Zwischen 1939 und 1985 wendete der 18er bei der Schifflände. Der Endaufenthalt wurde in der Spiegelgasse verbracht, wo sich um 1970 auch der Be 4/4 446 sonnt und mit seinem Anhänger dem 66er Ford Mustang die Einfahrt in die Blumengasse versperrt.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 1.1703)
Rasch nach seiner Einführung 1919 wurde der 18er zum Inbegriff für die Tramlinie ins Neubad-Quartier. Eng mit ihm verwandt und zeitweise betrieblich verknüpft war die Linie 8.
Kurz nach dem Ersten Weltkrieg gab es noch keine Arbeitslosenversicherung im heutigen Sinne. Die seinerzeit hohe Zahl mittelloser Männer ohne Beschäftigung musste durch ein staatliches Arbeitsprogramm unterstützt werden. Im Rahmen einer solchen Kampagne wurde 1919 die neue, doppelspurige Strassenbahnstrecke vom Schützenhaus zum Neuweilerplatz gebaut. Allerdings konnte die Verbindung zur bestehenden Strecke im Steinenring zunächst nur als Provsisorium erstellt werden. Daher verkehrte nach der Eröffnung am 7. Dezember 1919 zunächst lediglich ein Pendelwagen mit der neuen Liniennummer 18 zwischen der Haltestelle Bundesstrasse (seit 1950 Schützenhaus) und dem Streckenende. Der Fahrplan sah werktags zwischen 06:30 und 23:10 Uhr ein 12-Minuten-Intervall vor. An Sonntagen nahmen die Basler Strassenbahnen (B.St.B.) den Betrieb bei gleicher Taktfolge zwei Stunden später auf.
Als die Bauarbeiten beim Schützenhaus beendet waren, konnte die Linie 18 am 8. Juli 1920 vollständig ins Netz integriert und via Innere Margarethenstrasse–Schifflände–Claraplatz in Richtung Kleinhüningen weitergezogen werden, dies zwecks Unterstützung der Linie 4. Diese Entlastung der Kleinhüninger-Stammlinie war nicht mehr erforderlich, als dem 4er von 1923 an Anhängewagen mitgegeben werden konnten. Die Wagen des 18ers liefen daher vom 1. Juni 1923 an ab Claraplatz zum Badischen Bahnhof bzw. werktags zwischen ca. 06:45 bis 08:00 Uhr, 11:50 und 14:55 Uhr sowie 17:30 bis 19:45 Uhr nach Riehen Dorf.
1926 wurde die Strecke vom Neuweilerplatz zum Restaurant Weiherhof in der äusseren Neuweilerstrasse weitergezogen und der südliche Endpunkt der Linie 18 auf den 31. Juli dorthin verlegt. Gleichzeitig stiess der 18er am anderen Linienende während den Spitzenzeiten nun bis zur Landesgrenze in Riehen vor, wendete in der übrigen Zeit jedoch bereits bei der Mustermesse oder schon auf dem Barfüsserplatz.
Es dürfte um die Jahreswende 1947/48 sein, als der Ce 2/2 169 mit dem C4-Anhänger vom Blumenrain her in die Spiegelgasse einbiegt.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen
Per 22. Mai 1932 wandelte sich der 18er zur Auslandlinie Neuweilerstrasse–Heuwaage–Schifflände–St-Louis. Gefahren wurde von 06:00 Uhr bis Mitternacht alle 12 Minuten. An der Neuweilerstrasse wechselten die Wagen jeweils auf die Linie 8. Mit beiden Linien ergab sich im Neubad ein komfortabler 6-Minuten-Takt.
Mit Ausbruch des Zweiten Weltkriegs begann der Abstieg des 18ers von der stolzen Durchmesserlinie zur Radiallinie. Nachdem nicht mehr über die Landesgrenze nach St-Louis gefahren werden konnte, musste die nördliche Endhaltestelle am 2. September 1939 zum Voltaplatz zurückgenommen werden. Panzersperren in der Inneren Margarethenstrasse sowie auf dem Birsigviadukt führten dazu, dass teilweise via Bahnhof SBB gefahren werden musste. Der erste Kriegsfahrplan, gültig ab 4. Dezember 1939, sah für den 18er als neue Endhaltestelle generell die Schifflände vor. Einzelne 18er fuhren dennoch zur Mustermesse durch oder wendeten bereits auf dem Barfüsserplatz.
Linienführung
07.12.1919 bis 07.07.1920: Bundesstrasse (Schützenhaus)–Neuweilerplatz (Neubad)
08.07.1920 bis 20.10.1920: Wiesenplatz–Claraplatz–Barfüsserplatz–Heuwaage–Neuweilerplatz (Neubad)
21.10.1920 bis 31.05.1921: Gärtnerstrasse (Ciba)–Claraplatz–Barfüsserplatz–Heuwaage–Neuweilerplatz (Neubad)
01.06.1921 bis 31.05.1922: Kleinhüningen–Claraplatz–Barfüsserplatz–Heuwaage–Neuweilerplatz (Neubad)
01.06.1922 bis 31.05.1923: Wiesenplatz–Claraplatz–Barfüsserplatz–Heuwaage–Neuweilerplatz (Neubad)
01.06.1923 bis 30.07.1926: [Riehen Kirche (Riehen Dorf)–] Badischer Bahnhof–Claraplatz–Barfüsserplatz–Heuwaage–Neuweilerplatz (Neubad)
31.07.1926 bis 21.05.1932: [Landesgrenze Riehen (Riehen Grenze)–Mustermesse (Messeplatz)–Claraplatz–] Barfüsserplatz–Heuwaage–Neuweilerstrasse
22.05.1932 bis 02.09.1939: Saint-Louis–Barfüsserplatz–Heuwaage–Neuweilerstrasse
03.09.1939 bis 03.12.1939: Voltastrasse (Voltaplatz)–Barfüsserplatz–Heuwaage–Neuweilerstrasse
04.12.1939 bis 02.01.1985: Schifflände–Barfüsserplatz–Heuwaage–Neuweilerstrasse
Mit dem am 7. Mai 1945 in Kraft gesetzte Friedensfahrplan entfiel die Linie 8. Lediglich einzelne direkte Wagen der Linie 18, welche im Früh- oder Spätbetrieb statt zur Schifflände zum Bahnhof SBB verkehrten, schilderten noch diese Nummer. Tagsüber bestand ein integraler 6-Minuten-Takt, abends ein 7½-Minuten-Intervall.
