Erste Neufahrzeuge im BLT-Design waren die 1975–76 gelieferten Be 4/6 109 bis 115. Am 4. Juni 1976 steht der fabrikneue Be 4/6 113 in der Schlaufe Dornach. Der an zweiter Stelle eingereihte Be 4/6 105 der ehemaligen Birseckbahn wurde im Vorjahr farblich angepasst.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 6.370)
Um die Hintergründe des bis heute grundsätzlich beibehaltenen rot-gelben Farbschemas der Baselland Transport AG (BLT) zu kennen, muss ein Abschnitt der Geschichte der Autobus AG, Liestal (AAGL) genauer betrachtet werden.
Insbesondere infolge politischer und wirtschaftlicher Veränderungen musste die seit 1905 bestehende Autobus AG (bis 1930 Automobilgesellschft Liestal–Reigoldswil AG) Ende 1972 aufgeteilt werden. Die Unternehmensbereiche Hotellerie, Camionage, Immobilien, Tankstellen, Skilifte sowie die Gondelbahn Reigoldswil−Wasserfallen wurden unter dem neuen Firmennamen Wasserfallen Transport AG weitergeführt. Der Linienbusbetrieb wurde in eine neue Tochtergesellschaft «Autobus AG» eingebracht und diese dem Kanton Basel-Landschaft zwecks Integrierung in die noch zu gründende BLT zum Kauf angeboten.
Am 27. August 1973 stimmte der Landrat der Übernahme des Aktienkapitals der Autobus AG zu. Gegen diesen Beschluss wurde jedoch das Referendum ergriffen, worauf die erfolgreich gestartete neue Gesellschaft ihr Angebot zurückzog und sich auf eine Weiterführung des Betriebs in Eigenregie einstellte. Der frische Elan sollte mit einer neuen Farbgebung der Fahrzeuge unterstrichen werden: Mindestens einer der beiden 1973 aus dem aargauischen Baden gebraucht übernommenen weinroten Autobusse des Typs Mercedes-Benz O 322 wurde nicht im bisher üblichen Ockerbraun der alten Autobus AG umlackiert, sondern erschien in kräftigem Gelb mit blauen Zierstreifen und Stossstangen. Als Vorbild dienten ganz offensichtlich die neuen Strassenbahn-Gelenkwagen Be 4/6 101–108 der Birseckbahn AG (BEB).
Gelb-Blau schien nicht zu überzeugen. Nun sollte ein breites rotes Band für einen deutlicheren Akzent auf der gelben Grundfarbe sorgen. Tief in den Siebzigerjahren ging der Trend bekanntlich zu kräftigen Farben… Der sich gerade in Revision befindende Wagen 36 (FBW B51UA) bot sich als Versuchsobjekt an und erschien im Sommer 1974 als erster im neuen Gewand. Dieses Farbschema hatte Bestand; die AAGL hielt bis in die Achtzigerjahre daran fest, ebenso die anderen privaten Busbetriebe im Oberbaselbiet.
Urahn der BLT-Farbgebung: 1974 erschien der Wagen 36 der Autobus AG nach einer Revision in gelb-rotem Gewand.
© Autobus AG, Liestal
Zuerst die Farbe…
Formal entstand die BLT bekanntlich im Dezember 1974 durch den hauptsächlich politisch motivierten Zusammenschluss der vier Basler Vorortsbahnen Birsigthalbahn AG (BTB), Birseckbahn AG, Trambahngesellschaft Basel–Aesch AG (TBA) und Basellandschaftliche Ueberlandbahn AG (BUeB). Die Direktion des jungen Unternehmens mit Dipl.-Ing. Peter Matzinger an der Spitze und der Verwaltungsrat hatten sich nun vorwiegend darum zu kümmern, dass aus dem Gemischtwarenladen ein zuverlässig funktionierender Nahverkehrsbetrieb wurde. Sie hatten sich jedoch auch Gedanken über die äussere Gestaltung ihrer Fahrzeuge und über ein Firmenlogo zu machen.
