Ähnlich wie die Linie 9 war auch die Linie 12 eine Ergänzungslinie – ab 1921 betrieblich verbunden mit ihrer «grossen Schwester», der Linie 14. Der Unterschied zwischen diesen beiden Linien lag lange Zeit einzig bei der Lage des östlichen Endpunkts: Die Linie 12 wendete normalerweise bereits in Muttenz, während der 14er – wie auch heute noch – bis Pratteln weiterfuhr.
Erstmals verkehrte der 12er am 1. April 1916, und zwar von der Feldbergstrasse über die Johanniterbrücke, durch die Innenstadt und über die neu errichtete Strecke durch die Hardstrasse zum Zeughaus. Damit hatte ein berechtigter Wunsch der Anwohner des St. Alban-Quartiers seine Erfüllung gefunden. Die Bauarbeiten für die Weiterführung der Strecke in Richtung St. Jakob konnten erst nach der Festlegung der Streckenführung im Bereich der dortigen Kirche und des Wirtshauses in Angriff genommen werden. Am 19. August 1916 erreichte der 12er erstmals den neuen Endpunkt. Zum Einsatz kamen Motorwagen der Serie Ce 2/2 101–136 mit Anhängewagen C 201–204, 205–219, 248–250, 294–300 oder, falls es die Witterung zuliess, mit Sommer-Anhängewagen. Vom 1. Oktober 1918 an wendeten die Wagen beim Wiesenplatz statt bereits bei der Feldbergstrasse.
Wagen der Linie 12 um 1923 auf der Johanniterbrücke.
© Ansichtskarte Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen
Wie die Trambahngesellschaft Basel–Aesch AG (TBA) und anfänglich die Birseckbahn AG (BEB) beauftragte auch die Basellandschaftliche Ueberlandbahn AG (BUeB) die Basler Strassenbahnen (B.St.B.) mit der Betriebsführung und dem Unterhalt ihrer Infrastruktur. Nach der Inbetriebnahme des ersten Streckenabschnitts der BUeB am 22. Januar 1921 liessen die B.St.B. daher die Wagen ihrer Linie 12 von St. Jakob nach Muttenz weiterverkehren. 1922 erstellte die BUeB die Verlängerung ihrer Strecke nach Pratteln. Vom 22. Oktober 1922 an fuhren durchgehende Wagen vom Wiesenplatz nach Pratteln, dies im 24-Minuten-Takt und mit Kopfschild «14». In Muttenz wendende Kurse behielten die Nummer 12. Sie dienten zur Verdichtung des Intervalls auf 12 Minuten. An Sonntag-Nachmittagen existierte auf Anordnung eine kombinierte Linie 6/12/14, indem einzelne Kurse ab Claraplatz nach Riehen Kirche fuhren. Ebenso kam es vor, dass einzelne 12er zwecks Taktverdichtung nach Pratteln vorstiessen.
Zur gleichen Zeit erhielten die B.St.B. auch neues Rollmaterial. So konnten die moderneren Motorwagen Ce 2/2 149–160 sowie die Anhänger C 320–375 von anderen Linien abgezogen und in Richtung Muttenz–Pratteln eingesetzt werden. Später kamen auch die Ce 2/2 182–192 und die C 386–399 mit Öldruckbremse System Pieper sowie die C 376–381 auf den Linien 12 und 14 zum Einsatz.
Den stadtseitigen Endpunkt der Linie 12 verlegten die B.St.B. 1932 vom Wiesenplatz zur Mustermesse. Werktags von 06:45 bis 20:00 Uhr folgten sich die Wagen des 12ers alle 24 Minuten, dies zwischen den sich ebenfalls alle 24 Minuten folgenden Wagen der Linie 14. Zu einer weiteren Taktverdichtung trug die neu eingeführte Linie 22 (Badischer Bahnhof–Claraplatz–Schifflände–St. Alban-Ring/St. Jakob) bei.
