Die BLT entstand 1974 durch Fusion von vier Vortortsbahngesellschaften und entwickelte sich zu einem leistungsfähigen Nahverkehrsbetrieb.
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Die Regierung des Kantons Basel-Landschaft beabsichtigte schon längere Zeit, sämtliche privaten und halbstaatlichen Transportunternehmen im Kanton in einer neuen Gesellschaft zusammenzuführen. Angestrebtes Ziel war die Verschmelzung aller Bahn- und Busbetriebe einschliesslich deren Nebenbetriebe, jedoch ohne die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) und die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB), dafür unter teilweisem oder gar vollständigem Einbezug der Regiebetriebe der PTT und der Postautohalterbetriebe, dies mit dem Ziel, Tarife und Transportleistungen zu vereinheitlichen und zu systematisieren sowie betriebswirtschaftlich zu optimieren.
Mit dem neu zu gründenden Unternehmen sollte ferner ein Betreiber für neu zu eröffnende Buslinien im unteren Kantonsteil geschaffen werden. In einem zweiten Schritt beabsichtigte man, alle am öffentlichen Verkehr der Grossregion Basel beteiligten Gesellschaften in einem Verkehrsverbund zusammenzufassen, um Tarife und Fahrpläne zu harmonisieren. Ein Verkehrsverbund versprach auch mehr Gewicht zur Überwindung politischer Barrieren.
Fusionsablauf BTB, BEB, TBA und BUeB
Zunächst waren die vier Basler Vorortsbahnen Birsigthalbahn AG (BTB), Birseckbahn AG (BEB), Trambahngesellschaft Basel–Aesch AG (TBA) und Basellandschaftliche Überlandbahn AG (BUeB) zu vereinigen. Dazu mussten die Aktionäre der BEB, TBA und BUeB an ausserordentlichen Generalversammlungen einen entsprechenden Fusionsvertrag genehmigen und der Auflösung ihrer Gesellschaften sowie der Übertragung ihrer Konzessionen zustimmen. Dies geschah bei allen drei Bahnen im November 1974 diskussionslos. So konnte die Birsigthalbahn AG als grösste und älteste Gesellschaft am 29. November 1974 die drei anderen Betriebe übernehmen. An einer ausserordentlichen Generalversammlung am 20. Dezember 1974 wurde das Aktienkapital der BTB von 6,75 Mio. auf 13,1 Mio. Franken erhöht. Gleichzeitig stimmten die BTB-Aktionäre der Änderung der Firmenbezeichnung in «BLT Baselland Transport AG» zu und hiessen neue Statuten gut. Diese traten am 21. Dezember 1974 in Kraft, womit die Geschichte der BLT begann und jene der anderen Gesellschaften ihr Ende fand. Die Fusion erfolgte rückwirkend auf den 1. Januar 1974.
In der nächsten, bereits konkret geplanten Phase sollte die Autobus AG, Liestal (AAGL), integriert werden. Dazu kam es jedoch nicht mehr. Aufgrund des zu erwartenden politischen Widerstands wurde auch die Integration der Waldenburgerbahn AG fallen gelassen. Ebenso blieben die privaten Autobusbetriebe im oberen Baselbiet noch lange Zeit selbstständig. Lediglich deren Konzessionen wurden auf die BLT übertragen und die Firmen zu reinen Transportbeauftragten herabgestuft. Aus politischen Gründen sind die Konzessionen der von der AAGL betriebenen Buslinien per 1. Januar 1985 zurückgegeben worden.
Die BLT, deren Aktien von den Kantonen Basel-Stadt und Solothurn sowie verschiedene Gemeinden im Einzugsgebiet gehalten werden, betrieb sämtliche Tram- bzw. Bahnlinien, ausser jene nach Aesch (ehemals TBA) sowie jene nach Muttenz–Pratteln (ehemals BUeB), selbst. In den folgenden Jahren entwickelte sich das Unternehmen zu einem leistungsfähigen Nahverkehrsbetrieb. Dazu trugen die Umstellung der ehemaligen Birsigthalbahn auf den Betrieb mit Strassenbahnrollmaterial und der massive Ausbau des Buslinienangebots im unteren Kantonsteil am meisten bei.
