Niederflurwagen

COMBINO Refit

Alle acht Jahre steht bei Strassenbahnwagen eine Hauptuntersuchung (HU) an, bei welcher die Fahrzeuge gründlich inspiziert, Verschleissteile gewechselt und Komponenten aufgearbeitet werden. Die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) nutzten die ab 2018 anstehende zweite Hauptuntersuchung dazu, ihre COMBINO-Flotte für weitere sechzehn Jahre fit zu machen.

Be 4/6 6001–6017 FLEXITY Basel

Als sich abzeichnete, dass der von Stadler Rail AG (STAG) angebotene Teilniederflur-Strassenbahnwagen «Tango» die Anforderungen der Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) nicht zu erfüllen vermochte, zogen sich die BVB aus der gemeinsam mit der Baselland Transport AG (BLT) in Angriff genommenen Fahrzeugneubeschaffung (vgl. Be 6/8 5001–5044 FLEXITY Basel bzw. Be 6/10 151–154, 155–169, 171–189 Tango). Gleichzeitig überarbeiteten die städtischen Verkehrsbetriebe ihre Flottenpolitik für die folgenden 15 Jahre. Dabei zeigte sich unter anderem, dass die BVB neben dem Bedarf an 45-m-Fahrzeugen auch 16 Wagen mit rund 30 Meter Länge benötigen.

Be 6/8 5001–5044 FLEXITY Basel

Nach der Jahrtausendwende zeichnete sich sowohl bei den Basler Verkehrs-Betrieben (BVB) als auch bei der Baselland Transport AG (BLT) ab, dass eine grössere Anzahl älterer Strassenbahnwagen abzulösen waren. Die BVB wollten sich von den Be 4/4 457–476, den Be 4/6 624...656 sowie den B 1429ff. trennen, was einen Bedarf an 15 bis 17 Neufahrzeugen ergab. Nach intensiven Vorabklärungen und unter Einbezug der Erfahrungen aus der COMBINO-Beschaffung war es den beiden Verkehrsbetrieben zunächst gelungen, sich auf ein weitgehend identisches Fahrzeugkonzept zu einigen. Es beinhaltete maximal 45 Meter lange, durchgängige Mehrgelenkwagen mit einem Niederfluranteil von mindestens 60 Prozent.

COMBINO Sanierung

Nachdem die Entdeckung von strukturellen Schäden an den Wagenkästen von COMBINO-Strassenbahnwagen verschiedener Betriebe zu einer verfügten Stilllegung von Fahrzeugen dieses Typs geführt hatte («COMBINO Grounding»), zeigten vertiefte Abklärungen des verantwortlichen Herstellers Siemens Transportation Systems (STS), dass ein uneingeschränkter Weiterbetrieb dieser Niederflurwagen nur nach einer grundlegenden Sanierung sicherstellt werden konnte. STS arbeitete daraufhin ein zweistufiges Sanierungskonzept aus, welches weltweit zur Anwendung kam. Mit der Zweistufigkeit erreichte STS, die dem Fahrgastbetrieb entnommenen Fahrzeuge möglichst rasch wieder dem Betrieb übergeben und die die endgültigen Sanierungsmassnahmen parallel dazu entwickeln zu können.

COMBINO Grounding

Bis Ende 2003 hatte Siemens Transportation Systems (STS) – mittlerweile alleinverantwortlicher Hersteller des COMBINO – rund 475 Strassenbahnwagen dieses Typs ausgeliefert. Am Freitag, 12. März 2004 um 13:10 Uhr sah sich STS jedoch dazu veranlasst, in weltweit 13 Städten die Stilllegung aller Tramwagen dieser Bauart mit einer Laufleistung von mehr als 120'000 km zu verfügen. In Basel betraf dies sämtliche 28 in den Jahren 2000–02 gelieferten Fahrzeuge Be 6/8 301–328. Deren durchschnittliche Laufleistung betrug zum Zeitpunkt der Stilllegungsverfügung rund 150'000 km.

COMBINO Entwicklung

Ab Ende der Achtzigerjahre stiegen die Herstellungskosten von Strassenbahnwagen kontinuierlich an. In Deutschland ging man von einem minimalen Kaufpreis von 3,5 Mio. DM pro Einheit aus. Insbesondere bei 100-Prozent-Niederflurfahrzeugen schlugen sich vor allem Mehraufwendungen für Elektronik, komplexe Einzelradfahrwerke sowie für Komfortausstattungen wie Klimaanlagen, elektronische Anzeigesysteme usw. direkt im Herstellungspreis nieder. Je nach Ausstattung, Länge, Ein- oder Zweirichtungsfahrzeug ergab sich so ein Preis von 3,7 bis 5,0 Mio. DM pro Fahrzeug.

Be 6/8 301–328 COMBINO

In den Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts bahnte sich bei den Basler Verkehrs-Betrieben (BVB) eine grosse Ersatzbeschaffung von Strassenbahn-Rollmaterial an. Dabei stand ausser Frage, dass Niederflurfahrzeuge beschafft werden sollten. Der COMBINO als Angebot des Komplettanbieters Siemens schnitt bezüglich der Basler Anforderungen am besten ab. Der Entscheid für Fahrzeuge dieses Typs wurde begünstigt durch die Tatsache, dass bereits vom 26. März bis zum 12. Mai 1998 ein entsprechender Prototyp mehrere Wochen in Basel im Fahrgasteinsatz getestet werden konnte.

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