Von 1933 an prägten die neu beschafften Motorwagen der Serie 207–216 während beinahe vierzig Jahren das Gesicht der Linien 12, 14 und 22. Um 1966 fährt der Be 2/2 212 mit seinen beiden Anhängewagen die Marktgasse in Richtung Schifflände hinunter.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. -)
Von 1933 an prägten die neu beschafften Ce 2/2 207–216 während beinahe vierzig Jahren das Gesicht der Linien 12, 14 und 22, dies oft an der Spitze von Dreiwagenzügen mit den passenden Anhängewagen C 423–434. Diese zwanzig stets im Depot Wiesenplatz beheimateten Zweiachser genügten jedoch bei weitem nicht für die drei Linien. Nach wie vor kam daher auch älteres, mit Druckluftbremse ausgerüstetes Rollmaterial zum Einsatz. Lediglich einzelne Verstärkungskurse waren ohne Luftbremse unterwegs.
Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurden anlässlich der Generalmobilmachung die Rheinbrücken vermint und mit Panzersperren teilgesperrt. Für den Tramverkehr waren sie somit nur noch eingleisig befahrbar. Die Linie 12 benützte daher ab dem 1. September 1939 für die Rückfahrt aus dem Kleinbasel vorübergehend die Wettsteinbrücke und gelangte am Bankverein über ein Verbindungsgleis wieder auf ihre Stammstrecke. Am 4. Dezember 1939 nahmen die B.St.B. den Endpunkt des 12ers zur Schifflände zurück. Lediglich während der Spitzenzeiten verkehrten die Kurse ab/bis Mustermesse.
Nach wie vor diente die Linie 12 vorwiegend zur Verstärkung des 14ers nach Pratteln. Der Fahrplan 1951 beispielsweise sah für den 12er an Werktagen zwischen 06:45 und 08:00 Uhr, 12:00 und 14:00 Uhr sowie zwischen 17:00 und 20:00 Uhr eine Kursfolge im 12-Minuten-Abstand vor, dies zwischen den sich ebenfalls alle zwölf Minuten folgenden Wagen der Linie 14. Dies ergab bis Muttenz ein 6-Minuten-Intervall. In den Schwachlastzeiten verkehrten beide Linien alle 24 Minuten. An Sonntagen rückten die Wagen des 12ers nur zwischen 13:45 und 15:30 Uhr sowie zwischen 17:30 und 20:00 Uhr auf Anordnung aus. Dieses Betriebskonzept blieb mehr oder weniger bis 1972 unverändert, wobei die ab Mustermesse verkehrenden Kurse vermutlich schon 1940 wieder entfielen. Ungefähr von 1961 an übernahmen im Spätbetrieb Grossraumwagen-Züge Be 4/4 mit B. Tagsüber wurden diese auf den Linien 3 und 6 benötigt.
Mit der Ablösung der Linie 4 auf dem Abschnitt Schifflände–Claraplatz–Kleinhüningen kehrte der 12er zusammen mit dem 14er vom 16. Oktober 1972 an nach Kleinhüningen zurück. Gleichzeitig erfolgte auch eine Ablösung des Rollmaterials. Moderne DÜWAG-Gelenkwagen mit Grossraum-Anhängewagen prägten von nun an das Bild der Linie.
Als 1978 infolge stetig ansteigender Fahrgastfrequenzen fast jeder Kurs bis nach Pratteln geführt werden musste, verschwand die Linienbezeichnung «12». Dieser Wegfall hatte auch praktische Gründe: Man wollte beim Übergang der Züge von der einen auf die andere Linie vom aufwändigen, manuellen Wechseln der zahlreichen Liniennummernschildern an den immer länger werdenden Tramzügen wegkommen.
Die Linie 12 hatte lange Jahre die gleiche Führung wie die Linie 14, wendete jedoch bereits in Muttenz Dorf. Am 7. April 1972 umrundet der fabrikneue Be 4/6 623 den dortigen Gemüsegarten.
© Heinz Vogt (Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen)
2002 tauchte die Linie 12 für kurze Zeit wieder im Stadtbild auf. Erstmals liefen während der Basler Fasnacht wieder Züge mit dem Kopfschild «12», und zwar zwischen der Muttenzer Rothausstrasse (Schlaufe Wartenberg) und M Parc.