Seit dem Rückzug der Autogesellschaft Sissach–Eptingen AG (AGSE) aus dem Personennahverkehr per 31. Dezember 2012 betreibt die BLT auch ein Grossteil der Buslinien im oberen Kantonsteil selbst. Mit der Übernhame der Waldenburgebahn AG per 7. Juni 2016 kam man dem ursprünglichen Ziel eines einzigen Verkehrsbetriebs für den ganzen Kanton einen weiteren Schritt näher. Dazu passen auch die von politischer Seite in jüngerer Zeit geäusserten Forderungen nach einer Übernahme der Autobus AG mit dem Ziel Kosten zu sparen.
1974 bis 1985
Alle vier fusionierten Vorortsbahnen hatten gemeinsam, dass sowohl das bei ihnen eingesetzte Rollmaterial als auch deren Infrastruktur dringendst saniert werden mussten. Als erstes konnte die BLT den Fahrzeugpark der ehemaligen Birseckbahn durch die Ablieferung von sieben Gelenkwagen Be 4/6 109–115 verjüngen. Die Existenz des neuen Unternehmens machte sich daher auch im Birstal am augenfälligsten bemerkbar. Dem dortigen Fahrgast fiel nach der Gründung der BLT nicht nur der Farbwechsel der Wagen, sondern auch die auf den 1. Januar 1975 gegründete Tarifgemeinschaft mit den BVB auf. Bei der ehemaligen Birsigthalbahn liess ein Verbundtarif trotz billeteurlosem Betrieb noch etwas länger auf sich warten.
Am 14. Juni 1976 genehmigte der Landrat sowohl den vom Regierungsrat vorgelegten Bericht «Grünes Licht für den öffentlichen Verkehr» mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 218 Mio. Franken als auch die Vorlage über die Anschaffung von 66 Gelenktriebwagen Be 4/6 für 33,35 Mio. Franken im Rahmen des vom Bund subventionierten Programms. Damit wurde eine umfassende Modernisierung der Basler Vorortsbahnen sowie der Waldenburgerbahn angestossen. Im Bussektor führten Bestrebungen zur Rationalisierung des öffentlichen Verkehrs durch Übertragung der Konzessionen von insgesamt 16 Buslinien im mittleren und oberen Kantonsteil auf die noch junge BLT. Die bisherigen alteingesessenen Automobilunternehmungen blieben aber weiterhin für den Betrieb «ihrer» Linien verantwortlich. Die BLT selber beschränkte sich zunächst auf den Betrieb der ihr von der BTB zugefallenen Linie 62 Basel (Heuwaage)–Oberwil–Biel-Benken. 1977 kam die von den PTT übernommene Relation Allschwil–Schönenbuch als Linie 61 hinzu.
Ein bis heute dauernder Ausbau- und Optimierungsprozess des Busliniennetzes im unteren Kantonsteil und damit im Operationsgebiet der BLT begann 1978 mit der Ablösung der Linie 62 durch die neue Linie 64 (Bottmingen–Biel-Benken–Therwil–Reinach–Dornach–Arlesheim). Dieser folgte 1980 die Linie 63 (Bottmingen–Bruderholzspital–Münchenstein–Muttenz). Seit 1981 betreibt die BLT auch den Ortsbus Dornach, für welchen die Solothurner Gemeinde bis dahin selber verantwortlich war.
1983 wurden die alten Pachtverträge der ehemaligen Vorortsbahnen durch einen Staatsvertrag zwischen den beiden Halbkantonen ersetzt.
