Lustige Episoden erlebte man beinahe an jedem Tag. Am Barfi wartete ich noch auf ein junges Pärchen, das herangeeilt kam. Etwas vor meinem Tram geriet die Dame mit ihrem Bleistiftabsatz in eines der kleinen gusseisernen Deckelchen der Schienenentwässerung. Sie hebelte das Ding richtiggehend heraus und rannte dann ulkig hinkend (das Teil ist ja recht schwer) auf mich zu, sehr irritiert, was denn da so am Bein hing. Dann bemerkte sie den Deckel am Schuh und konnte sich vor Lachen nicht mehr erholen. Natürlich war das zum Brüllen! Sie setzte sich auf den Randstein und löste das Gussteil vom eleganten Schuh. Bewundernswert war, dass ihr Partner mit dem Deckel zurücklief und ihn wieder korrekt in das Loch einsetzte.
Barfüsserplatz mit Stationsgebäude und Doppeltraktion der Linie 6 am 16. Mai 2000. An dieser Stelle blieb die junge Dame mit dem Abstaz im Dolendeckel stecken.
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 422.7.6)
Tomatenrennen
Der Sägeberg war früher mit Kopfsteinpflaster versehen, das Gleis recht tief eingesenkt. Rechts vor mir fuhr ein Velofahrer den Berg runter, auf dem Gepäckträger ein Korb voll Tomaten. Durch die Erschütterungen fiel der Korb herunter, nun hatte ich die Tomaten im Gleis vor mir, und die hüpften lustig umher. Aber nur bis unten am Berg, dann wurden sie langsamer und ich beobachtete, zugegeben, mit einer gewissen kindlichen Freude, wie sie von den Rädern zu Ketchup verarbeitet wurden. Mit Pelati wäre das nicht passiert!
Mutiges Bürschchen
Es kam ein etwa sechs- bis achtjähriger Bub zu mir, zeigte mir seinen selbst gemalten Ausweis mit der Frage, ob er im Tram die Billette kontrollieren dürfe. Na klar, Kinder kommen manchmal auf lustige Ideen! So kontrollierte der Junge die Fahrgäste und – ganz schön – alle machten mit! Nur einer bemerkte lasziv, er würde schwarzfahren, was er jetzt wohl machen würde? Der Junge, nicht auf den Kopf gefallen, zog Handschellen aus der Tasche und zeigte diese dem angeblichen Schwarzfahrer, natürlich ein Gelächter im Tram. Ich musste diesen Knaben bewundern; ich hätte in dem Alter nie den Mut für so etwas gehabt!
Menu 1
So wird das Ergebnis bezeichnet, wenn sich der Mageninhalt eines Menschen nicht durch die dafür vorhergesehene Öffnung verabschiedet.
Smarties
In Muttenz kam eine Mutter mit einem etwas bleichen Mädchen nach vorne. Es habe ein Missgeschick gegeben, das Mädchen hätte sich erbrechen müssen. Ich schaute nach und musste lachen: Da lag das saure Häufchen in allen möglichen bunten Farben, eindeutig durch den exzessiven Konsum von Smarties verursacht.
Es lebe die Führerstandscheibe
Eines Abends fuhr ich auf einem der ersten DÜWAG mit einer Türe und Scheibe, die den Führerstand gegen hinten abtrennt. Ein Bursche stand dahinter und schaute mir zu. Plötzlich würgte er los und klatschte mir den ganzen Segen einer reichlichen Mahlzeit an die Scheibe. Trotz der relativ unappetitlichen Situation dankte ich allen Heiligen für die Erfindung des Glases! Wobei ein doch sehr säuerlicher Geruch mir dann den Rest des Dienstes leicht versaute.
Selbstreinigung
Im Frühdienst bereitete ich mein Tram zum Ausfahren vor. Zuhinterst bemerkte ich fluchend, dass da ein übler Fladen Hörnli mit Gehacktem schon halb eingetrocknet auf einem Sitz vor sich hin moderte. Wurde bei der nächtlichen Reinigung wohl (gerne?) übersehen. Ich hatte aber eindeutig keine Zeit und Lust (so früh auf nüchternen Magen ist es doppelt eklig) und fuhr zum Depot raus. In Riehen wollte ich dann das erledigen, aber, oh Wunder, der Sitz war plötzlich sauber. Nun, entweder war da ein liebenswertes Engelchen am Werk, aber ich vermutete doch eher einen sehr saugfähigen Persianermantel. Allerdings muss die Person eine doch sehr verschnupfte Nase gehabt haben!