Die zwischen 1999 und 2005 jeweils im Winterhalbjahr während Spitzenzeiten betriebene Einsatzlinie von der Rothausstrasse zum Theater war ab 14. Oktober 2002 ebenfalls als Linie 12 bezeichnet. Zuvor verkehrten die Wagen, welche die Linien 14 und 16 auf ihren jeweils am stärksten belasteten Abschnitten entlasten sollten, mit dem Kopfschild «E». Zum Einsatz kamen in der Regel alleinfahrende DÜWAG-Gelenkwagen, seltener Be 4/4 mit B. Als Einsatzlinie war die Linie im Fahrplan und auf den Haltestellentafeln allerdings nicht aufgeführt. Zusammen mit der von der Baselland Transport AG (BLT) betriebenen Einsatzlinie E11 bildete der 12er auch eine willkommene und sinnvolle Verstärkung im Gundeldingerquartier, fiel jedoch am 23. März 2005 quasi über Nacht dem Rotstift zum Opfer.
Apropos Linie E11: Aufgrund der Aufwertung dieser von einer reinen Verstärkungslinie des 11ers zur eigenen Linie wurde im Dezember 2025 aus dem E11 der neue 12er. Nach gut zwanzig Jahren Pause war diese Liniennummer damit wieder regelmässig im Stadtbild präsent, nun jedoch an gelben Tramwagen nach Reinach und nicht mehr an grünen in Richtung Muttenz.
Leider fiel die winterliche Einsatzlinie 12 Muttenz–Theater 2005 abrupt dem Rotstift zum Oper: Be 4/6 642 am 19. Februar 2003 beim Freidorf.
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 5.1652)
Linienführung
01.04.1916 bis 18.08.1916: Feldbergstrasse–Johanniterbrücke–Schifflände–Zeughaus
19.08.1916 bis 30.09.1918: Feldbergstrasse–Johanniterbrücke–Schifflände–St. Jakob
01.10.1918 bis 21.01.1921: Wiesenplatz–Johanniterbrücke–Schifflände–St. Jakob
22.01.1921 bis 19.10.1922: Wiesenplatz–Johanniterbrücke–Schifflände–St. Jakob–Muttenz
20.10.1922 bis 21.05.1932: Wiesenplatz–Johanniterbrücke–Schifflände–St. Jakob–Muttenz {–Pratteln}
22.05.1932 bis 03.12.1939: Mustermesse (Messeplatz)–Claraplatz–Schifflände–St. Jakob–Muttenz
04.12.1939 bis 1940: {Mustermesse (Messeplatz)–Claraplatz–} Schifflände–St. Jakob–Muttenz
1940 bis 15.10.1972: Schifflände–St. Jakob–Muttenz
16.10.1972 bis 27.05.1978: Kleinhüningen–Claraplatz–Schifflände–St. Jakob–Muttenz
14.10.2002 bis 23.03.2005: Rothausstrasse→St. Jakob→Aeschenplatz→Theater→Heiliggeistkirche→Aeschenplatz→St. Jakob→Rothausstrasse 1)
ab 12.2025: Reinach Süd→Münchensteinerstrasse→Bahnhofeingang Gundeldingen→Theater→Aeschenplatz→Bahnhof SBB→Münchensteinerstrasse→Reinach Süd
1) Einsatzlinie im Winterhalbjahr, 1999/2000 bis 2001/2002 mit Kopfschild «E»
Fahrzeugeinsatzbeispiele
1921 |
Freitag, 04.12.1970 | ||||
Kurs ? Kurs ? Kurs ? Kurs ? Kurs ? Kurs ? |
138 + 335 + 342 139 + 338 + 333 140 + 336 + 332 142 + 340 + 343 143 + 334 + 341 147 + 337 + 339 |
Kurs 1 Kurs 2 Kurs 3 Kurs 4 Kurs 5 Kurs 6 Kurs 7 Kurs 8 Kurs 9 Kurs 10 Kurs 11 Kurs 12 Kurs 13 |
211 + 1233 + 1234 213 + 1214 + 1218 190 + 1219 + 1215 215 + 1230 + 1211 212 + 1202 + 1206 151 + 1203 + 1224 178 + 1226 + 1228 214 + 1231 + 1213 210 + 1205 + 1216 208 + 1217 + 1232 207 + 1225 + 1221 188 + 1223 + 1210 216 + 1229 + 1227 |
Zuletzt aktualisiert am 23. Dezember 2024 von Dominik Madörin
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