Wagen Nr. 8114 am 28. Dezember 2022 im Einsatz auf der Linie 33 beim Wielandplatz. Grosse Glasflächen und das Fahrzeug-Grunddesign mit Elementen aus der Mercedes-Benz-Studie «Future Bus» führen zu vielen dunklen Flächen.
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 301_115)
Im Zuge der Umstellung der gesamten Busflotte auf elektrischen Betrieb beschafften die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) 2022–23 in einem ersten Los neben acht Doppelgelenkbussen der Firma Carrosserie HESS AG auch 57 Fahrzeuge aus dem Hause EvoBus GmbH, einem Tochterunternehmen der Daimler Truck AG (ab 2023 Daimler Buses GmbH). Die Bestellung teilte sich in 19 12-Meter-Normbusse und 38 Gelenkbusse auf, wobei die Anzahl Normbusse aufgrund der Verlängerung der Linie 46 von ursprünglich 16 auf 19 Exemplare aufgestockt worden war.
Die 19 Zweiachser des Typs Mercedes-Benz 628 10 eCitaro ersetzten unter anderem die drei verbliebenen MAN NL 313/A21 Nrn. 821, 822 und 828 sowie die zehn erdgasbetriebenen MB O 530 CNG Citaro FL Nrn. 801–810. Nach der Baselland Transport AG (BLT) und der Autobus AG, Liestal (AAGL) waren die BVB bereits das dritte Unternehmen in der Region Nordwestschweiz, welches sich von den in DE-Mannheim produzierten Fahrzeugen überzeugen liess.
Heckansicht des Wagens Nr. 8109: Das grundsätzliche Fahrzeugkonzept ging gut erkennbar aus dem klassischen Niederflur-Stadtbus Mercedes-Benz O 530 Citaro mit Diesel- oder Gasantrieb hervor.
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 301_80)
Das grundsätzliche Layout des Elektrobusses eCitaro blieb gegenüber dem klassischen Niederflur-Stadtbus Mercedes-Benz 628 02 Citaro mit Verbrennungsmotor (Diesel oder Gas) unverändert. Lediglich die neue Front mit entliehenen Gestaltungselementen der Studie «Future Bus» von Mercedes-Benz sowie die höhere Dachverkleidung zur Verbergung von Batterien, Batteriekühlsystem und Dachklimaanlage bzw. Wärmepumpe charakterisierten den Null-Emissions-Bus.
Bei der Hinterachse griff EvoBus auf die Portalachse AVE 130 von ZF Friedrichshafen AG mit integrierten flüssigkeitsgekühlten Asynchron-Radnabenmotoren zurück. Nahe der beiden Hinterräder arbeiteten zwei 3-Phasen-Elektromotore mit einer Leistung von jeweils 125 kW (170 PS) und einem Drehmoment von zwei Mal 485 Newtonmetern bei Motordrehzahlen von bis zu 11’000 Umdrehungen pro Minute. Die gesamte Antriebseinheit mit Lenkern, Federn und Dämpfern wog insgesamt 1’220 Kilogramm. Die Bremsenergie wurde zurückgewonnen und in der Antriebsbatterie gespeichert.
Zehn Batteriebaugruppen mit einer Kapazität von 330 kWh versprachen eine Reichweite von 120 bis 220 Kilometern, abhängig von klimatischen Bedingungen, Topographie und Auslastung. Die einzelnen Module waren im Heckbereich anstelle von Dieselmotor und Getriebe sowie auf dem Dach platziert. Eine Wärmepumpe heizte oder kühlte den Fahrzeuginnenraum je nach Jahreszeit.
Im Gegensatz zu den Fahrzeugen der BLT (eCitaro Nrn. 1001ff.) bzw. der Autobus AG, Liestal, konnte die Ladung nicht nur über Kabel/Stecker, sondern auch über einen Pantographen auf dem Dach erfolgen. Ein Nachladen war somit auch an einer Ladestation bei einer Endhaltestelle möglich (Opportunity Charging = Gelegenheitsladung). Die maximale Ladeleistung lag bei 300 kW.
Die von den BVB bestellte Ausstattung mit drei Türen sicherte einen schnellen Fahrgastwechsel. Im Innenraum waren Haltestangen und Handläufe aus Nirosta und gebürstetem Edelstahl, mit Nadelvlies verkleidete Seitenwände sowie gepolsterte Sitze mit Lederbezug vorgesehen. Über mehrere TFT-Monitore sollten die Fahrgäste informiert und unterhalten werden. Die Nutzung eigener Endgeräte wurde durch WLAN und zahlreiche USB-Steckdosen unterstützt.
Auch die Chauffeure profitierten von hohem Komfort. Ihre Kabine war durch eine Trennscheibe mit Sprech- und Geldrückgabe-Öffnung vom Fahrgastraum abgetrennt. Der drehbare, elektrisch verstellbare Fahrersitz war beheizbar. Mit Abbiege-Assistenten, aktiven Bremsassistenten sowie der Reifendruckkontrolle setzten die BVB auf maximale Sicherheit. Anstelle klassischer Innen- und Aussenrückspiegel kamen Kameras und Bildschirme zum Einbau. Eine Video-Überwachungsanlage verschaffte Übersicht im Bus, eine Rückfahrkamera half beim Rangieren.
Insbesondere bei der Linie 33 genügte die Reichweite der Batterien nicht für eine Tagesleistung, was mangels Nachlademöglichkeiten zur Einplanung entsprechenden Fahrzeugauswechslungen führte. Am 12. Februar 2023 strebt der Wagen 8114 Schönenbuch zu.
© Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 301_230)
Die Farbgebung der Elektrobusse wirkte leider trist. Die dunkelgrüne BVB-Hausfarbe wurde aufgrund optischer Erweiterungen der ohnehin grossen Fensterflächen durch schwarz lackierte Bereiche stark zurückgedrängt. An der Front war Grün gar nur noch im unteren Bereich des Stossfängers anzutreffen, während sich die A-Null-Säulen als Fortsetzung der Bugzierlinie in Weiss präsentierten. Schwarz daher kamen auch die Übergangselemente von Front- und Heckbereich zum Dach, die sogenannten Inseln oder Mützen. Ebenso verschwanden die dynamisch geschwungenen Unterkanten der Seitenfenster sowie die dreidimensional ausgeformten Partien der Radläufe – beides typische Designmerkmale des Citaro ab der zweiten Generation – vollständig in schwarzen Flächen.
Die Lieferung erfolgte mehrheitlich im November/Dezember 2022. Drei Wagen (Nrn. 8101, 8103 und 8118) stiessen erst im Januar 2023 zur Flotte. Ab dem 19. Dezember 2022 standen die Fahrzeuge im Fahrgastbetrieb, und zwar auf den Linien 31 (sonntags), 33, 42 und 46. Auf keiner dieser Linien erfolgte ein Nachladen der Batterien auf der Strecke. Bei den ganztägig verkehrenden Linien 31 und 33 genügte die Reichweite nicht für eine Tagesleistung, was zur Einplanung entsprechenden Fahrzeugauswechslungen führte.
Technische Daten bei Inbetriebsetzung:
Marke/Typ: Mercedes-Benz 628 10 eCitaro
Anzahl Wagen: 19
Wagennummern: 8101–8119
Im Linienbetrieb: seit 2022
Chassis, Karosserie: EvoBus GmbH
Anschaffungskosten/Wg.: ca. CHF 800’000.–
Länge über Stossbalken: 12’135 mm
Breite: 2’550 mm
Höhe: 3’500 mm
Radstand: 5’900 mm
Taragewicht: ca. 14’280 kg
Sitz-/Stehplätze: 29+1/47
Höchstgeschwindigkeit: 80 km/h
Anzahl Fahrmotoren: 2 (radnabennahe Asynchronmotoren)
Hersteller/Typ: ZF AVE 130
Maximalleistung: 2 x 170 PS bzw. 2 x 125 kW
bei Drehzahl: 3’520 U/min
Übersetzungsverhältnis im Radkopf: 1:22,66
Batterietyp: Lithium-Ionen
Hersteller/Typ: Akasol NMC2
Batteriekapazität: 330 kWh
Bremsen: Elektronisch geregelte Zweikreis-Druckluftbreme, elektrodynamische Rekuperationsbremse, Haltestellenbremse, Federspeicher-Feststellbremse
Fahrzeugporträts
MB 628 10 eCitaro Nr. 8101
Kennzeichen: BS 99601
Inbetriebsetzung: 2023
Ausmusterung: –
MB 628 10 eCitaro Nr. 8102
Kennzeichen: BS 99602
Inbetriebsetzung: 2022
Ausmusterung: –
MB 628 10 eCitaro Nr. 8103
Kennzeichen: BS 99603
Inbetriebsetzung: 2023
Ausmusterung: –
MB 628 10 eCitaro Nr. 8104
Kennzeichen: BS 99604
Inbetriebsetzung: 2022
Ausmusterung: –
MB 628 10 eCitaro Nr. 8105
Kennzeichen: BS 99605
Inbetriebsetzung: 2022
Ausmusterung: –
MB 628 10 eCitaro Nr. 8106
Kennzeichen: BS 99606
Inbetriebsetzung: 2022
Ausmusterung: –
MB 628 10 eCitaro Nr. 8107
Kennzeichen: BS 99607
Inbetriebsetzung: 2022
Ausmusterung: –
MB 628 10 eCitaro Nr. 8108
Kennzeichen: BS 99608
Inbetriebsetzung: 2022
Ausmusterung: –
MB 628 10 eCitaro Nr. 8109
Kennzeichen: BS 99609
Inbetriebsetzung: 2022
Ausmusterung: –
MB 628 10 eCitaro Nr. 8110
Kennzeichen: BS 99610
Inbetriebsetzung: 2022
Ausmusterung: –
MB 628 10 eCitaro Nr. 8111
Kennzeichen: BS 99611
Inbetriebsetzung: 2022
Ausmusterung: –
MB 628 10 eCitaro Nr. 8112
Kennzeichen: BS 99612
Inbetriebsetzung: 2022
Ausmusterung: –
MB 628 10 eCitaro Nr. 8113
Kennzeichen: BS 99613
Inbetriebsetzung: 2022
Ausmusterung: –
MB 628 10 eCitaro Nr. 8114
Kennzeichen: BS 99614
Inbetriebsetzung: 2022
Ausmusterung: –
MB 628 10 eCitaro Nr. 8115
Kennzeichen: BS 99615
Inbetriebsetzung: 2022
Ausmusterung: –
MB 628 10 eCitaro Nr. 8116
Kennzeichen: BS 99616
Inbetriebsetzung: 2022
Ausmusterung: –
MB 628 10 eCitaro Nr. 8117
Kennzeichen: BS 99617
Inbetriebsetzung: 2022
Ausmusterung: –
MB 628 10 eCitaro Nr. 8118
Kennzeichen: BS 99618
Inbetriebsetzung: 2023
Ausmusterung: –
MB 628 10 eCitaro Nr. 8119
Kennzeichen: BS 99619
Inbetriebsetzung: 2022
Ausmusterung: –
Zuletzt aktualisiert am 7. Februar 2024 von Dominik Madörin
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