Die meisten Wagen der Serie 207 bis 216 standen bis 1978−79 in Betrieb, so auch der Be 2/2 213, welcher im Sommer 1976 die Haltestelle Bahnhof SBB bedient. Der Wagen 215 blieb – zusammen mit dem Anhänger 423/1223 – der Nachwelt erhalten und präsentiert sich seit 1987 in dunkelgrünem Farbkleid.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 74.1656) bzw. © Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 74_490)
 

Im Jahre 1931 beförderten die Basler Strassenbahnen (B.St.B.) 45,5 Mio. Fahrgäste, was einen neuen Rekord darstellte. Zur Bewältigung der Frequenzen führte die Verwaltung im Mai 1932 einen neuen Fahrplan ein. Um den dadurch zu knappen Fahrzeugbestand zu ergänzen und um Fahrzeuge der ersten zweimotorigen Serie von 1897 abstellen zu können, bedurfte es neuer Motor- und Anhängewagen.

Bei der Debatte über das Kreditbegehren im Grossen Rat wurde einem Antrag, wenigstens die Hälfte der Fahrzeuge als Vierachser auszuführen, nicht stattgegeben, obwohl solche seit 1929 in Zürich zur vollen Zufriedenheit verkehrten. So kam es zu der von der B.St.B. beantragten Bestellung der letzten Basler Zweiachs-Motorwagen.

Die Ce 2/2 207–216 waren eine Weiterentwicklung der zwischen 1925 und 1931 in verschiedenen Teilserien gelieferten Ce 2/2 173–206. Wie bei den gleichzeitig gelieferten Anhängewagen C 423–434 verzichtete man auf Sitze mit umlegbaren Rückenlehnen. Dies und eine leichte Verlängerung des Wagenkastens (ca. 350 mm) ermöglichte, kurze Längssitze über den vier Sandkästen anzuordnen, um eine Erhöhung der Sitzplatzzahl zu erreichen. Westinghouse-Druckluftbremse, Magnetschienenbremsen sowie Scherenstromabnehmer entwickelten sich zum Standard. 74-PS-Motoren und Brosebandkästen waren ebenfalls bereits bei der Ablieferung vorhanden.

Ce 2/2 207
Ce 2/2 207 im Ablieferungszustand. Die Fahrzeuge galten als ausgereift und störungsarm – Modernisierungen oder Umbauten drängten sich während den knapp 50 Jahren Einsatzzeit nicht auf.
© Werkaufnahme SIG (Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen)

Technische Daten bei Inbetriebsetzung:

Typenbezeichnung: Ce 2/2
Anzahl Wagen: 10
Wagennummern: 207 bis 216
Im Linienbetrieb: 1933 bis 1979

Mechanischer Teil: SIG
Elektrische Ausrüstung: BBC
Anschaffungskosten/Wg.: CHF 64’760.–

Länge über alles: 9’730 mm
Grösste feste Breite: 2’200 mm
Grösste feste Höhe: 4’050 mm
Radsatzabstand: 3’100 mm
Radsatzfolge: B0
Dienstgewicht: 15’360 kg
Sitz-/Stehplätze: 20/16
Höchstgeschwindigkeit: 30 km/h

Anzahl Fahrmotoren: 2
Hersteller/Typ: BBC GTM 132
Stundenleistung: 2 x 74 PS bzw. 2 x 54 kW
Übersetzungsverhältnis: 1:5,71

Bremsen: elektrische Widerstandsbremse, Zweikammer-Druckluftbremse, Magnetschienenbremse, Handbremse, Einrichtungen für Anhängewagen-Solenoidbremse

Die meisten Wagen der Serie standen bis 1978–79 im Linieneinsatz. Sie prägten zusammen mit «ihren» Anhängewagen C 423–434 bzw. 1223–1234 während knapp dreissig Jahren das Gesicht der Linien 12 und 14 nach Muttenz–Pratteln und waren stets im Depot Wiesenplatz beheimatet. 1972 von modernem Rollmaterial abgelöst, verdienten sie ihr Gnadenbrot auf den Linien 2 und 7/24. Die Fahrzeuge galten als ausgereift und störungsarm – Modernisierungen oder Umbauten drängten sich während den knapp 50 Jahren Einsatzzeit nicht auf.

