BVB-Billettautomat Typ SADAMEL / Autelca BEM mit Ausgabe von Mehrfahrten- und Tageskarten. Die Technik für die
Kartenausgabe befand sich in der linken Gehäusehälfte. Dieser Automat mit der Nummer 379 stand beim Eglisee. Die
Aufnahme datiert vom September 1972.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. -)
Im Zuge der Umstellung auf billeteurlosen Betrieb beschafften die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) neben 410 einfachen Billettausgabe- und Entwertungsautomaten des Typs SADAMEL / Autelca BE 1-3 auch 55 sogenannte «Abonnement-Automaten» des Typs BEM vom selben Hersteller-Konsortium. Diese verfügten zusätzlich zu den gewöhnlichen Billettausgabe- und Entwerterfunktionen über die Möglichkeit, Mehrfahrtenkarten sowie Tageskarten auszugeben.
Der Begriff «Abonnement» für Mehrfahrtenkarten war seinerzeit durchaus gebräuchlich. Die neuartigen Stempelkarten im schweizerischen Normformat 54,8 x 134,0 mm und einer Kartonstärke von 350 g/mm2 (≅ ca. 0,35 mm Dicke) ersetzten ab Herbst 1970 die eher unbeliebten Billettheftchen, welche ihrerseits erst wenige Jahre zuvor an Stelle der sogenannten Inhaber-Abonnemente («Kärtli») getreten waren. Zum Verkauf an offiziellen Verkaufsstellen oder Kiosken und ab Frühjahr 1971 an den neuen Automaten gelangten:
- Blaue Karte, Vorortstrecken, 11 Felder zu 10 Franken
- Weisse Karte, Stadtnetz, 11 Felder zu 7 Franken
- Gelbe Karte, Kurzstrecke 1 bis 4 Haltestellen,
11 Felder zu 4 Franken - Grüne Tageskarte, ganzes Netz zu 3 Franken
Die Tageskarte hatte das Format 54,8 x 84,0 mm und verfügte nur über ein Feld. Die Karten waren vor Fahrtantritt am Entwerter zu entwerten.
Der BEM bestand aus drei Funktionseinheiten, war also technisch aufwändiger und wartungsintensiver als der BE 1-3. Billettausgabe- und Entwerter-Einheit entsprachen vollständig jenen des kleineren Gerätes mit drei Tarifstufen und waren austauschbar. 1-Franken-Münzen wurden von Anfang an angenommen.
Die in der linken Gehäusehälfte eingebaute Mehrfahrtenkarten-Einheit bestand aus Tarifwahl- und Korrekturtasten, Einschlitz-Münzeinwurf, Münzprüfer für 1-, 2- und 5-Franken-Stücke sowie separatem Kassenbehälter. Eine Rückgeldausgabe-Funktion war nicht vorhanden, ein Überzahlen aber möglich. Die zweistellige Anzeige des Gesamt- bzw. Restbetrags erfolgte durch Nixie-Röhren. Der Kartenvorrat befand sich nicht im Sockel, sondern in vier parallel angeordneten Schächten über dem breiten Ausgabe-Schlitz. Durch Elektromotoren angetriebene Rollen gaben die Karte nach vollständiger Bezahlung aus.
Vollständig entwertete Mehrfahrtenkarte Preisstufe 1 mit 11 Feldern, gültig nach der Preiserhöhung vom 1. Juni 1981 für zwei Zonen oder Zonengruppe A. Dieser Kartentyp ersetzte 1980 im TARIFVERBUND BASEL die «Weisse Karte» für das Stadtnetz.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen
Technische Daten bei Inbetriebnahme:
Typenbezeichnung: BEM
Anzahl Geräte: 55 (BVB) bzw. 5 (BEB)
In Betrieb: 1971 bis 1986 (Kartenausgabe bis 1985)
Hersteller: SADAMEL S.A. / Autelca AG
Anschaffungskosten/Gerät: CHF 16’684.– (BVB)
Höhe mit Sockel: 1’765 mm
Breite: 1’425 mm
Tiefe (über Beleuchtungsvorsatz): 400 mm
Einzelbillette: Ja
Anzahl Tarifstufen Einzelbillette: 3
Entwerter: Ja
Mehrfahrtenkarten-Ausgabe: Ja
Mehrfahrtenkarten-Sortiment: 4 (BVB) bzw. 3 (BEB)
Währung: Schweizer Franken
Münzakzeptor: Ja
Notenakzeptor: Nein
Rückgeld: Nein
Bargeldlose Zahlung: Nein
U-Abo-Card: Nein
Bedienerinterface Kunde: Drucktasten
Anzeigen: 1 (Einzelbillett-Einheit) + 1 (Mehrfahrtenkarten-Einheit)
Anzeigentyp: Nixie-Röhren 3-stellig (Einzelbillett-Einheit) bzw. 2-stellig (Mehrfahrtenkarten-Einheit)
Druckwerk Einzelbillett-Einheit: Typenwalzen/Farbband
Druckwerk Entwerter-Einheit: Typenwalzen/Farbband
Druckwerk Mehrfahrtenkarten-Einheit: ohne
Aufgrund des erweiterten Funktionsumfangs fielen sowohl Sockel als auch Gehäuse grösser aus als beim BE 1-3. Mit einer Breite von 1’425 mm war das Gehäuse nahezu doppelt so breit wie das des kleineren Modells und zudem 95 mm höher. Dennoch konnten beide Automatentypen auf demselben Fundamentsockel-Typ montiert werden, was einen allfälligen Austausch erleichterte. Für die Beleuchtung der Front dienten zwei Fluoreszenzröhren.