Grüsel
Es ist noch nicht lange her, da meldete mir eine Dame, es sei ein rechter Grüsel im Tram. In der Überwachungskamera bemerkte ich schon, dass da recht viel Müll rumlag. So ging ich mal nach hinten. Tatsächlich grenzwertig! Das sass ein Randständiger doch «Füdleblutt» wie auf dem Klo, alles voll Saft und Dreck. Da das in der Corona-Zeit war, wollte ich das allerdings nicht so genau wissen. Der Streckendienst entfernte dann diesen ja eigentlich armen Teufel und wusch dann alles raus. An solchen Ereignissen erkennt man auch sehr den Vorteil dieser neuen, polsterlosen Holzsitze!
Parkieren ist Glückssache
Dieser Vorgang des Parkierens (ich weiss, Deutsche parken!) kennen alle, aber nicht alle können es. Als Drämmler liebt man jene, welche noch ganz knapp rechts vorfahren, um dann brüsk zu stoppen, weil da eine Parklücke offen ist. Wenn dann das Tram bimmelnd mit einer Gefahrenbremse zum Stehen kommt, bekommt man nicht selten als Dank den Stinkefinger. Reicht es mal nicht und man rauscht hinten rein, erzählt der Lenker dann natürlich der Polizei, dass er schon seit Minuten dagestanden wäre!
Die Vorbeifahrt an langen Reihen geparkter Autos erfordert stets höchste Aufmerksamkeit. Heute wurde die Situation vielerorts entschärft (Heiliggeistkirche, 21.09.2015).
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 3_395)
Korrekt rückwärts einparken
Zweimal ist mir schon folgendes passiert, wenn man das nicht selbst erlebt, glaubt man es nicht: Vor mir ein Auto, an dessen Verhalten man merkt, der sucht einen Parkplatz. Nun kommt eine Lücke von etwa fünf Autolängen, der Blinker geht rechts, und man nimmt an, der fährt einfach rein und man muss nicht gross abbremsen. Macht er aber nicht, das wäre zu einfach. In der Fahrschule lernt man ja schliesslich rückwärts einzuparken! Also neben das vorderste Fahrzeug fahren und anhalten. Derart überrascht, braucht es wiederum eine Vollbremsung, um eine Kollision zu verhindern. Es war aber dann eine Sie, die ganz erstaunt heraufschaute zu dem herumfuchtelnden und bimmelnden Drämmler. Was hat der denn? Schliesslich ist es mir doch gelungen, rückwärts perfekt in die 20 Meter lange Parklücke einzufahren!
Der Säger
Ein Gaudi auch jener auf der Linie 3 in der Missionsstrasse. Den sah ich schon lange schräg in der Lücke stehen. Als er die grüne Farbe sah, wurde der recht betagte (und offenbar überforderte) Herr nervös. Er fing an zu «sägen», vor und – rumms – zurück an den Randstein. Und wieder, und wieder, etwa zehnmal, aber ohne das Lenkrad zu bewegen! Hinten im Tram wurde es lustig, alles wie in einem Sketch, nur eben live. Dann der Clou: Die Schnauze war immer noch auf meinem Gleis, er senkte das Fenster und – Schreianfall – er klappte den Rückspiegel ein! Hinten war nun alles am Kichern. Dann brachte ich dem armen Mann bei, dass das so nicht ginge, nun war es wie bei Emil: Vorwärts fahre, uusefahre, heifahre!
Der Profi
Fast am selben Ort eine weitere, heitere Story. Ein LKW steht rechts ziemlich knapp, für mich zu knapp. Aber der Fahrer zeigte mir ziemlich grossspurig an, dass das ganz gut reichen würde. Auf meine Zweifel zeigte er mir nochmals mit den Händen (offenbar Hobbyfischer), wieviel Platz noch wäre. Naja, dann probieren wir’s mal eben. Tatsächlich, es reichte, aber nur bis zum eingeklappten Gestell seines Rückspiegels, der mir den Blinker abgerissen hätte. Die überlegene Miene des LKW-Fahrers wurde nun etwas ärgerlich. Nun wollte er einsteigen, um zu rangieren, links ging das ja nicht, da stand mein Tram. Und, oh Pech, auf der rechten Seite blockierte eine Parkverbotstafel die Beifahrertüre. Da stand der Superprofi doch recht belämmert und ratlos da. Das nächste Tram war schon hinten im Stau aufgefahren (da gab es noch keine Leitstelle). Der Kollege half mir dann, den ganzen Tramzug rückwärts zu manövrieren. So konnte der LKW mit einem eher kleinlaut gewordenen Fahrer von Dannen ziehen.