Den blau-weissen Anstrich der Birsigthalbahn AG wollte man auf keinen Fall beibehalten. Eine Umlackierung ehemaliger BTB-Wagen unterblieb jedoch, lediglich das BLT-Signet sowie eine weisse Zierlinie wurden angebracht.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. -)
Dem Vernehmen nach soll an mehreren Verwaltungsratssitzungen hitzig über die zukünftige Farbe der Flotte diskutiert worden sein. Den blau-weissen Anstrich der Wagen der ehemaligen Birsigthalbahn AG (BTB) wollte man auf keinen Fall beibehalten, erinnerte diese Farbkombination doch allzu sehr an Zürcher Trams und Busse! Da gefielen die gelben Be 4/6 101–108 der BEB mit ihren feinen blauen Zierlinien, Aufschriften und Stossbalken wesentlich besser. Das Unigelb wirkte allerdings etwas blass, so dass ganz nach dem Vorbild der AAGL ein breites rotes Band dafür sorgen sollte, dass die BLT-Fahrzeuge im Verkehr hervorstachen und sich von den Fahrgästen auch aus der Distanz gut wahrnehmen liessen.
Gelbe Strassenbahnen oder Busse waren in Schweizer Städten in den Siebzigerjahren eher eine Ausnahme. Einzig in Schaffhausen und Neuenburg verkehrten solche in grösserer Zahl. Hingegen waren gelbe Busse mit rotem Streifen landesweit bekannt: Postautos! Der Automobildienst der damaligen PTT wehrte sich denn auch umgehend gegen weitere Fahrzeuge in diesem Gewand. Es dürfte einige Verhandlungen gebraucht haben, bis sich die BLT durchsetzen konnte.
BLT-Gelb und Birseckbahn-Gelb unterschieden sich − wenn überhaupt − nur in Nuancen: BLT-Be 4/6 104 mit B3 27 (noch in BEB-Farben) anlässlich der Ausstellung «Eisenbahn – Vorbild und Modell» anno 1978 im Einsatz auf der Linie 1/4.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 42.48)
Das BLT-Gelb von 1975 unterschied sich von jenem der BEB-Be 4/6 101–108 − wenn überhaupt − nur in Nuancen. Es beruhte auf einem VSM-Farbton 1). Ab ungefähr 2005 erhielten die BLT-Fahrzeuge ein leicht helleres Gelb (RAL 1023 «Verkehrsgelb»). Das rote Band entsprach RAL 2002 «Blutorange» (auf Drucksachen hingegen RAL 3020 «Verkehrsrot»). An den Fahrzeugfronten von Bussen wurde es ab 2007 nicht mehr angebracht, bei neuen Schienenfahrzeugen ab 2022 nicht mehr.
2022 aktuelles Farbschema der BLT. Das rote Band wurde ab ca. 2007 an den Fahrzeugfronten von Bussen nicht mehr angebracht.
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 254_247)
…dann das Logo
Noch vor der eigentlichen Gründung der BLT lagen Logoentwürfe für den zukünftigen kantonalen Verkehrsbetrieb vor. Einzelne davon wurden sogar probeweise auf Fahrzeugen angebracht. Der Be 4/6 102 der Birseckbahn trug beispielsweise im Sommer 1974 für kurze Zeit ein solches Versuchslogo. Ob er damit das Depot Arlesheim überhaupt verlassen hat, ist allerdings nicht überliefert, ebensowenig, wer als Urheber hinter der Grafik steckte. Das Logo bestand aus einem Baselbieterstab (roter Krummstab mit sieben Krabben; Wappen des Kantons Basel-Landschaft) und drei Pfeilen. Die Verwandtschaft mit dem bekannten, 1972 eingeführten SBB-Logo mit Schweizerkreuz und Doppelpfeil scheint offensichtlich.
Während längerer Zeit war der Be 4/6 103 mit einem anderen Versuchslogo unterwegs. Auf jeder Längsseite des A-Wagens prangte ein blauer Doppelpfeil. Alle Zierlinien und die Aufschriften «BIRSECKBAHN» wurden zuvor entfernt.
