Um 1970 begegnen sich in der Falknerstrasse zwei Züge der Linien 4 und 7. Beide Liniennummern sind in Basel mittlerweile nicht mehr in Gebrauch.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. -)

Als vierte Linie neben der Stammlinie, der Wettstein-Linie und der Birsfelder-Linie wurde die 1897 neu eingerichtete Tramlinie vom Claraplatz in Richtung Kleinhüningen als grüne Linie gekennzeichnet.

Bei der Betriebsaufnahme der neuen Strecke rheinabwärts am 14. April 1897 verkehrten die Wagen zunächst nur bis zum Klybeckschloss. Den Streckenabschnitt bis ins eigenständige Fischerdorf Kleinhüningen konnten die Basler Strassenbahnen (B.St.B.) erst vier Monate später fertigstellen.

Um 1900 fährt ein Wagen der Kleinhüninger-Linie vom Claraplatz her kommend in die Klybeckstrasse ein.
© Ansichtskarte Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen

Am 31. Mai 1900 unternahm der Postillon von Allschwil mit seinem Dreiergespann vom Basler Posthof (heute Hauptpost) seine letzte Fahrt nach «Neu-Allschwyl». Tags darauf konnte die neuerstellte Tramstrecke vom Steinenberg via Heuwaage–Austrasse zur Allschwylerstrasse (heute Haltestelle Morgartenring, zwischenzeitlich Morgartenplatz) in Betrieb genommen werden. Voraussetzung für deren Bau war die Verlegung des Bahnhofs der Birsigthalbahn vom Fusse des Klosterbergs zur Heuwaage.

Die zwischen Barfüsserplatz und Morgartenplatz pendelnden Tramwagen wurden ebenfalls als grüne Linie gekennzeichnet. Auf ihrem Weg zum Morgartenplatz fanden sie bis im Mai 1901 allerdings noch ein Hindernis vor: Da das Trasse der Elsässerbahn noch im heutigen Strassenzug Kannenfeldstrasse–Spalenring–Steinenring lag, bestand beim Brausebad eine niveaugleiche Gleiskreuzung. Diese durfte nur von Dienstfahrten vom und zum ebenfalls 1900 eröffneten Depot Allschwilerstrasse befahren werden, so dass weiterfahrende Fahrgäste den Wagen zu wechseln und den Bahnübergang zu Fuss zu überqueren hatten.

Auf beiden Linienteilen folgten sich die Wagen zwischen 07:00 und 21:00 Uhr im 6-Minuten-Takt. Vor 07:00 bzw. nach 21:00 Uhr boten die B.St.B. ein 12-Minuten-Intervall mit einzelnen Zwischenkursen an. Dabei liefen die Wagen nach Kleinhüningen aus dem Depot Klybeck aus, jene des westlichen Linienteils aus dem Depot Allschwilerstrasse.

Am 15. Oktober 1903 konnte der durchgehende Betrieb Morgartenplatz–Kleinhüningen aufgenommen werden. Gefahren wurde ab ca. 05:45 bis 07:00 Uhr in einem reinen 12-Minuten-Takt, tagsüber in einem 6-Minuten-Intervall bis ca. 21:00 Uhr, danach bis ca. 23:00 Uhr wieder alle 12 Minuten. Für dieses Angebot waren sechs Kurse aus dem Depot Allschwilerstrasse und vier aus dem Depot Klybeck erforderlich.

1907 wurde aus der grüne Linie die Linie 4. Fast 70 Jahre lang blieb der 4er der Strecke ins 1908 von der Stadt Basel eingemeindete Kleinhüningen treu. Allerdings konnten bis 1921 keine Anhänger mitgeführt werden. Einerseits fehlte am Claraplatz eine direkte Gleisverbindung zur Mittleren Brücke, so dass dort eine Spitzkehre zu erfolgen hatte. Andererseits bestand in Kleinhüningen kein Umfahrgleis. Anhängerzüge waren anfänglich auch nicht nötig, beklagte die Strassenbahnverwaltung doch schon 1897, dass sie mit der Kleinhüninger-Linie ein Einnahme-Ergebnis erzielte, welches lediglich knapp zur Deckung der Betriebsausgaben ausreichte…

Ein Wagen der Serie Ce 2/2 101–136 ist um 1925 auf der Linie 4 in der Güterstrasse unterwegs. Im Hintergrund der Turm der Heiliggeistkirche.
© Ansichtskarte Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen

Vom 14. September 1913 an bediente die Linie 4 die Strecke Bahnhof SBB–Schifflände–Claraplatz–Kleinhüningen Dorf, und zwar tagsüber im 6-Minuten-Takt und in den Randzeiten alle 12 Minuten. Am 8. Juni 1915 kam es zum Zusammenschluss mit der Linie 5. Dabei wurde die Linie 4 vom Bahnhof SBB ins Gundeldingerquartier weitergezogen, wo die Wagen auf den 5er übergingen und nach St. Ludwig fuhren. Auf dieser Kombilinie 4/5 folgten sich die Wagen werktags ab 06:00 Uhr im 6-Minuten-Takt, abends alle 12 Minuten. An Sonntagen wurde alle 12 Minuten gefahren.

