Henri Pieper wurde am 31. März 1867 in Liège geboren. Sein Vater, Henri Pieper sen. (* 30. Oktober 1840, † 23. August 1898), siedelte 1859 aus Westfalen nach Belgien um und gründete dort eine Waffenfabrik. Pieper jun. erbte den Erfindergeist seines erfolgreichen Vaters und baute in dessen Fabrik eine Abteilung «Elektrizität» auf. 1889 gündete er in Liège die International Company of Electricity, ein Unternehmen für den Bau von Elektromaterial. Die Firma unterhielt zahlreiche Beziehungen zu ähnlich gelagerten Fabriken im Ausland, in Deutschland etwa zu AEG und Rathenau.

Als unermüdlicher Erfinder beschäftigte sich Pieper jun. auch leidenschaftlich mit allem, was auf den Strassen unterwegs war: Trams, Fahrräder und Autos. 1893 war er an der Entwicklung und dem Bau der ersten elektrischen Strassenbahn Belgiens beteiligt. Sein Unternehmen startete auch erfolgreich in die Herstellung von Fahrrädern. An der Spitze der SA des Établissements Pieper Liège et Nessonvaux nahm Pieper jun. den Wettlauf um die Entwicklung von Automobilen auf, blieb jedoch weitgehend erfolglos. Lediglich vom «Auto-Mixte», einem aussergewöhnliches Modell eines Hybridautos mit Verbrennungsmotor und Batterieantrieb, konnten bis zum Ersten Weltkrieg einige Exemplare abgesetzt werden.

Henri Pieper jun. starb am 12. September 1952 in Bruxelles. Unter seinen zahlreichen patentierten Erfindungen befanden sich auch Bremssysteme für Strassenbahnen. Die elektrohydraulische Öldruckbremse kam bei einigen Fahrzeugen der Basler Strassenbahnen (B.St.B.) zum Einbau.

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