Insbesondere in den Siebzigerjahren diente die Abstellanlage Eglisee praktisch ausschliesslich für das Abstellen von vorübergehend nicht benötigtem oder ausgemustertem Rollmaterial. Im Sommer 1972 wurde die Anlage besser eingezäunt. Zwei Pfosten für die vier Gleistore sind schon aufgerichtet.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 77.2)

Im Hinblick auf die ab November 1958 infolge der Korrektion der Schwarzwaldallee wegfallenden Abstellgleise beim Badischen Bahnhof errichteten die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) an der Äusseren Baselstrasse beim Eglisee eine sechsgleisige Abstellanlage. Gleichzeitig wurde die dort seit 1948 bestehende Wendeschlaufe durch ein Überholgleis ergänzt.

Da die Abstellgleise in ein Grundwasserfassungsgebiet zu liegen kamen, mussten auf Weisung des Gas- und Wasserwerks Massnahmen getroffen werden, um allfällig von abgestellten Fahrzeugen abtropfendes Öl aufzufangen und vom Trinkwasser fernzuhalten. Grundlage dafür bildete eine 15 Zentimeter dicke Lehmschicht, worauf fünf Zentimeter Sand aufgeschüttet wurden. Über dieses Material kam eine 15 Zentimeter dicke, netzarmierte Betonwanne mit Entwässerung in die Kanalisation zu liegen. Der Aushub der 95 x 20 Meter messenden Baugrube bis auf eine Tiefe von maximal 1,60 Meter begann am 13. Januar 1958. Bereits einen Monat später konnten die sechs Abstellgleise sowie die Weichen 514 (Anschlussweiche äusseres Schlaufengleis), 516, 517, 518, 519 und 520 verlegt werden. Die nutzbare Gleislänge betrug 542 Meter, so dass 34 vierachsige Tramwagen profilfrei abgestellt werden konnten. Auf Gleisabschlüsse (Prellböcke) verzichtete man vorerst. Lediglich ein kleiner Erdwall verhinderte ein versehentliches Wegrollen von Wagen in Richtung Riehen. Ab dem 23. April 1958 stand die sich gut in die Landschaft einfügende Anlage dem Betrieb zur Verfügung.

Weichenplan der Abstellanlage Eglisee (Stand 2011). Weichennummern im Rechteck bezeichnen elektrisch stellbare Weichen.
© BVB

Betrieblich genutzt wurde die Abstellanlage Eglisse kaum. Lediglich während Schwachlastzeiten nicht benötigte Anhängewagen wurden bis Ende der Sechzigerjahre gelegentlich dort abgestellt. In diese Zeit fällt wohl auch die Montage von Gleisabschlüssen in Form von Prellböcken aus Stahl.

Ab 1968 diente die Anlage nur noch für das Abstellen von ausgemusterten Tramwagen, bevor diese den Weg zum Schrotthändler antraten. Im Sommer 1972 verbesserten die BVB die Einfriedung und errichteten rund um die Abstellgleise einen 2,20 Meter hohen Drahtgitterzaun mit vier Gleistoren. Diese Massnahme wurde nötig, da aus den abgestellten Fahrzeugen von unbekannten Tätern wiederholt «Souvenirs» wie Schilder, Glocken, Türschlösser, Lampen oder gar ganze Fenster entwendet worden waren…

Ende der Siebzigerjahre stand die Aufhebung der Abstellgleise zugunsten einer öffentlichen Grünanlage zur Diskussion. Zur gleichen Zeit suchte der Tramclub Basel (TCB) nach Möglichkeiten, um seine Museumsfahrzeuge vor Witterung und Vandalen zu schützen. Nach einem langwierigen Verfahren und der erfolgreichen Abwendung verschiedener Einsprüche erhielt der Verein schliesslich am 15. Februar 1982 eine Baubewilligung für eine die Gleise 2 und 3 überdachende Halle. Es handelte sich um eine Konstruktion aus verkleideten Stahlrohren, welche an den Gleisen verankert worden waren, wobei am nördlichen, nicht überdachten Gleis 1 befestigte Streben dieses vorübergehend unbenutzbar machten. Die vorwiegend durch Spendengelder finanzierte Halle konnte im Sommer 1982 in Fronarbeit errichtet werden. Eine Verlängerung der auf fünf Jahre befristeten Baubewilligung scheiterte insbesondere am wenig gerechtfertigten Widerstand der Gemeinde Riehen und der Stadtbildkommission sowie am Wasserschutzgesetz. Selbst mit einem Gang vor das Obergericht liess sich der verfügte Abbruch der Halle bis zur festgesetzten Frist am 31. März 1991 nicht verhindern. Wenigstens fand sich für die Museumsfahrzeuge eine vorübergehende Lösung in der Remise Rodersdorf.

Im Dezember 1990 sind die Arbeiten für die Reaktivierung der Gleise 4 bis 6 in vollem Gange. Die provisorische Wagenhalle des Tramclub Basel wurde in den Wochen darauf abgebrochen.
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. -)

Die Vergrösserung des Fahrzeugbestands durch die Beschaffung der Be 4/6 659–686 brachte die drei BVB-Depots an ihre Kapazitätsgrenzen, weshalb die Verkehrsbetriebe die Gleise 4 bis 6 der Anlage im Eglisee ab 1. Januar 1991 für das nächtliche Abstellen von Tramzügen der Linie 2 für einige Jahre reaktivierten. Als Personalunterkunft diente bis 2003 der auf Gleis 1 stationierte  B3 1325.

In den folgenden Jahren wurde die Anlage nach dem Brand des Depots Wiesenplatz (2004), während dessen Umbau (2008–2010), während Streckensperungen mit Inselbetrieb auf dem Riehener Ast der Tramlinie 6 sowie wiederum für die Abstellung ausgemusterter Wagen zeitweise genutzt. Dabei wurden auch die Gleise 1 bis 3 reaktiviert und die nutzbare Gleislänge durch das Versetzen der Gleistore vergrössert. Als Personal- und Lagerraum diente nun ein auf dem verkürzten Gleis 1 hinter dem Prellbock stationierter Container.

Während einem baustellenbedingten Inselbetrieb auf dem Riehener Ast der Tramlinie 6 steht der Be 6/8 305 am 4. Dezember 2014 auf Gleis 2 der Abstellanlage Eglisee. Bereits einige Zeit davor wurden die Gleistore versetzt und die asphaltierte Fläche im Weichenbereich vergrössert.
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 14_254)

Zuletzt aktualisiert am 9. September 2024 von Dominik Madörin