Das Depot Hüslimatt, noch ohne Aufstockung des Verwaltungstraktes und ohne die in den Jahren 2005–2006 errichtete Osterweiterung (Aufnahme vom 2. Juni 1994)
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. -)

Die im täglichen Einsatz stehenden Strassenbahnwagen der Linien 10, 11, E11 und 17 werden heute ausserhalb des Stadtgebiets in den Depots Hüslimatt und Ruchfeld der Baselland Transport AG (BLT) eingestellt und gewartet.

Bestrebungen, neuen Depotraum für die Fahrzeuge der Linie 17 Basel (Heuwaage)–Rodersdorf zu schaffen und die alten, im Zentrum von Oberwil liegenden Anlagen zu ersetzen, reichen weit zurück und waren bereits vor der Diskussion über eine Umstellung des Betriebs auf Strassenbahnrollmaterial aktuell. Allerdings nahm das Vorhaben erst gegen Ende der Siebzigerjahre Fahrt auf, als die Betriebsumstellung beschlossene Sache und eine neue Anlage unumgänglich geworden waren.

Ein seinerzeit bestehendes Projekt für eine von den Basler Verkehrs-Betrieben (BVB) und der BLT gemeinsam betriebene Grosswerkstätte im Raum BVB-Depot Dreispitz / Walkeweg verleitete dazu, die geplante Neuanlage als reine Einstellhalle mit Möglichkeiten für den Kleinunterhalt sowie die periodische Wartung zu konzipieren und auf einen Werkstatt-Bereich zu verzichten. Insbesondere dadurch liess sich die erforderliche Arealgrösse von ursprünglich 35’000 bis 40’000 m2 auf etwas über 20’000 m2 reduzieren. Dem Depot angegliedert werden sollten Personalräume, ein Bürotrakt für die Direktion und Verwaltung der BLT, die Betriebsleitstelle, ein Sützpunkt für den Bahn- bzw. Baudienst sowie ein solcher für den Unterhaltsdienst der elektrischen Anlagen.

Folgende Standorte unterzog man einer genaueren Eignungsprüfung:

  • Industrie- und Gewerbezone Ettingen (Im Brühl)
  • Landwirtschaftszone zwischen Ettingen und Therwil (südlich Marchbach / östlich Kantonsstrasse)
  • Industrie- und Gewerbezone zwischen Therwil und Oberwil (Hüslimatt)

Ein Vergleich ergab eindeutige Vorteile für Oberwil (Hüslimatt), gewisse Vorteile für den Standort zwischen Ettingen und Therwil und deutliche Nachteile für Ettingen (Im Brühl). Nach umfangreichen Diskussionen mit Behörden und Orientierungen der Bevölkerung entschied sich der Verwaltungsrat der BLT am 20. November 1978 für den Standort Oberwil, so dass das nach Eisenbahngesetz erforderliche Plangenehmigungsverfahren eingeleitet werden konnte.

Das zwischen 1981 und 1983 errichtete Depot Hüslimatt war für die Unterbringung von 46 zweiteiligen Gelenkwagen Be 4/6 à 20 m Länge sowie einige Dienstfahrzeuge ausgelegt und nach dem Durchlaufprinzip konzipiert. Zur Verfügung standen

  • 1’008 m überdachte Abstellgleise für Tramwagen
  • 82 m Unterhaltsgeleise («Standgleise»)
  • 64 m Wartungsgleise mit Waschanlage