Am 5. Juli 1963 kollidierte ein Tramzug der Linie 14 auf der Fahrt von der Haltestelle Zeughaus in Richtung St. Jakob mit einem stehenden Personenwagen. Ausfliessendes Benzin entzündete sich. Der Be 2/2 216 und der beteiligte Peugeot 404 brannten in der Folge aus. Mangel an Rollmaterial machte es notwendig, den Motorwagen zu reparieren. Der ab Bodenrahmen neu aufgebaute Wagenkasten (!) wurde für Einrichtungsbetrieb konzipiert und mit quer angeordneten Stahlrohrpolstersitzen, Gummibodenbelag, Leuchtstoffröhren-Innenbeleuchtung ausgestattet. Zudem wurden kleinere, von innen beleuchtete Brosebandkästen montiert und die Signalleuchtenkästen entfernt. Somit wäre der Wagen für den Einsatz auf der damals geplanten Basler Tiefbahn geeignet gewesen…

Nach einem Brand wurde der Be 2/2 216 als Einrichtungswagen wiederaufgebaut und dabei stark modernisiert. Um 1976 erreicht er vom Aeschenplatz her kommend den Bahnhof SBB.
© Sammlung Dominik Madörin, CH-Ettingen (Bild-Nr. 74.1462)

Während des Umbaus eines Basler Modegeschäftes in der Innenstadt wurde vom Aeschenplatz zur provisorischen Filiale in Münchenstein eine kostenlose Strassenbahn-Zubringerlinie eingerichtet. Bei der Haltestelle Fichtenwald (Linie 11, heute Spengler) wurde ein Gleiswechsel eingebaut, so dass nur ein Einsatz von Zweirichtungsfahrzeugen in Betracht kam. Ausgewählt wurden die Be 2/2 207 und 212. Sie erhielten eine schwarz-rosarote Farbgebung und verkehrten vom 17. Mai 1979 bis am 17. September 1980.

Spätere Änderungen (Auswahl)

  • 1952: halbautomatische +GF+-Kupplungen (Länge über alles neu 9’820 mm)
  • 1954–55: Richtungsblinker
  • 1982: Einbau Frequenzweichensteuerung (Be 2/2 215)

Der Be 2/2 215 beendete am 11. April 1979 zusammen mit dem B3 1313 auf der Linie 7 den Einsatz von altem Rollmaterial und blieb der Nachwelt als betriebsfähiger Museumswagen erhalten. Seit 1987 erstrahlt der Oldtimer im dunkelgrünen Farbkleid, nachdem er zuvor ganz in Silber gehalten für «benetton» Werbung gemacht hatte

Aus der Serie 207–216 blieben noch zwei weitere Fahrzeuge der Nachwelt erhalten. Der Be 2/2 209 fand 1979 den Weg zu einem Liebhaber in Hochwald (SO). Nach 44 Jahren im Privatgarten musste für den Wagen – durch eine auf drei Seiten geschlossene Überdachung vor Wind und Wetter gut geschützt und daher noch recht gut erhalten – ein neuer Standort gefunden werden. Seit Sommer 2023 dient er als Bistro auf dem Areal der ehemaligen BVB-Bauwerkstätte Dreispitz, neu im Besitz des Vereins Station Circus. Dieser bespielt das Areal im Rahmen einer Zwischennutzung, womit klar ist, dass für den Be 2/2 209 bald wieder ein neuer Standort gefunden werden muss.

Der Be 2/2 213 wurde 1979 durch den Tramclub Basel an das dänische Strassenbahnmuseum vermittelt. Er wird dort seither gut gepflegt und kommt gelegentlich auf der Zubringerlinie zum Parkplatz zum Einsatz.