Die Modernisierung der Vorortsbahnen gipfelte in der Nacht vom 28. auf den 29. September 1984, als die zu einem Grossteil auf Doppelspur ausgebaute Strecke der ehemaligen Birsigthalbahn AG auf den Betrieb mit Strassenbahnrollmaterial umgestellt werden konnte. Wie bereits erwähnt wurden im Vorfeld dafür 66 moderne Gelenkwagen beschafft, welche auch für den Einsatz auf den Vorortslinien 10 und 11 zur Verfügung standen.
Ein einmaliges Ereignis in der Geschichte der BLT war die Umstellung des Bahnbetriebes der ehemaligen Birsigthalbahn auf Betrieb mit Strassenbahnrollmaterial.
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1985 bis heute
Per 1. Januar 1986 gingen die Konzessionen für die Buslinien im mittleren Kantonsteil (Linien 70/71 Basel–Liestal–Reigoldswi und 82/83 Pratteln–Giebenach bzw. Muttenz–Schweizerhalle–Pratteln) wieder an die AAGL zurück.
Eine Folge des Staatsvetrages von 1983 war, dass die BLT von den BVB auf den 1. Januar 1995 auch den Betrieb der Linie 11 nach Aesch übernahm.
1996 musste die konkursite Automobilgenossenschaft Reigoldswil AG (AGR) liquidiert werden. Der BLT als Konzessionsinhaberin gelang es, für den Betrieb der Linien 91, 92 und 93 die Autogesellschaft Sissach–Eptingen AG (AGSE) zu verpflichten.
Auf den Linien 10 und 17 konnte per 11. Dezember 2011 der 7,5-Minuten-Takt eingeführt werden. Allerdings führt der fehlende Doppelspurabschnitt zwischen Ettingen und Witterswil dazu, dass im hinteren Leimental mit dem Viertelstundentakt gegenüber dem bisherigen 10-Minuten-Takt zeitweise eine Verschlechterung des Angebotes in Kauf genommen werden musste. Dieser Doppelspurasubau liess sich erst 2014 realisieren.
Per 1. Januar 2013 übernahm die BLT den Busbetrieb der AGSE. Diese wollte sich auf ihr zweites Standbein, die Entsorgungslogistik, konzentrieren und zog sich aus dem Personentransport zurück. Ein weiterer Grund waren anstehende Investitionen, welche die Finanzkraft der AGSE überstiegen hätten. Die AGSE betrieb zuletzt die Buslinien 91, 92 und 93 (ex AGR) sowie 105, 107, 108 und 109 im oberen Baselbiet.
Im Zusammenhang mit der anstehenden Erneuerung der gesamten Infrastruktur und des Rollmaterials der Waldenburgerbahn AG (WB) sowie zwecks (vordergründiger) Erhöhung von Effektivität und Wirtschaftlichkeit drängte der Kanton zur Integration der WB in die BLT. Obwohl die WB-Einzelaktionäre nicht von einem Tauschangebot mit BLT-Aktien profitieren konnten und sich mit einer bescheidenen Abfindung zufriedengeben mussten, stimmten sie an der 135. Generalversammlung vom 7. Juni 2016 dem Fusionsvertrag zu, womit die Geschichte der Waldenburgerbahn AG endete und der Bahnbetrieb unter der BLT weitergeführt wurde. Mit dem Eintreffen des letzten fahrplanmässigen Zugs in Waldenburg am 6. April 2021 um 01:18 Uhr endete der Betrieb der alten Waldenburgerbahn auf der 750-mm-Spur nach gut 140 Jahren. Noch in derselben Nacht begann der Abbruch von Gleisen, Fahrleitung, Sicherungsanlagen und Hochbauten. Am 11. Dezember 2022 soll der Betrieb mit neuen Fahrzeugen «Tramlink» wieder aufgenommen werden.
Die Buslinie 106 Sissach–Nusshof–Wintersingen im oberen Baselbiet wird heute noch im Auftrag der BLT von einem Transportbeauftragten, der Fa. Sägesser Reisen AG, Wintersingen, betrieben.
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Zuletzt aktualisiert am 15. Januar 2024 von Dominik Madörin
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