Ein grosser Wurf gelang den Basler Strassenbahnen mit dem Bau der beiden offenen Aussichtswagen C 260 und 262. Im Frühjahr 1938 steht der zuerst fertiggestellte C 262 im Hof der Hauptwerkstätte Klybeck.
© B.St.B. (Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen)

Für die Durchführung von Stadtrundfahrten und den Einsatz bei Sonderanlässen baute die Werkstätte der Basler Strassenbahnen (B.St.B.) 1938 den offenen Sommer-Anhängewagen C 262 (der spätere C 1046) zum offenen Aussichtswagen um.

Die Arbeiten umfassten die vollständige Entfernung des Dachs des 1901/02 bei der Schweizerischen Industrie-Gesellschaft in Neuhausen (SIG) erbauten Sommer-Anhängewagens. Gleichzeitig wurden die Längsträger verstärkt, der Wagenboden um 50 mm angehoben und rundum eine 970 mm hohe Brüstung angebracht. Da der Wagen ausschliesslich in einer Fahrtrichtung benützt werden sollte, bekam er nur auf der rechten Seite vorne und hinten eine Einstiegstüre mit entsprechenden Trittbrettern. Damit entstand das erste Einrichtungsfahrzeug der B.St.B. überhaupt. Zum Einbau kam auch eine neue Bestuhlung mit insgesamt 22 Sitzplätzen (Anordnung 2+1, feste Rückenlehnen). Stehplätze waren fortan nicht mehr zugelassen. Zur Verbesserung der Laufeigenschaften erweiterte man den Radsatzabstand auf 3’100 mm und ergänzte die einstufige Blattfederung mit Gummielementen.

Die Nachfrage nach dem im Volksmund sogleich «Badwännli» 1) genannten Aussichtswagen war riesig. Im Herbst 1938 begann daher die Herrichtung eines zweiten, gleichartigen Fahrzeugs. Es handelte sich dabei um den C 260, bei welchem der Achsabstand allerdings nur auf 2’900 mm verlängert wurde. Er stand ab Frühjahr 1939 für Extrfahrten zur Verfügung.

Technische Daten nach Umbau:

Typenbezeichnung: C
Anzahl Wagen: 2
Wagennummern: 260 und 262 (ab 1954–55 Nrn. 1045 und 1046)
Im Linienbetrieb: – (nur Extrafahrten)

Mechanischer Teil: SIG
Umbau: B.St.B.
Umbaukosten/Wg.: k. A.

Länge über alles: 8’000 mm
Grösste feste Breite: 2’000 mm
Grösste feste Höhe: 1’745 mm
Radsatzabstand: 3’100 mm
Taragewicht: 3’900 kg
Sitz-/Stehplätze: 22/–
Höchstgeschwindigkeit: 36 km/h

Bremsen: Solenoidbremse, Handbremse

Die beiden offenen Aussichtswagen waren nur für Sonderfahrten vorgesehen und verkehrten nie im Linienbetrieb. Um 1960 zeigt in der Schwarzwaldallee eine Reisegruppe zu.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. -)

1954–55 brachte man bei beiden Badwännli eine rundumlaufende, 70 mm hohe Reling aus verchromten Rohren an. In die gleiche Zeit fiel die Umnummerierung in C 1045 und 1046.

Zur Erhöhung der Sicherheit bekamen beide Wagen im März 1979 die Zweikammer-Druckluftbremse Westinghouse eingebaut. Gleichzeitig wurden halbautomatische +GF+-Kupplungen angebracht (Länge über alles neu 8’100 mm).

Die beiden einmaligen und beliebten offenen Aussichtswagen wurden in den Vierziger- und Fünfzigerjahren gelegentlich auch für Reklamefahrten verwendet. Der B2 1045 gab von November 1995 bis Anfang 1996 sogar ein Gastspiel in der Bundesstadt Bern.

Der B2 1046 wurde beim Brand im Depot Wiesenplatz am 18. August 2004 stark beschädigt und trotz nur wenig in  Mitleidenschaft gezogenem Untergestell nicht mehr instand gesetzt. Die rostigen Überreste verschwanden Ende 2007 vom Depothof.

Der B2 1045 befindet sich nach wie vor im Fahrzeugbestand der heutigen Basler Verkehrs-Betriebe (BVB), ist jedoch seit Ende 2012 abgestellt. Am 28. April 2013 gaben die BVB bekannt, dass der Betrieb des offenen Wagens vordergründig aus Sicherheitsüberlegungen nicht mehr zugelassen wird.


1) Diminutiv für Badewanne

Fahrzeugporträts

C 260

→ ab 15.11.1954 C 1045, ab 1956 B2 1045

Inbetriebsetzung: 17.03.1939
Ausmusterung: – (seit 2012 remisiert)

C 262

→ ab 15.11.1954 C 1046, ab 1956 B2 1046

Inbetriebsetzung: 25.03.1938
Ausmusterung: 2004 (nach Brand)

Verbleib: 2007 abgebrochen

Zuletzt aktualisiert am 13. Januar 2024 von Dominik Madörin