Namen anlässlich des Jubiläums «60 Jahre BVB» (1955)

  • Ce 2/2 207: zum Frieden
  • Ce 2/2 208: zur Spinnwieden
  • Ce 2/2 209: zum Wacker
  • Ce 2/2 210: zur Ente
  • Ce 2/2 211: zum Rebstock
  • Ce 2/2 212: zum Hut
  • Ce 2/2 213: zum Morgenstern
  • Ce 2/2 214: zum Drachenfeld
  • Ce 2/2 215: zur schweren Last
  • Ce 2/2 216: zum Klösterlein

Fahrzeugporträts

Ce 2/2 207

→ ab 1956 Be 2/2 207

Inbetriebsetzung: 02.01.1933
Ausmusterung: 1981

Verbleib: Abbruch (Thommen, Kaiseraugst)

ab 17.05.1979: Ganzwerbung «spengler mode-express»

Letzter Zustand mit weiss gestrichenem Innendach. Seitenwände aus dunkelbraunem Renowit.

Ce 2/2 208

→ ab 1956 Be 2/2 208

Inbetriebsetzung: 11.01.1933
Ausmusterung: –

Verbleib: ab 1978 Dienstwagen Xe 2/2 2015

Letzter Zustand mit weiss gestrichenem Innendach. Seitenwände aus grauem Kellco.

Ce 2/2 209

→ ab 1956 Be 2/2 209

Inbetriebsetzung: 18.01.1933
Ausmusterung: 31.12.1978

Verbleib: an privaten Sammler in Hochwald (SO) → 2023 an Verein Station Circus, Basel

Letzter Zustand mit weiss gestrichenem Innendach. Seitenwände aus grauem Kellco.

Ce 2/2 210

→ ab 1956 Be 2/2 210

Inbetriebsetzung: 21.01.1933
Ausmusterung: 31.12.1978

Verbleib: 04.1980 Abbruch (Thommen, Kaiseraugst)

Letzter Zustand mit weiss gestrichenem Innendach. Seitenwände aus dunkelbraunem Renowit.

Ce 2/2 211

→ ab 1956 Be 2/2 211

Inbetriebsetzung: 26.01.1933
Ausmusterung: 01.01.1979

Verbleib: 09.1979 Abbruch (Benkler, Villmergen)

Letzter Zustand mit weiss gestrichenem Innendach. Seitenwände aus grauem Kellco.

Ce 2/2 212

→ ab 1956 Be 2/2 212

Inbetriebsetzung: 31.01.1933
Ausmusterung: 07.11.1980

Verbleib: 03.1981 Abbruch (Thommen, Kaiseraugst)

15.05.1943: Schwere Entgleisung Rothausstrasse (Muttenz); Wagen umgestürzt
ab 17.05.1979: Ganzwerbung «spengler mode-express»

Letzter Zustand mit weiss gestrichenem Innendach. Seitenwände aus dunkelbraunem Renowit.

Ce 2/2 213

→ ab 1956 Be 2/2 213

Inbetriebsetzung: 01.02.1933
Ausmusterung: 01.01.1979

Verbleib: an Sporvejsmuseet Skjoldenæsholm, DK-Skjoldenæsholm (Tw 213)

Letzter Zustand mit weiss gestrichenem Innendach. Seitenwände aus dunkelbraunem Renowit.

Ce 2/2 214

→ ab 1956 Be 2/2 214

Inbetriebsetzung: 06.02.1933
Ausmusterung: 28.09.1972

Verbleib: Abbruch (Schlatter, Münchwilen)

Letzter Zustand mit weiss gestrichenem Innendach. Seitenwände aus dunkelbraunem Renowit.

Ce 2/2 215

→ ab 1956 Be 2/2 215

Inbetriebsetzung: 09.02.1933
Ausmusterung: –

Letzter Zustand mit weiss gestrichenem Innendach. Seitenwände aus dunkelbraunem Renowit.

Ce 2/2 216

→ ab 1956 Be 2/2 216

Inbetriebsetzung: 16.02.1933
Ausmusterung: 31.12.1977

Verbleib: Abbruch (Schlatter, Münchwilen)

05.07.1963: Ausgebrannt nach Kollision Zeughauskreuzung, Wiederaufbau als Einrichtungswagen

Letzter Zustand mit weisser Innendach-Verkleidung und Leuchtstoffröhren-Innenbeleuchtung. Seitenwände aus grauem Kellco.

Zuletzt aktualisiert am 27. November 2023 von Dominik Madörin