Am 15. März 1971 kam der erste Mehrfahrtenkarten-Automat auf dem Claraplatz (Haltestelle Linie 6 Richtung Schifflände) in Betrieb. Bis im Oktober desselben Jahres waren knapp 50 ausgewählte Haltestellen vorwiegend des Stadtnetzes mit den neuen Apparaten ausgerüstet. Teilweise waren dabei erst kurz zuvor aufgestellte BE 1-3 ersetzt worden. Die übrigen Geräte dienten als Reserve oder wurden bei besonderen Anlässen wie etwa der Schweizerischen Mustermesse temporär aufgestellt. Die BVB nummerierte die Geräte wie bei den BE 1-3 linien- bzw. streckenbezogen. Beim Ersatz eines BE 1-3 durch einen neuen BEM übernahm dieser die Standortnummer seines kleineren Kollegen.
Ende 1971 waren auch fünf von der Birseckbahn AG (BEB) beschaffte Mehrfahrtenkarten-Automaten SADAMEL / Autelca BEM installiert, so dass diese Basler Vorortsbahn per 1. Januar 1972 ebenfalls zum Einmannbetrieb übergehen konnte. Die BEB-Geräte konnten keine Tageskarten ausgeben. Wartung, Nachfüllung der Papier- und Kartenvorräte, Kassenleerung usw. besorgten die BVB im Auftragsverhältnis.
Die Mehrfahrtenkarten-Automaten der Birseckbahn dürften schon zu Beginn der Achtzigerjahre verschwunden sein. Das bei der Haltestelle Baselstrasse stehende Exemplar (mit der abgefallenen Nummer 16) wurde 1974, also noch vor der Tarifgemeinschaft mit der BVB, aufgenommen.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. -)
Aufstellorte Mehrfahrtenkarten-Automaten SADAMEL / Autelca BEM
Haltestelle | Richtung | Nummer | ||
---|---|---|---|---|
1 | Aesch | – (Endhaltestelle) | 638 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
2 | Aeschenplatz | Denkmal (Linie 15) | 420 | 1980 Ersatz durch BE 1-3 |
3 | Allschwil | – (Abfahrtshaltestelle) | 314 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
4 | Bahnhof SBB | Aeschenplatz | 504 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
5 | Bankverein | Aeschenplatz | 418 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
6 | Barfüsserplatz | Bankverein/Theater | 349 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
7 | Bettingerstrasse | Bahnübergang (Linie 32 ) | 300 | |
8 | Binningen | – (Endhaltestelle Linie 7) | 700 | |
9 | Brausebad | Schützenmattstrasse | 334 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
10 | Breite | Bären | 237 | 1980 Ersatz durch BE 1-3 |
11 | Bruderholzstrasse | Wolfschlucht | 432 | vor 1976 Ersatz durch BE 1-3 |
12 | Burgfelderplatz | Hegenheimerstrasse | 490 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
13 | Claraplatz | Schifflände (Linie 6) | 363 | erster BEM 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
14 | Dreirosenbrücke | Bläsiring | 521 | |
15 | Dreispitz | Wolfgottesacker | 606 | |
16 | Eglisee | Hirzbrunnen | 379 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
17 | Friedhof am Hörnli | Hörnli Grenze | 155 | |
18 | Gartenstadt | Heiligholz | 617 | später umgesetzt Richtung Loogstrasse (neue Nr. 618) |
19 | Habermatten | Rüchligweg | 163 | 19?? Ersatz durch BE 1-3 |
20 | Heiliggeistkirche | Grosspeterstrasse | 429 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
21 | Heuwaage | Holbeinstrasse/Markthalle | 343 | |
22 | Johanniterbrücke | Erasmusplatz | 113 | |
23 | Kannenfeldplatz | Gasstrasse | 489 | 19?? Ersatz durch BE 1-3 |
24 | Karl Barth-Platz | Grellingerstrasse | 656 | nach 1976 neue Nr. 650 |
25 | Kleinhüningen | – (Endhaltestelle) | 526 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
26 | Marktplatz | Schifflände | 356 | |
27 | Morgartenring | Allschwilerplatz | 328 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
28 | Mustermesse | Clarastrasse | 362 | vor 1980 entfernt |
29 | Muttenz | Schützenstrasse | 674 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
30 | Neubad | Laupenring | 725 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