Aus der Form der zur Verfügung stehenden Parzellen in Oberwil, dem Anschlusspunkt der Depotgleise an die Stammstrecke und dem Durchlaufprinzip ergab sich ein langgezogenes Gebäude, dessen rund 170 m lange Längsseite parallel zur Stammstrecke lag. Einstellende Tramzüge von Basel oder von Ettingen her fuhren am Nordende in das Depotareal ein und gelangten zum Waschplatz, wo die Stirn- und Heckpartien sowie die Trittstufen gereinigt und Sand nachgefüllt wurde sowie eine Sichtinspektion von unten stattfand. Anschliessend passierten die Fahrzeuge die automatische Waschanlage und erreichten über die südliche Wendeschlaufe eines der sechs Abstellgleise, wo die Innenreinigung erfolgte. Wurde bei der Inspektion ein Mangel festgestellt, erfolgte die Zuweisung auf einen Standplatz im Wartungstrakt. Der Betriebsablauf im Depot geschah im Gegenuhrzeigersinn, so dass sich keine Überschneidungen ergaben. Die Abstellgleise waren daher im östlichen Teil der rund 40 m breiten Halle angeordnet. Auf jedem Abstellgleis fanden vier Doppeltraktionen à 40 Meter bzw. acht einzelne Be 4/6 hintereinander Platz.

Die Gleisharfen sowie die beiden Wendeschlaufen lagen ausserhalb des Gebäudes. Der kleinste Kurvenradius betrug 20 m und lag damit wesentlich über dem seinerzeit für Wendeschlaufen üblichen Mass von 12 bis 14 m. Der Anschluss an die Hauptstrecke erfolgte doppelspurig und signalgesichert mit Zu-/Wegfahrmöglichkeiten von und nach allen Richtungen. Die südliche Schlaufe diente ausschliesslich dem Depotbetrieb, während die Nordschlaufe zusätzlich eine Wendemöglichkeit für nur bis Oberwil fahrende Kurse bot. Auf eine weitere Wendeschlaufe im Zentrum Oberwils liess sich so verzichten.

Bereits vor der offiziellen Inbetriebnahme wurden auf dem Strassenweg einige überzählige Be 4/6 der 200er-Serie in das Depot Hüslimatt verbracht, da alle anderen Abstellmöglichkeiten ausgeschöpft waren.

Ansicht der Gesamtanlage im Sommer 2022: Nordschlaufe (rechts). architektonisch gelungene Einhausung der Weichenstrasse (vorne), Busgaragen und Parkhaus (hinten links). Das Gebäude im Vordergrund links gehört nicht zur Anlage.
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. -)

Das Depot Hüslimatt erfuhr 2005 bis 2006 einen grosszügigen Ausbau, indem auf der Ostseite ein neuer Abstell- und Unterhaltstrakt für moderne Niederflurfahrzeuge angebaut und ein Teil des bestehenden Unterhaltstrakts auf der Westseite (Gleise 12 und 13) für die Fremdnutzung durch die Firma Bombardier 1) angepasst worden waren. Die Gleisharfen sowohl auf der Süd- als auch auf der Norseite wurden zwecks Lärmschutz und Schutz vor Witterung eingehaust. Dadurch liessen sich gleichzeitig die sechs bestehenden Abstellgleise für bis zu 47 m lange Multigelenkwagen verlängern. Die erweiterte Anlage bot Abstellplatz für 46 Tramkompositionen à 47 m. Für Dienstfahrzeuge und Tram-Oldtimer stand ein zusätzliches Gleis zur Verfügung.

Innenansicht des Neubauteils von 2006
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. DFA_5021)

2011 installierte die BLT eine Photovoltaikanlage auf dem Dach. Im Rahmen einer Erneuerung der Gleisanlage im Herbst 2014 wurde die Nordschlaufe umgebaut und die Geometrie zugunsten einfacherer Depoteinfahrten aus Richtung Oberwil angepasst. Gleichzeitig wurde die Sicherungsanlage modernisiert. Die Leitstelle zügelte 2015 in die Nordwestecke des Komplexes, nachdem die vorher in diesem Gebäudeteil untergebrachte Elektrowerkstatt verlegt worden war.

Schema der Gleisanlage des Depot Hüslimatt zwischen 2006 und 2014.

1) Grossunterhalt und Revisionen am Rollmaterial der BLT führte bis 2018 die Firma Bombardier Transportation durch, dies bis 2008 im ehemaligen Werk Pratteln (vormals SWP), anschliessend im entsprechend ausgebauten BLT-Depot Hüslimatt.

Zuletzt aktualisiert am 9. November 2024 von Dominik Madörin