Gratisdusche
Die lustigsten Missgeschicke sind die, welche man irgendwie vorausahnt. Nach der Brücke über die Birs Richtung Birsfelden war vor der Haltestelle Bären eine Senkung in der Strasse, in der sich bei Regen immer viel Wasser sammelte. So kam ich eines Tages bei starkem Regen daher. Zwei Jungs wollten vor mir über die Strasse, sie hatten jedoch Rot. Der eine spielte den Helden und lief trotzdem los. Stoppte dann aber vor dem Gleis und grinste mich lasziv an, nicht wissend, was ich schon wusste. Mit demselben Grinsen fuhr ich ungebremst weiter und sah im Rückspiegel, wie er in einer mächtigen Fontäne verschwand. Sein Kollege konnte sich auf dem Trottoir vor Lachen kaum mehr halten. Schlussendlich konnte auch der klatschnasse Schläuling nicht mehr anders als über sich selbst zu lachen.
Aua
Die Trams der Bauart DÜWAG hatten recht schnell schliessende Türen. Es kamen zwei Jungs gerannt, die mitfahren wollten. Der Erste machte einen mächtigen Sprung in die noch offene Türe. Er stand aber nicht auf das untere Trittbrett, welches die Türe blockiert hätte. Sein Freund kam nun auch angesegelt und war schon in der Luft, als die Türe schloss. So knallte er voll in die geschlossene Türe und rutschte dann filmreif wie ein Saugnapftierchen hinunter. Sein lieber Freund krümmte sich vor Lachen! Natürlich durfte der Pechvogel dann auch noch mit!
Die Trams der Bauart DÜWAG hatten recht schnell schliessende Türen. Beim Ein- und Aussteigen war also Vorsicht geboten! Am 9. Mai 2001 bedient der Be 4/6 658 mit B 1425 die Haltestelle Markthalle.
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 5.1244)
Reinigung
Am Badischen Bahnhof war Endstation für die Linie 2. Es war wiederum ein DÜWAG, alle stiegen aus. Fast alle, dann fing die hinterste Türe an zu rumpeln: Auf und zu, auf und zu, dazu das Gekreische einer Frau. Es hörte dann auf und ein Pärchen kam nach vorne. Die Dame hatte einen (vormals) schneeweissen Mantel über dem Arm und war den Tränen nahe. Die Türen des DÜWAG waren etwas sehr rabiat und nur dürftig gesichert, kein Vergleich zu den heutigen Ausführungen. Unten war alles dreckig, ölig, staubig. So kam der Mantel in den Schlitz, durch den das Trittbrett geht, wenn die Türe offen ist. Durch das Öffnen und Schliessen wurde der Mantel buchstäblich durch die Mangel gedreht und sah dementsprechend aus. Derart, dass ich ein Lachen nur schwer unterdrücken konnte. Wenn ich darübergefahren wäre, hätte es nicht schlimmer aussehen können. Ulkig war, dass sich der Mann offenbar auch ein Lachen verkneifen musste. Ob sie sich dann um Schadensersatz bemüht haben, weiss ich nicht, jedoch war die hinterste Türe auffallend sauber.
Döner
Die ersten Trams am Sonntagmorgen sind auch immer noch ein Erlebnis. Im Depot noch sauber, aber nach einer Tour sieht es wieder fast so aus, wie beim Einstellen am Samstag-Abend. Fast-Food-Verpackungen und Speisereste liegen überall herum. So fuhr ich mal als erster 6er in die Heuwaage. Da standen in einer Reihe ein paar Restposten des Steinengrills, alle mit einem saftenden Riesendöner im Gebiss. Da sonst niemand mehr auf mein Tram wollte, grüsste ich die Bande freundlich und fuhr einfach durch. Als die das merkten, tobten sie, schrien meinem Tram sehr unfreundliches nach und im Rückspiegel bemerkte ich belustigt, dass einer mir seinen Döner nachschmiss. Immerhin lag dann im Folgekurs ein Döner weniger herum!