Bis Ende der Sechzigerjahre war es üblich, die Kapazität der Tramzüge durch An- oder Abhängen von Anhängern der Nachfrage anzupassen. Am 16. Mai 1951 steht der Ce 4/4 412 an der Neuweilerstrasse.
© J. H. Meredith (Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen)
Der 18er war die erste Linie der jungen Basler Verkehrs-Betriebe (BVB), die Ende der Vierzigerjahre mit neuen Grossraumwagen betrieben wurde. Da die vierachsigen Anhänger C4 1401–1415 zeitlich vor den entsprechenden Motorwagen Ce 4/4 401–422 ausgeliefert worden waren, mussten zunächst zweiachsige Zugfahrzeuge herhalten. Der erste stilreine Zug Ce 4/4 + C4 fuhr 1948 während der Mustermesse auf der Linie 18 (10. bis 20. April). Diese wurde dafür vorübergehend zum Badischen Bahnhof verlängert. Da die Wendeschlaufe beim Eilgut für die Grossraumwagen zu eng war, musste auf der Kreuzung Rosentalstrasse/Schwarzwaldalle mittels Dreieckfahrt gewendet werden.
Bereits 1949 verlor der 18er seine Grossraum-Anhängewagen wieder an die Linie 6/9. Dafür erhielt er 1958 eine Serie «neuer» Anhänger, nämlich zehn Jahre alte Zweiachser aus St. Gallen. Diesen war kein langes Leben beschieden: Nach der Ablieferung weiterer moderner Grossraum-Anhängewagen, wurden sie 1967 bereits ausrangiert und allesamt verschrottet. Traurig war niemand darüber: Mit hölzernen Längsbänken und schlechten Laufeigenschaften gehörten die Schüttelbecher nicht gerade zu den Lieblingen der «Neubädler».
Grosser Personalmangel und andere Schwierigkeiten zwangen die BVB 1965 zur Einführung eines neuen Angebot-Konzepts mit netzweitem Leistungsabbau vor allem in Randstunden. Ab dem 30. Mai verkehrte der 18er tagsüber von Montag bis Freitag generell alle sechs Minuten. An Samstagen folgten sich die Wagen alle 7½ Minuten, ebenso an Sonntagnachmittagen. Ab 20 Uhr an allen Tagen sowie an Sonntagmorgen dehnten die BVB den Takt auf zwölf Minuten aus. Verglichen mit heutigen Verhältnissen immer noch ein komfortables Angebot!
Die Einführung der Vorortslinie aus dem Leimental ins Stadtnetz machte per 3. Januar 1985 verschiedene Anpassungen der Linienführungen notwendig. Zwecks Schaffung zusätzlicher Kapazitäten auf dem hoch belasteten Innenstadtabschnitt wurde die Linie 7 nicht mehr zur Schifflände geführt, sondern am Bahnhof SBB mit der Linie 2 verknüpft und über die Wettsteinbrücke ins Kleinbasel geleitet. Um zwischen Bahnhof SBB und der Innenstadt trotzdem zwei Linien anbieten zu können, verkehrten nun sämtliche Kurse des 18ers über den Bahnhof SBB und wurden folgerichtig mit der Nummer 8 beschildert, womit gleichzeitig die Liniennummer 18 verschwand.
Bis 1985 waren DÜWAG-Gelenkwagen nur selten zu Gast im Neubadviertel. Um 1970 bedient der Be 4/6 606 die Haltestelle Neuweilerplatz.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen
Fahrzeugeinsatzbeispiele
Donnerstag, 08.07.1920 | Montag, 28.10.1946 (Herbstmesse, 9 Einsatzkurse) |
Mittwoch, 28.09.1983 |
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Kurs ? Kurs ? Kurs ? Kurs ? Kurs ? |
11 12 16 70 147 |
Kurs ? Kurs ? Kurs ? Kurs ? Kurs ? Kurs ? Kurs ? Kurs ? Kurs ? Kurs ? Kurs ? Kurs ? Kurs ? Kurs ? Kurs ? |
178 + 725 177 + 727 205 + 724 164 + 728 137 + 729 179 + 726 127 + 290 195 + 413 216 + 378 47 109 + 283 143 103 + 282 200 + 286 144 + 289 |
Kurs 1 Kurs 2 Kurs 3 Kurs 4 Kurs 5 Kurs 6 Kurs 7 |
428 + 1434 446 + 1441 431 + 1437 449 + 1402 429 + 1438 437 + 1436 443 + 1403 |
Zuletzt aktualisiert am 28. Dezember 2024 von Dominik Madörin
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