Ce 2/2 47 der Linie 4 um 1930 auf dem Barfüsserplatz.
© Ansichtskarte Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen

Linienführung

14.04.1897 bis 15.05.1897: Claraplatz–Klybeckschloss

16.05.1897 bis 28.08.1897: Claraplatz–Wiesenbrücke (Kleinhüningen)

29.08.1897 bis 14.10.1903: Claraplatz–Kleinhüningen Dorf
01.06.1900 bis 14.10.1903: Barfüsserplatz–Heuwaage–Austrasse–Allschwylerstrasse (Morgartenring)

15.10.1903 bis 13.09.1913: Allschwylerstrasse (Morgartenring)–Heuwaage–Schifflände–Claraplatz–Kleinhüningen Dorf

14.09.1913 bis 07.06.1915: Bahnhof SBB–Schifflände–Claraplatz–Kleinhüningen Dorf

08.06.1915 bis 01.09.1939: Tellplatz–Bahnhof SBB–Schifflände–Claraplatz–Kleinhüningen Dorf

02.09.1939 bis 06.09.1939: Tellplatz→Bahnhof SBB→Schifflände→Claraplatz→Kleinhüningen→
Johanniterbrücke→Schifflände→Bahnhof SBB→Tellplatz

07.09.1939 bis 28.09.1939: Thiersteinerallee (Heiliggeistkirche)→Bahnhof SBB→Schifflände→Claraplatz→
Kleinhüningen→Johanniterbrücke→Schifflände→Bahnhof SBB→Thiersteinerallee (Heiliggeistkirche)

29.09.1939 bis 06.05.1945: Thiersteinerallee (Heiliggeistkirche)–Bahnhof SBB–Schifflände–Claraplatz–Kleinhüningen

07.05.1945 bis 28.10.1951: Binningen–Bahnhof SBB–Schifflände–Claraplatz–Kleinhüningen

29.10.1951 bis 15.10.1972: Bahnhof SBB–Schifflände–Claraplatz–Kleinhüningen

16.10.1972 bis 02.06.1984: Mustermesse (Messeplatz)→Claraplatz→Schifflände→Bahnhof SBB→
Kannenfeldplatz→Dreirosenbrücke→Mustermesse (Messeplatz) (in Gegenrichtung Linie 1)

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs errichtete das Militär auf den Rheinbrücken und in anderen Strassenzügen Panzersperren mit der Folge, dass die Wettsteinbrücke und die Johanniterbrücke nur noch in Richtung Grossbasel, die Mittlere Brücke und die Dreirosenbrücke nur noch in Richtung Kleinbasel befahren werden konnten. Bis am 28. September 1939 hatte dies Einfluss auf den Weg der Linie 4. Der am 4. Dezember 1939 in Kraft gesetzte Kriegsfahrplan wirkte sich hingegen nur geringfügig auf die Linie 4 aus. Allerdings wurde deren Verknüpfung mit der Linie 5 aufgegeben. Das Intervall an Werktagen betrug in den Randzeiten und sonntags 15, an Werktagen tagsüber 12 Minuten.

Der Übergang zum Friedensfahrplan am 7. Mai 1945 brachte für die Linie 4 einen neuen Endpunkt. Statt ins Gundeldingerquartier verkehrten die Wagen ab Bahnhof SBB nun nach Binningen. Der Fahrplan sah an Werktagen ab 05:30 Uhr zwischen Wiesenplatz und Bahnhof SBB ein 6-Minuten-Takt vor. Nach Kleinhüningen und nach Binningen folgten sich die Kurse alle 12 Minuten. Tagsüber bestand ein integraler 6-Minuten-Betrieb auf der ganzen Linie, bevor ab ca. 20:45 Uhr zum 7½-Minuten-Betrieb übergegangen wurde. Der 7½-Minuten-Betrieb galt auch am Sonntagmorgen.

