: Abbruch

Tw 30

→ ex BVB (Ce 2/2 34)

Inbetriebsetzung: 1950
Ausmusterung: 1966

Verbleib: Wagenkasten 1971 an Tanzlokal in AT-Lustenau

Tw 31

→ ex BVB (Ce 2/2 31)

Inbetriebsetzung: 1950
Ausmusterung: 1978

Verbleib: an KMB, AT-Klagenfurt

1967–78 Rangierwagen

Tw 32

→ ex BVB (Ce 2/2 41)

Inbetriebsetzung: 1952
Ausmusterung: 1966

Verbleib: Abbruch

Aw 151

→ ex BVB (C 282)

Inbetriebsetzung: 1950
Ausmusterung: 1966

Verbleib: Abbruch

Aw 152

→ ex BVB (C 284)

Inbetriebsetzung: 1950
Ausmusterung: 1967

Verbleib: Abbruch

Aw 153

→ ex BVB (C 286)

Inbetriebsetzung: 1950
Ausmusterung: 1961

Verbleib: Abbruch

Aw 154

→ ex BVB (C 287)

Inbetriebsetzung: 1950
Ausmusterung: 1965

Verbleib: Abbruch

Aw 155

→ ex BVB (C 288)

Inbetriebsetzung: 1950
Ausmusterung: 1967

Verbleib: Abbruch

Aw 156

→ ex BVB (C 289)

Inbetriebsetzung: 1950
Ausmusterung: 1967

Verbleib: Abbruch

Aw 157

→ ex BVB (C 293)

Inbetriebsetzung: 1950
Ausmusterung: 1965

Verbleib: Abbruch

Aw 158

→ ex BVB (C 290)

Inbetriebsetzung: 1952
Ausmusterung: 1967

Verbleib: Abbruch

Aw 159

→ ex BVB (C 291)

Inbetriebsetzung: 1952
Ausmusterung: 1966

Verbleib: Abbruch

Aw 160

→ ex BVB (C 292)

Inbetriebsetzung: 1952
Ausmusterung: 1966

Verbleib: 1977 an KMB, AT-Klagenfurt

Zuletzt aktualisiert am 26. Mai 2022 von Dominik Madörin