31 | Neuweilerstrasse | – (Endhaltestelle) | 729 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
32 | Pratteln | – (Endhaltestelle) | 686 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
33 | Redingstrasse | Forellenweg | 230 | |
34 | Reinach Dorf | Landererstrasse | 628 | vor 1976 entfernt oder zur Landererstrasse umgesetzt |
35 | Riehen Dorf | Bettingerstrasse | 391 | 1980 Ersatz durch BE 1-3 |
36 | Riehen Grenze | Lörracherstrasse | 397 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
37 | Schifflände | Claraplatz | 358 | |
38 | Schulstrasse | Bären | 568 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
39 | Schützenhaus | Rütimeyerplatz/Wielandplatz | 124 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
40 | Spalentor | Bernoullianum | 119 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
41 | St. Jakob | Zeughaus | 660 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
42 | St. Louis Grenze | – (Endhaltestelle) | 400 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
43 | Tellplatz | Solothurnerstrasse | 458 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
44 | Unterführung SBB | EW | 462 | |
45 | Voltaplatz | Mülhauserstrasse | 406 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
46 | Wanderstrasse | – (Endhaltestelle) | 128 | nach 1976 neue Nr. 130 |
47 | Wettsteinplatz | Rosengartenweg | 136 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
48 | Zoo Dorenbach | Margarethen | 204 | 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
49 | Feldbergstrasse | Kaserne | 517 | Aufstellung zw. 1972 und 1975 1980 Ersatz durch BE 128 RS |
50 | Landererstrasse | Lochacker | 626 | Aufstellung zw. 1972 und 1975 |
51 | Bruderholzspital | Batteriestrasse | 738 | Aufstellung 1973 19?? Ersatz durch BE 1-3 |
52 | Badischer Bahnhof | k. A. | k. A. | Aufstellung zw. 1976 und 1979 |
1 | Aeschenplatz (BEB) | Denkmal | 1 oder 2 | |
2 | Arlesheim Dorf (BEB) | Im Lee | 18 | |
3 | Baselstrasse (BEB) | Brown Boveri | 16 | |
4 | Birseckstrasse (BEB) | Neuewelt | 10 | |
5 | Münchenstein Dorf (BEB) | Elektra Birseck | 14 |
An den Aufstellorten änderte sich bis 1980 kaum etwas. Die Einführung des Tarifverbundes zwischen den BVB und der Baselland Transport AG (BLT) im Bartarifsektor per 1. September 1980 erforderte jedoch Geräte, welche Billette und Mehrfahrtenkarten mit mehr als nur drei Tarifstufen ausgeben konnten. Moderne, auffällig rot lackierte Autelca BE 128 RS verdrängten daher 1980 die meisten Mehrfahrtenkarten-Automaten der ersten Generation von ihren angestammten Standorten. Die frei gewordenen BEM wurden an andere Haltestellen umgesetzt, dies als zusätzliches Gerät oder als Ersatz für einen BE 1-3.
Ende 1983 waren immer noch 52 BEM in Betrieb. Das Fehlen von Ersatzteilen für die Kartenausgabe-Mechanik beschleunigte allerdings den Ersatz dieses Geräte-Typs. Zudem stellte die veraltete, auf noch auf Geldstücke mit hohem Silbergehalt ausgelegte Münzprüfeinrichtung ein zunehmendes Risiko dar, da Betrugs- oder Manipulationsversuche aufgrund des höheren Wertes der ausgegebenen Karten gravierendere Folgen hatten als bei den einfacheren Verkaufsgeräten. Dies führte dazu, dass die Kartenausgabe-Einheit aller BEM ab 1985 stillgelegt, das Tastenfeld ausgebaut und der Münzeinwurf verschlossen wurde. Die Billettausgabe- und die Entwerter-Einheit blieben weiterhin in Betrieb, bis der komplette Automat durch einen neuen Autelca B-8020 (ohne Mehrfahrtenkarten-Ausgabe) bzw. durch einen weiteren, ab 1986 gelieferten BE 128 RS ersetzt werden konnte. Die Mehrfahrtenkarten-Automaten der Birseckbahn dürften schon zu Beginn der Achtzigerjahre verschwunden sein.
Zuletzt aktualisiert am 30. August 2025 von Dominik Madörin
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