Dieses Bild des alleinfahrenden Grossraum-Motorwagens Be 4/4 415 erinnert daran, dass die Linie 4 bis 1960 in Kleinhüningen die Wiese überquerte. Seit dem Neubau der Stecke nach Weil am Rhein ist dies wieder möglich.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. -)

Vom 29. Oktober 1951 an war der 4er mit der Linie 1 verknüpft: Die vom Kannenfeldplatz her kommenden Kurse der Linie 1 wechselten am Bahnhof SBB das Nummernschild auf «4» und fuhren weiter durch die Innenstadt nach Kleinhüningen. Den eingesetzten Grossraum-Motorwagen Be 4/4 401ff. war es ab 1960 allerdings nicht mehr vergönnt, in Kleinhüningen den Fluss Wiese zu queren. Als Tribut an den Autoverkehr wurde der letzte Streckenabschnitt etwas verkürzt und die Endhaltestelle auf das südliche Wieseufer zurückgenommen.

Zwischen 1972 und 1984 trugen die Kurse des inneren Rings der kombinierten Linie 1/4 das Kopfschild «4». Mitte der Siebzigerjahre verlässt der Be 4/4 409 den Centralbahnplatz in Richtung Markthalle.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 1.2131)

Der Fahrplan der Kombilinie 1/4 sah an Werktagen ab Betriebsbeginn zunächst durchgehend ein 6-Minuten-, ab ca. 20:00 Uhr ein 8½-Minuten-Intervall vor. 1963 wurden erstmals drei Tagtypen Montag–Freitag, Samstag und Sonntag unterschieden. Wesentlichste Änderung war ein 10-Minuten-Tak in den Randzeiten.

Am 22. Juni 1972, wenige Monate, bevor sich die Linie 4 aus Kleinhüningen und dem Klybeck-Quartier verabschiedete, ist der Be 4/6 601 mit dem B 1456 bei der Kaserne in Richtung Claraplatz unterwegs.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. -)

Im Herbst 1972 verabschiedete sich der 4er aus Kleinhüningen und überliess den Verkehr ab Claraplatz den Linien 12 und 14. Bis zur Abschaffung der Liniennummer 4 anno 1984 befuhren die Wagen mit dem Kopfschild «4» den äusseren Ring: Mustermesse→Schifflände→Bahnhof SBB→Kannenfeldplatz→Dreirosenbrücke→Mustermesse. Die Kurse in der Gegenrichtung zeigten die Liniennummer 1. Im letzten Fahrplan der Linie 4 herrschte von Montag bis Freitag ab 05:30 Uhr ein 6-Minuten-Takt, der ab 20:00 Uhr auf 12 Minuten wechselte. An Samstagen wurde von Betriebsbeginn bis um 20 Uhr alle 7- bzw. 8 Minuten, danach alle 12 Minuten gefahren. Das 12-Minuten-Intervall galt auch am Sonntagmorgen bis ca. 13:00 Uhr.

Am 2. Juni 1984 wurde die Liniennummer 4 aufgehoben. Fortan schilderten die Wagenführer der Ringlinie in beiden Richtungen die Nummer 1.

2001 erlebte die Liniennummer 4 ein kurzes Revival: Während den drei Basler Fasnachtstagen waren umgeleitete, zwischen Riehen und Kleinhüningen pendelnde Kurse der Linien 6 und 8 als Linie 4 gekennzeichnet. Leider blieb es bei diesem einen Versuch, bei geplanten Umleitungen von der gewohnten Strecke abweichende Linien mit anderen Nummern deutlich zu kennzeichnen.

2001 erlebte die Liniennummer 4 ein kurzes Revival: Während der Fasnacht waren die zwischen Riehen und Kleinhüningen pendelnden Kurse der Linien 6 bzw. 8 als Linie 4 gekennzeichnet.
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 14.46)

Fahrzeugeinsatzbeispiele

Sonntag, 24.04.1955
(Mustermesse)
Mittwoch, 28.09.1983
(Linie 1/4)
Kurs ?
Kurs ?
Kurs ?
Kurs ?
Kurs ?
Kurs ?
Kurs ?
Kurs ?
Kurs ?
Kurs ?
401 + 1213
402 + 1204
403 + 1217
404 + 1177
407 + 1218
410 + 1201
411 + 1207
412 + 1208
413 + 1202
416 + 1179
Kurs 1
Kurs 2
Kurs 3
Kurs 4
Kurs 5
Kurs 6
Kurs 7
Kurs 8
Kurs 9
Kurs 10
Kurs 11
Kurs 12
Kurs 13
Kurs 14
Kurs 15
413 + 1476
412 + 1482
404 + 1486
427 + 1495
421 + 1500
609 + 1342
406 + 1493
403 + 1472
420 + 1480
612 + 1325
639 + 1330
642 + 1333
603 + 1335
422 + 1503
424 + 1471

Zuletzt aktualisiert am 21. Januar 2024 von Dominik Madörin