Handy
Wer hätte das vor 30 Jahren gedacht, dass jeder so ein Ding besitzen würde! Im Prinzip ja durchaus nützlich, im Verkehr aber ein riesiges Problem. Bei fast allen meinen Kollisionen oder Notbremsungen der letzten Jahre war ein Handy die Ursache. Einerseits die Autofahrer, die ungeniert plaudern, SMS schreiben, anderseits die Fussgänger, die wie Roboter Zombiehaft über die Strasse schleichen, alles rundum vergessend. Im erhöhten Fahrersitz sieht man gut in die Autos, was da nachts in der Hand oder auf dem Schoss leuchtet, fast jeder dritte Lenker ist am Gerät! Auch sonst wird an Geräten, Navis etc. herumhantiert und die Umwelt ignoriert. Neu ist, dass in einigen Navis auch Filme betrachtet werden können. Ist zwar verboten, wird aber kaum kontrolliert. Eine Dame fuhr mir mal fast seitlich rein. Da sah ich, dass sie auf dem Lenkrad aufgefächert ihre Geldscheine sortierte.
Solche Vorfälle können einen schon zur Weissglut bringen! So fuhr ich mal in die Haltestelle Riehen Dorf ein. Über die Kreuzung latschte eine Dame quer bei Rot drüber, das Telefon am Ohr. Ein PW vor mir bremste und hupte, ich hinten mit einer Vollbremsung fast rein. Die Frau parlierte ungeniert weiter und hatte dann den Magen, bei mir einzusteigen. So sicherte ich mein Tram und ging nach hinten, da sass sie und quatschte immer noch. Ich nahm ihr das Handy vom Ohr und fragte sie nach ihrem Befinden, ob sie so ein Verhalten normal fände, dass sie fast einen Unfall verursacht habe. Sie wurde da recht giftig (Leute am Handy glauben sich immer in allen Lagen im Recht). Nun hatte ich aber alle Fahrgäste im Rücken, die das ja auf der Haltestelle mit beobachtet hatten, und die lasen der Dame jetzt die Leviten.
Einfahrt eines Dreiwagen-Zuges der Linie 6 in die Haltestelle Riehen Dorf, aufgenommen am 18. März 1990.
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 10.597)
Generell sollte man mehr Courage zeigen, wenn Leute die anderen mit den Handys belästigen. Man kann ja im Tram nicht gut flüchten, und es interessiert eigentlich keinen, was für intime Probleme jemand hat. Alles wird da lauthals durchs Tram trompetet, grauenhaft! Vor allem einige Ausländer scheinen noch nicht begriffen zu haben, dass die Übertragung elektronisch erfolgt und nicht über ein Sprachrohr! Lustig war mal eine ältere Türkin, die im 3er sass. Da fing es an zu tröten, leise, dann immer lauter. Langsam schauten alle genervt zu diesem Platz. Sie nestelte in ihrer Tasche rum und nahm das Handy raus, das jetzt ja noch lauter quengelte. Aber sie stellte es nicht ab. Einige begannen zu fluchen. Da sagte sie plötzlich, es sei nicht ihr Handy, sondern das der Tochter und sie wisse nicht, wie abstellen. Sofort wich der Ärger der Belustigung und es fanden sich sofort mehrere, die ihr behilflich waren.
Es gab ja ganz am Anfang der Handyzeit diesen Service, den man bestellen konnte und der in gewünschten Abständen anrief. Der Angerufene, sich als wichtige Person outend, diskutierte dann ganz wichtige Sachen (Kadermitglied!) lauthals mit einem gar nicht vorhandenen Gegenüber, und erheischte mit ebenso wichtigem Getue die Aufmerksamkeit der Umgebung. Lustig auch diese Personen, die mit kaum existenten Partnern sehr laut ihre Beziehungsprobleme diskutieren. Dabei sieht man schon vom Schiff aus, dass da eine Beziehung wohl immer nur ein Wunschtraum sein wird. Vieles hat sich eigenartig verändert: Wo früher die Pärchen nebeneinander sassen und Zärtlichkeiten austauschten, sitzen sie zwar immer noch nebeneinander, haben aber einen Knopf im Ohr und jeder streichelt sein Display!
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Zuletzt aktualisiert am 21. November 2023 von Dominik Madörin
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