Das zeitlose, bis heute prinzipiell beibehaltene BLT-Logo kam schliesslich ganz anders daher. Es wurde 1975 vom Grafiker Werner Jauslin geschaffen, welcher seinerzeit beim kantonalen Baudepartement angestellt war. Das Logo mit der in 18 senkrechte Balken aufgelösten Abkürzung «BLT» wirkte dynamisch und konnte als sich bewegendes Objekt interpretiert werden.
Alle acht Be 4/6 ex Birseckbahn AG erhielten bis im Januar 1976 das rote Band mit dem neuen Logo. Hingegen verzichtete die BLT auf eine kostspielige Umlackierung der blau-weissen Fahrzeuge der ehemaligen Birsigthalbahn AG. Lediglich die beiden neueren Autobusse Nrn. 1 und 2 erschienen 1977 in gelb. Die Bahnwagen erhielten das BLT-Signet (weiss auf blauem Grund) sowie eine weisse Zierlinie ungefähr auf Wagenbodenhöhe.
Trends und Geschmäcker ändern sich bekanntlich. Auch das BLT-Logo wurde 2007 von der Geschäftsleitung hinterfragt. Eine grundlegende Veränderung wurde zwar geprüft, schliesslich aber verworfen. Man kam zum Schluss, dass das Logo immer noch zeitgemäss sei und einen hohen Wiedererkennungseffekt besitze. Im Zusammenhang mit der Überarbeitung der Corporate Design-Richtlinien kam es jedoch zu einer leichten Modifikation: Die äusseren Balken wurden etwas verstärkt, so dass das Logo insgesamt etwas homogener daherkam.
Redesign 2024
2024 nahm die Baselland Transport AG ihr fünfzigjähriges Jubiläum zum Anlass, das Corporate Design einer sanften Überarbeitung zu unterziehen.
Am bekannten Logo wurde festgehalten. Um im digitalen Bereich besser einsetzbar zu sein, kam die Buchstaben-Trilogie nun aber rundlicher und kräftiger daher. Aus den 18 senkrechten Einzelbalken wurden je nach Grösse und Anwendung 14 oder weniger, die meisten davon in gleicher Breite und mit optimierten Zwischenräumen. Als Neuerung durfte das «B» jetzt auch mal alleine stehen, sozusagen als Abkürzung des Akronyms BLT und fallweise ergänzt mit dem Motto des Unternehmens: «Wir machen vorwärts.»
Ebenso erhalten blieb das rote Band auf den Fahrzeugflanken. Breiter als in den Jahren vor dem Redesign ausgeführt vermochte es wieder einen deutlichen Akzent auf der im Ton unveränderten gelben Grundfarbe zu setzen. Die Farbe des Logos im roten Band wechselte von Gelb auf Weiss. Die damit beabsichtigte Reminiszenz an den Kanton Baselland litt allerdings unter dem neuen, je nach Lichtverhältnissen zu Koralle tendierenden Rotton, welcher jenem des Logos von Pick-e-Bike, einem von der BLT betriebenen Sharingsystems für E-Fahrzeuge, entsprach.
Das neue Logo und das neurote Band wurde bei den neuen Niederflurwagen «TINA» gleich von Beginn an angebracht, bei den Be 6/10 Tango im Rahmen der 2024 noch bevorstehenden «Midlife-Revisionen». Bei Fahrzeugen, die noch weniger als fünf Jahre im Einsatz blieben, liess die BLT das alte Design bestehen.
1) VSM = Verein Schweizerischer Maschinen-Industrieller (heute Swissmem)
Zuletzt aktualisiert am 15. September 2024 von Dominik Madörin
Das neue Logo der BLT ist aus meiner Sicht in etwa gleich schlecht gestaltet und nichts aussagend wie das seit einigen Jahren eingesetzte Logo der AAGL. Schade, da wär so viel ungenutztes Potential drin.